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Ungewöhnliche Stückelungen Gold: In China bei Generation Z voll im Trend

„Es ist im Grunde unmöglich, durch den Kauf von Gold Geld zu verlieren“

Gold mit Kurstafel im Hintergrund
Bild: Marin Zacon, Freepik

Angesichts der schlimmsten Wirtschaftsflaute in China seit 15 Jahren, einem volatilen Aktienmarkt, der Krise am Immobilienmarkt und relativ niedrigen Bankzinsen setzt die Generation Z im Reich der Mitte vermehrt auf Gold. Das Edelmetall erreicht seit Ende Oktober 2023 ein Allzeithoch nach dem anderen. Interessant ist die Art und Weise, wie die jungen Chinesen investieren.

Gold in ungewöhnlicher Form

Mit einem Gewicht von nur einem Gramm werden kleine Bohnen aus Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zunehmend als die sicherste Anlagemöglichkeit für junge Chinesen angesehen. Gemäß Bloomberg News sind sie Teil eines größeren Trends, der sich um alles dreht, was mit Gold zu tun hat: von Barren über Armbänder, Bohnen und anderen Schmuck. Bisher hat dieser Trend vor allem das Festland erfasst.

„Es ist im Grunde unmöglich, durch den Kauf von Gold Geld zu verlieren“, argumentiert Hong, eine 18-jährige Studienanfängerin, die Informatik in der Provinz Fujian studiert und im Januar begann, Goldbohnen zu kaufen, weil sie relativ niedrige Kosten von etwa 600 Yuan (83 US-Dollar) pro Gramm haben. Sie besitze mehr als zwei Gramm der Bohnen und werde diese weiterhin kaufen, solange die Kosten unter den internationalen Goldpreisen liegen. Aktuell wird Gold in China mit einem Abschlag zum Weltmarktpreis gehandelt.

Ein Grund, warum die jungen Chinesen die edlen Bohnen als Anlageform präferieren, ist die relative Alternativlosigkeit. Ein anderer Grund ist die glänzende Performance. Kryptowährungen, wie Bitcoin und Altcoins unterliegen Restriktionen. Immobilien und Aktien sind bei den Anlegern im Reich der Mitte in Ungnade gefallen. Ganz anders das gelbe Edelmetall, das in den kleinen Stückelungen auch als Sparguthaben taugt und das Edelmetall zudem von Rekordpreis zu Rekordpreis eilt, wie der Kurschart in chinesischen Yuan pro Feinunze von TradingView zeigt:

Gold in chinesischen Yuan eilt von Rekordhoch zu Rekordhoch

Goldbohnen als Einstiegsinvestment

Die in Gläsern erhältlichen Bohnen gelten gemäß Bloomberg News als Einstieg für junge Verbraucher in die Goldanlage und sind die neuesten Verkaufsschlager in chinesischen Juweliergeschäften. Laut dem China Jewelry Consumer Trends Report 2023 der Chow Tai Fook Jewellery Group Ltd. gehören vor allem Vertreter der Generation Z – die unter der hohen Jugendarbeitslosigkeit und dem Abgleiten des Landes in die Stagnation leiden – zu den Top-Konsumenten von Goldaccessoires in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Die Anziehungskraft von Gold entsteht, wenn die Menschen in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten mit unklaren Perspektiven leben.

Goldrausch in China

Ein Mangel an Vertrauen in traditionelle Investitionen hat einen neuen Goldrausch in China angeheizt. Der Aktienmarkt des Landes verzeichnete nach der Wiedereröffnung nach der Pandemie Rückgänge, wobei einer seiner wichtigsten Benchmarks auf das zuletzt im Jahr 2018 erreichte Niveau zurückfiel. Die Mittelschicht des Landes trägt die Hauptlast des Immobilienrückgangs – während die Zentralbank ihren Leitzins seit Dezember 2021 vier Mal gesenkt hat, was sich negativ auf die Rendite von klassischen Vermögensverwaltungsprodukten auswirkt.

Junge Menschen verzichten in diesen unsicheren Zeiten auf „vergnüglichen Konsum“ und kaufen stattdessen „Schmuck im Asset-Stil“ wie z. B. Goldbohnen, sagt Nikos Kavalis, Geschäftsführer des in London ansässigen Beratungsunternehmens Metals Focus Ltd. gegenüber Bloomberg. Es ist eine Art Sammlerleidenschaft entstanden, die gleichzeitig den Sinn des Vermögensaufbaus erfüllen soll.

Internetsuche nach Gold-Bohnen
Goldbohnen gehen viral – Internetsuche nach dem Begriff „Goldbohnen“ in Festland-China

Nicht alle profitieren von dem Goldbohnen-Boom

Dass die jungen Chinesen der Sammlerleidenschaft in physischem Gold in Form von kleinen Bohnen frönen, mag nicht unter allen Aspekten rational erscheinen, aber bei Gold spielen eben auch immer Emotionen eine Rolle.

