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Gasspeicher sind randvoll – LNG-Tanker vor EU-Küsten geparkt

Die Gasspeicher in Europa sind randvoll, das Wetter ist mild, der Gaspreis kann sich entspannen? Hier ein Gesamtüberblick für den Gasmarkt.

Überirdische Gasspeicher
Gasspeicher. Foto: Digitaldesign2 - Freepik.com

Die Gasspeicher in Deutschland und in ganz Europa sind bereits randvoll zum Start der Heizsaison. Das ist ein gutes Zeichen, die Gaspreise könnten deswegen womöglich fallen? Hier ein Überblick der aktuellen Lage mit einem Ausblick.

Gasspeicher fast 100 % voll

Laut Daten von Gas Infrastructure Europe sind die Gasspeicher in Deutschland bis jetzt bereits zu 99,65 % gefüllt, im Gesamtschnitt für die EU sind es 99,32 %. Damit geht Europa sehr komfortabel in die Heizsaison! Weniger Angst vor einer Verknappung bei Gas im Winter könnte sich am Terminmarkt dämpfend auf den Gaspreis auswirken. Im folgenden Chart sehen wir den Verlauf im europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF in den letzten fünf Jahren. Im August 2022 sah man das Hoch bei 342 Euro. In diesem Sommer sah man Tiefs bei 24 Euro – von da aus gesehen ist es bis heute auf 48 Euro ein Anstieg um 100 %. Aber dieses große Bild zeigt, auf welch tiefem Niveau sich das Preisniveau dennoch bewegt.

Gaspreis im Verlauf der letzten fünf Jahre

Experten über die Lage am Gasmarkt

Andreas Schröder, Leiter der Energieanalyse beim internationalen Energiemarktforscher ICIS, erwähnt aktuell, dass nicht nur die Gasspeicher fast bei 100 % Füllstand angekommen sind. Auch würden derzeit 21 Tanker mit LNG (Flüssiggas) vor den europäischen Küsten aus „zusätzlicher Tank“ parken, gegenüber 16 Tankern im Vorjahr. Es gebe derzeit eine geringe Nachfrage nach Gas in Europa wegen dem milden Wetter. Dennoch seien die Märkte wachsam gegenüber Risiken auf der Angebotsseite.

Klaus Müller, Chef der deutschen Bundesnetzagentur, äußert sich aktuell wie folgt:

Blick auf aktuelle Ereignisse am Gasmarkt

Händler beobachten nach wie vor die Entwicklungen im Krieg zwischen Israel und Hamas, auch wenn der Konflikt bisher keine größeren Auswirkungen auf die weltweiten Gasströme hatte. Bloomberg führt aus: Die Gesamt-Gasnachfrage in Europa liegt weiterhin unter den historischen Durchschnittswerten, da das milde und windige Wetter in Teilen des Kontinents anhält. Zusammen mit den hohen Lagerbeständen – die Gasspeicher sind zu über 99 % gefüllt – und der norwegischen Produktion, die sich von den sommerlichen Wartungsarbeiten erholt, trägt dies dazu bei, dass die Preissteigerungen vorerst begrenzt bleiben.

„Wir sind viel, viel besser vorbereitet als noch vor zwölf Monaten“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der Süddeutschen Zeitung. „Wenn wir einen normalen Winter bekommen, sollte es keine größeren Probleme geben.“ Für eine vollständige Entwarnung sei es aber „noch zu früh“, fügte er hinzu.

Steigende Lieferungen von Gas aus Norwegen und per LNG-Tanker sorgen für volle Gasspeicher

Die Winderzeugung hat in dieser Woche in Teilen Westeuropas stark zugenommen, was die Nachfrage nach Gas im Energiesektor weiter verringert, da der Sturm Ciaran über Südengland auf die Nordsee zuzieht. Das Zentrum des Sturms befindet sich jetzt über dem Ärmelkanal, mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern, wie der Wetterdienst Meteonews am frühen Donnerstag berichtete.

Dennoch ist der europäische Gasmarkt nach dem Verlust der meisten russischen Lieferungen im vergangenen Jahr, die als Puffer zur Deckung überraschender Nachfragespitzen dienten, weiterhin anfällig. Jede größere globale Versorgungsunterbrechung oder ein starker Kälteeinbruch in Europa oder Asien könnte zu neuen Preisspitzen führen.

„Wir machen uns ein wenig vor, dass das Schlimmste vorbei ist“, sagte Niall Trimble, Geschäftsführer der Beratungsfirma Energy Contract auf einer FT-Veranstaltung in London diese Woche. Der Markt werde „etwas holprig“ bleiben, bis um 2027 eine neue Welle globaler LNG-Lieferungen eintrete.

Kommentar

FMW: Aktuell sieht die Lage also entspannt aus. Vor allem die volle Auslastung der Gasspeicher in Europa könnte über die nächsten Wochen für eine relativ entspannte Lage im Gaspreis sorgen. Aber man weiß ja nie. Von diesem tiefen Preisniveau aus kann es auch weiterhin zu großen prozentualen Preissteigerungen kommen, die dann groß wirken mögen. Im größeren Bild aber – siehe obiger Chart – befinden wir uns auf tiefen Preisniveaus, verglichen mit der Gaskrise im letzten Jahr.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Spanien kauft auch kräftig ein.
    Aber wenigstens kein Frackinggas, sondern verflüssigtes Pipelinegas

    https://nachrichten.es/spanien-erhoeht-seine-importe-von-russischem-gas-um-50/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Zahlen sind doch was schönes.

