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Griechenland: Rückkehr an den Anleihemarkt geglückt – die interessanten Details sind nun bekannt

Jetzt stehen die Fakten fest. Griechenland hat gestern zum ersten Mal seit drei Jahren eine lang laufende Anleihe begeben. Sie läuft über fünf Jahre. Ausgegeben wurde ein Volumen von 3 Milliarden Euro, wobei eigentlich...

FMW-Redaktion

Jetzt stehen die Fakten fest. Griechenland hat gestern zum ersten Mal seit drei Jahren eine lang laufende Anleihe begeben. Sie läuft über fünf Jahre. Ausgegeben wurde ein Volumen von 3 Milliarden Euro, wobei eigentlich zunächst an vier Milliarden Euro gedacht wurde. Der Zinskupon liegt überraschend tiefer als zunächst gedacht, nämlich bei 4,375%. Da der Verkaufskurs unter dem Nominalwert der Anleihen von 100% liegt, ergibt sich für die Investoren eine Rendite von 4,625%.

Bei der Emission vor drei Jahren lagen Zinskupon und Rendite bei 4,75% und 4,95%. Damals waren es ebenfalls 3 Milliarden Euro Volumen, aber satte 20 Milliarden Euro Nachfragevolumen. Gestern waren es bei 3 Milliarden Euro Angebot nur 6,5 Milliarden Euro Nachfragevolumen. Es ist eben immer eine Frage der Sichtweise. Im Vergleich zur Emission vor drei Jahren ist das natürlich enttäuschend. Aber wenn man bedenkt, welches Theater rund um Griechenland seitdem stattfand, kann man aber eher sagen, dass es ein Erfolg ist, dass Investoren überhaupt wieder griechische Anleihen kaufen wollen, und dann auch noch zu einem größeren Volumen als angeboten!

Aber ein wichtiges Signal für Alexis Tsipras und den Kapitalmarkt wird sein: Griechenland konnte diese Emission zu leicht besseren Konditionen durchführen als vor drei Jahren! Also kann man „stolz“ sagen, dass das Vertrauen der Investoren in das Land angeblich gewachsen ist. Gut, es ist zwar nur gewachsen durch gigantische Stützungsmaßnahmen der Euro-Partner, aber egal. Sie haben in den letzten Jahren so viel Geld nach Athen gepumpt, dass doch eigentlich allen Beobachtern klar sein dürfte: Griechenland wird auch bei zukünftigen Krisen weiter gestützt, damit die Forderungen der Euro-Partner gegen Griechenland auch weiter buchhalterisch „ihren Wert behalten.“

Als Griechenland im Sommer 2015 kurz vor dem Euro-Austritt stand, sank die in 2014 zuletzt begebene Anleihe auf einen Börsenkurs von nur noch 57% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). Damit lag die Rendite bei satten 23% für denjenigen Verrückten, der sie zu diesem Zeitpunkt kaufte. Bis heute ist der Kurs wieder auf 102% gestiegen. Warum wir diese Anleihe nochmal ansprechen? Sie spielt bei der gestrigen Emission eine wichtige Rolle. Denn wie man aus Finanzkreisen hört, waren gut die Hälfte der Käufer der gestrigen Anleihe Investoren, die bereits Inhaber der Anleihe sind, die 2014 emittiert wurde und somit 2019 ausläuft.

Sie nahmen das gestrige Angebot der griechischen Regierung an ihre alten Anleihen gegen die gestern neu ausgegebenen Anleihen zu tauschen mit einem kleinen netten Kursaufschlag beim Verkauf, was die Regierung in Athen eine Bonussumme von 40 Millionen Euro gekostet haben soll. Warum Athen das macht? Nun, Menschen aus der Finanzbranche bezeichnen sowas als „Verlängerung des Schuldenprofils.“ Denn damit muss Griechenland in 2019 bei der Rückzahlung der 2014er-Emission gut 1,5 Milliarden Euro weniger ausgeben. Diese Kosten verschieben sich für Athen somit um drei Jahre in die Zukunft. Denn man hat ja gestern für fünf Jahre verkauft, also bis zum Jahr 2022. Man zahlt also jetzt 40 Millionen Euro Bonus, damit man ca. 1,5 Milliarden Euro Schuldenrückzahlung für drei Jahre in die Zukunft verschieben kann.

Aber wohl auch ohne diesen Anreiz hätte das Nachfragevolumen ausgereicht um die drei Milliarden Euro zu verkaufen. Aber ob die Emissionsrendite auch ohne diesen Anreiz unter der Rendite von vor drei Jahren gelegen hätte, das ist unklar. Für Alexis Tsipras ist die gestrige Emission ein „maßgeblicher Schritt“ um die Rettungsmaßnahmen Mitte nächsten Jahres zu verlassen. Dann geht es wieder endgültig zurück an den freien Kapitalmarkt. Dann kann man ohne Euro-Partner weiter fleißig Schulden in die Zukunft verschieben, in dem man alte Schulden mit neuen Schulden bezahlt. Wenn der IWF dabei mit Extra-Krediten (1,6 Milliarden Euro stehen im Raum) noch mit hilft, um so besser!



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