Nikos Kavalis warnt in diesem Zusammenhang davor, dass es keinen Sinn macht, in Goldbohnen – oder andere Goldgegenstände – zu investieren, da deren Preis oft 10 bis 30 Prozent über dem Kassapreis des Rohstoffs liegt.

Den Anlegern wäre es besser gedient, Geld in Gold-ETFs (Exchange Traded Funds) zu parken, sagte er. Gemäß dieser Argumentation dürften Zentralbanken gleichwohl keine Barren und Anleger keine Münzen kaufen. Jede Anlageform, auch ETFs, haben ihre Berechtigung. Auch wenn sie von dem jetzigen Boom noch nicht profitieren.

Im Falle der Bohnen ist es neben der Sammlerleidenschaft vor allem die Leistbarkeit für junge, einkommensschwache Menschen. Die wenigsten Angehörigen der Generation Z in China werden sich die berühmte Monats-Unze Gold (31,1 Gramm) zum Sparen leisten können. Eine kleine Goldbohne schon eher – mit allen Vorteilen, die physisches Edelmetall gegenüber digitalen Gold-Kontrakten bietet.

Die Generation Z entdeckt Gold für sich

Entgegen aller Warnungen der Anlageexperten breitet sich die Faszination für Gold in den sozialen Netzwerken aus. Auf Weibo, dem chinesischen Äquivalent von „X“, dem früheren Twitter, erzielt der Hashtag „Why Are Young People Getting in Buying Gold“ bisher 91 Millionen Zugriffe. Auf der Social-Media-Seite herrscht eine lebhafte Diskussion über den dauerhaften Wert von Gold. In einem beliebten Beitrag heißt es: „Der Kauf von Gold hält Probleme in Schach.“

Laut einem Bericht des World Gold Council (WGC) aus dem Jahr 2021 sind schätzungsweise drei Viertel der Goldkonsumenten mittlerweile zwischen 25 und 35 Jahre jung und viele glauben, dass Investitionen in Gold risikoarm sind. Diese Überzeugung wird bestärkt, da der Preis des Edelmetalls seit Monaten mehrere historische Höchststände erreicht hat. Eine Unze Gold hat in diesem Monat zum ersten Mal die Schwelle von 2.190 US-Dollar kurzzeitig überschritten. Auch in anderen Währungen, wie dem Euro, konnte das gelbe Edelmetall mit neuen Allzeithochs glänzen.

Goldverkäufe auf Sechsjahreshoch

Laut chinesischen Regierungsdaten erreichten die Verkäufe von Gold, Silber und Edelmetall-Schmuck im Dezember ein Sechsjahreshoch, was einem Anstieg von 29,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Edelmetalle stellen mittlerweile einen der am schnellsten wachsenden Verbrauchermärkte in China dar.

Laut einem Sprecher des chinesischen Juweliers Luk Fook Holdings International Ltd. erreichte der Kauf von Goldbohnen zum Verschenken und Investieren während des neuen Mondjahres in China ebenfalls einen neuen Höhepunkt.

Sogar Banken haben sich den traditionellen Goldhändlern angeschlossen, um Goldbohnen zu verkaufen. China Merchants Bank Co. beispielsweise hat im Juli 2023 seine Reihe von Goldbohnen-Sets eingeführt.

„Trotz des jüngsten Anstiegs des chinesischen Goldpreises zeigen die Verbraucher immer noch eine starke Vorliebe für Gold“, sagte Cindy Yeung, Vorsitzende und Geschäftsführerin von Emperor Watch & Jewellery Ltd. gegenüber Bloomberg News. Wie andere große Schmuckhändler nutzt auch Emperor soziale Medien und E-Commerce-Plattformen, um über Gold zu informieren.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Mann stelle sich nur mal vor die Chinesen würden Silber als günstigere Investition entdecken und massiv in das Edelmetall investieren!!
    Der Kurs würde vermutlich explodieren🍾🍾

    1. Silber wird auch industriell gebraucht und verbraucht, nicht nur als Anlage und kann dadurch, wenn es für die modernen Techniken mehr benötigt wird, schnell im Preis steigen.

  2. Es kann nur erahnt werden, wieviel Gold das in Österreich und Tschechien noch bis 10.000 € anonym gekauft werden kann, legal über die Grenzen nach Deutschland gebracht wird.
    Oder gleich in einem österreichischen Schließfach landet.
    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

  3. Dies ist ein Testkommentar zur Überprüfung meiner E-Mailadresse.Seit kurzem kann ich die Wirtschaftsdaten nicht mehr lesen.Ich soll meine E-Mailadresse und das Passwort eingeben.Dass ich jemals ein Passwort eingegeben habe ist mir nicht bekannt.Ausserdem soll meine E-Mailadresse nicht bei FMW gespeichert sein.Zur Zeit bewege ich mich hilflos im Kreis.Sollte meine Adresse nicht mehr registriert sein kann ich auch keinen Kommentar abgeben,oder?

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