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Handelskrieg USA vs China abgeblasen? US-Märkte vorbörslich im Plus

Die USA hatten letztes Jahr nach eigenen Angaben ein Handelsbilanzdefizit nur mit China in Höhe von 375 Milliarden Dollar. Importen von 505 Milliarden Dollar standen lediglich Exporte von 130 Milliarden Dollar gegenber. Das ist ein verdammt guter Grund für einen großen Handelskrieg – aber der wurde nun offenbar erst einmal (!) abgeblasen.

Zwar hat Donald Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow gestern beim US-Sender CBS gesagt, dass Zölle keineswegs vom Tisch seien. Zölle seien Teil jeder Verhandlung, und sie könnten womöglich Teil von Zwangsmaßnahmen sein. Aber das klingt eher nach einer allgemeinen Drohung um dem Gegenüber Stärke zu zeigen. Wichtiger scheinen die konkreten Aussagen von US-Finanzminister Steve Mnuchin, vom Weißen Haus, und von den offiziellen chinesischen Regierungsmedien zu sein. Von diesen drei Organen hört man am Wochenende von einer grundsätzlichen Einigung, die aber noch nicht ins Detail geht.

Man werde keinen Handelskrieg führen, und die gegenseitige Erhöhung von Zöllen werde beendet – so sagte es Chinas Vize-Regierungschef Liu He. US-Finanzminister Mnuchin klang in seinen Aussagen sehr ähnlich, als er sagte, dass es gegenseitige Strafzölle vorerst nicht mehr geben werde. Man habe bedeutende Fortschritte erzielt. Es gehe jetzt darum ein Rahmenabkommen zu vereinbaren.

Das Wichtigste für die USA ist, dass das Defizit endlich verringert werden soll, und zwar in großem Umfang. Das soll erreicht werden, indem China deutlich mehr Produkte aus den USA importiert. Hierbei wurden die Bereiche Agrar und Energie genannt. Dies werde Wachstum und Beschäftigung in den USA fördern, so das Weiße Haus. Das klingt natürlich gut für die US-Arbeiter im Bergbau und in der Landwirtschaft. So eine Vereinbarung war auch dringend nötig, denn China war gerade dabei den US-Landwirten die Exporte abzuwürgen – jetzt steht offenbar das Gegenteil bevor – noch mehr Agrar-Exporte von Trumps Stammwählern Richtung China. Dafür wird er sich mächtig feiern lassen.

Aber wer verliert? Denn irgendwer muss in dieser Rechnung verlieren. Wenn China beispielsweise Kohle und Erze aus den USA kauft, könnten diese Produkte teurer sein als die Importe, die bislang massenhaft aus Australien kommen. Also zahlen chinesische Importeure mutmaßlich höhere Preise, und australische Rohstoffkonzerne sowie die hiermit verbundenen Arbeitsplätze sind die Verlierer. Ebenso wird es beispielsweise mit großen Agrar-Produzenten wie Brasilien laufen – hier werden Exporteinnahmen wegbrechen und das Land wird noch mehr in die Krise stürzen, weil die fehlenden Umsätze jetzt in die USA umgelenkt werden.

Also ist es doch noch „irgendwie“ ein Handelskrieg – zulasten anderer Länder, die indirekt betroffen sind, weil ihnen Umsätze fehlen, und Jobs verloren gehen werden! Der US-Aktienmarkt scheint diese Nachrichtenlage natürlich positiv aufzunehmen – der Dow Jones notiert 3 1/2 Stunden vor Börsenstart mit einem Plus von 227 Punkten, der S&P 500 mit +16 Punkten.

Handelskrieg
Ein Sojabohnenfeld in Indiana, USA.



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2 Kommentare

  1. Schönes Märchen …. die Chinesen werden mehr für importierte Rohstoffe zahlen?

  2. Richtig , jemand verliert u.ein anderer gewinnt, wie immer ein Nullsummenspiel, ein Beweis,dass die Globalisierung keine WIN WIN WIN Sache war wie man den Leuten immer weismachen wollte.

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