      Europa hat vor dem Ukrainekrieg 45-55% seines Gas als Pipelinegas aus Russland bezogen und 5% als LNG-Gas und 40-50% aus anderen Quellen, so grob (je nach Jahr/Monat).

      Jetzt bezieht die EU <5% seines Gas aus Pipelinegas aus Russland dafür aber 8-10% aus LNG.

      D.h. auch wenn sich die LNG Mengen absolut erhöht haben hat Europa (und damit auch Spanien) 80% der Gasmengen aus Russland reduziert und das ist das Entscheidende.
      https://www.consilium.europa.eu/de/infographics/eu-gas-supply/

      Aber hey, klingt natürlich nicht halb so skandalös wie "Spanien erhöht seine LNG Einfuhren aus Russland!"

  2. Oh Toll !
    LNG Gas, sowas wollte ich schon immer, Das hört sich doch schon viel besser an wie Russengas, oder ? brennt bestimmt länger und heißer. Und dann, wenn es noch aus Katar kommt , noch besser, weil Katar ist sozial eingestellt und größter Unterstützer der Palästinenser, der Hamas.
    Ich dag´s ja, wenn wir unseren Habeck nicht hätten …

    1. @ottonorma

      Dreht sich Ihre kleine aufgeregte Protestwelt im Kopf auch noch um andere Dinge, als um Habeck und die Grünen?

      Historischer Fakt ist doch, Russland hat über Gazprom im Winter 2021 die deutschen Gasspeicher leerlaufen lassen und 2022 nicht wieder aufgefüllt. Ab Frühsommer 2022 wurden Schritt für Schritt die Gaslieferungen über die verschiedenen Pipelines von russischer Seite reduziert und im Hochsommer komplett eingestellt.
      Eine weitere vertragsgemäße Lieferung – unabhängig von russischen Erpressungsversuchen inklusive Koppelung an die neutrale Erwartungshaltung zur „militärischen Spezialoperation“ – war nicht zu erwarten.

      Nicht nur Habeck und die Grünen, auch alle anderen Parteien mit Ausnahme der blauen Kremlfreunde, eine überwältigende Mehrheit der Bürger und praktisch ganz Europa stimmten überein, Notmaßnahmen für den bevorstehenden Winter zu ergreifen, die Gasversorgung umzustellen und Russlands Kriegskasse in Zukunft vergleichsweise möglichst gering zu bedienen.

      Viele Menschen hatten ebenso wie @Helmut Angst zu frieren.
      Neue langfristige Verträge wurden geschlossen, neue Infrastruktur wurde in Rekordzeit aufgebaut. Alle applaudierten und waren dabei, außer die Dauer-Protestgemeinschaft der blauen Kremlfreunde, die nach Covid-19 nach neuem Sinn und Schlagzeilen für ihre Montagsmärsche suchte.
      Die ökonomische und geopolitische Welt wurde in wenigen Monaten mit großer Zustimmung komplett umgebaut.
      Das russische Pipelinegas-Thema ist erledigt und muss nicht ständig neu aufgewärmt werden. Jeder weiß, dass es konkurrenzlos billig war, aber auch mit unvorstellbar viel Blutgeld erkauft.

      Dass Sie nun mit Eigeninteressen – völlig losgelöst von historischen Entwicklungen und durch völlige Ignoranz tagtäglicher russischer Kriegsverbrechen – die Abscheulichkeiten der Hamas dagegen auszuspielen versuchen, ist ein weiteres Indiz auf Ihre völlig fehlende Empathie, Ihr nicht vorhandenes Geschichtsbewusstsein zur jüngeren Historie und Ihre rein egozentrische, narzisstische Weltsicht.

      Der Hinweis und die Schuldzuschreibung auf Habeck ist ein nettes, hilfloses und perfides Ablenkungsmanöver.
      Ich mag mir gar nicht vorstellen, wäre ein schon ohne Krisen und Herausforderungen völlig überforderter Herr Altmaier mit dem Problem konfrontiert worden.

      Ich sag´s ja, wenn wir unseren @ottonorma nicht hätten …

    2. Achso die unfassbaren Mengen LNG-Gas aus Katar die Deutschland kauft? 80% des LNG Gases kommen aus den USA, <1% aus Katar https://de.statista.com/infografik/amp/30782/deutsche-lng-importe-nach-herkunftsland/ (und nachdem LNG auch nur ~10% des deutschen Gasimports ausmacht ist das Gas aus Katar <0,1% des deutschen Verbrauchs also vollkommen irrelevant).

      Wenn wir unsere Populisten nicht hätten…

      (Habeck/DE/EU hat außerdem russisches Gas nicht sanktioniert, Russland wollte es nur nicht mehr liefern um die Unterstützung für die Ukraine zu verhindern.)

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