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Kursverluste bei Anleihen Genossenschaftsbanken-Gewinn – eine Frage der Sichtweise

Die Genossenschaftsbanken vermelden aktuell deutlich weniger Gewinn. Dazu gibt es zwei legitime Betrachtungsmöglichkeiten.

Gut oder schlecht? Da ist für jede der beiden Betrachtungsweisen was dabei! Und beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung! Die deutschen Genossenschaftsbanken haben aktuell Daten gemeldet. Im genossenschaftlichen Bankensektor in Deutschland ist der offizielle Gewinn im vergangenen Jahr um rund zwei Drittel gesunken. Grund sind hohe Abschreibungen auf Wertpapier-Eigenanlagen.

Der konsolidierte Gewinn vor Steuern bei den Genossenschaftsbanken belief sich laut Bloomberg insgesamt auf rund 3,9 Milliarden Euro, verglichen mit etwa 10,5 Milliarden Euro im Jahr davor, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Dienstag vor Journalisten in Frankfurt erklärte (hier die offizielle Mitteilung).

Die Bewertungsverluste bei den Eigenanlagen der Genossenschaftsbanken seien fast ausschließlich von temporärer Natur, erklärte BVR-Vorständin Tanja Müller-Ziegler. In den Folgejahren sei mit Wertaufholungen zu rechnen, “da die Anlagen solide Bonitäten aufweisen und grundsätzlich bis zu den Endfälligkeiten verbleiben”.

Werde nur das operative Bankgeschäft mit Kunden betrachtet, dann liege die genossenschaftliche Gruppe nahezu unverändert zum Vorjahr auch 2022 bei einem Ergebnis von über 8 Milliarden Euro. Die Eigenanlagen von Genossenschaftsbanken bestehen zu einem Großteil aus festverzinslichen Wertpapieren. Diese hatten wegen der schnellen Zinswende im vergangenen Jahr stark an Wert verloren.

Beim Ausblick auf das laufende Jahr zeigen sich die Genossenschaftsbanken optimistisch. “Wir rechnen derzeit nicht mit weiteren wesentlichen Bewertungseffekten in den Eigenanlagen, sondern bereits mit ersten Wertaufholungen”, sagte Müller-Ziegler. Zudem sei mit einem Anstieg des Zinsüberschusses zu rechnen. Allerdings warnte sie auch davor, dass der Zinsaufwand relativ stärker als der Zinsertrag steigen werde, da die Institute mit weiter steigendem Leitzinsniveau verstärkt Zinsen an die Kunden weitergeben dürften.

FMW-Anmerkung: Aufgrund der Abschreibungen ist es ein viel kleinerer Gewinn von nur noch 3,9 Milliarden Euro, in der Tat. Aber wie beschrieben: Ohne die Abschreibungen auf Wertpapierbestände wäre der Gewinn der Genossenschaftsbanken genau so groß gewesen wie im Vorjahr. Und wenn man davon ausgeht, dass die gehaltenen Anleihen in den nächsten Jahren wie geplant voll zurückgezahlt werden, dann fließen 100 % Nennwert zurück an die Genossenschaftsbanken, und die Abschreibungen auf derzeitige Kursverluste (Buchverluste) werden sozusagen rückabgewickelt durch Wertaufholungen, also Buchgewinne. Unter dieser Annahme läuft das Geschäft der Volks- und Raiffeisenbanken derzeit weiterhin gut.

Die DZ Bank ist eine der Eckpfeiler der Genossenschaftsbanken
Die DZ Bank ist eine der Eckpfeiler der Genossenschaftsbanken. Photographer: Alex Kraus/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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