FMW-Redaktion
Irgendwie ist der Wurm drin derzeit für die englische Premierministerin Theresa May: vor den Wahlen in genau einer Woche gehen die Umfragewerte für ihre Partei Stück für Stück in den Keller, der Vorsprung für ihre Tories vor Labour schmilzt laut Umfragen immer mehr. May hatte sich geweigert, in einem TV-Duell gegen Labour-Chef Corbyn anzutreten, das scheint ein Fehler gewesen zu sein.
Nachdem die Konjunkturdaten aus UK nach dem Brexit-Votum – zur Überraschung vieler Ökonomen – zunächst stark blieben, geht es in den letzten Wochen und Monaten doch erkennbar bergab: so etwa bei den britischen Immobilienpreisen, die nun den dritten Monat in Folge rückläufig sind, wie heute der Hypothekenspezialist Nationwide bekannt gab. Das Grundproblem: das schwache Pfund nach dem Brexit-Votum heizte die Inflation an, die Löhne stiegen weniger als die Inflation, ergo sank die Kaufkraft – was wiederum die rückläufigen Immobilienpreise erklärt.
Nun hat Manchester United, einer der Top-Clubs der Premier League, bekannt gegeben, dass zahlreiche Spieler lieber in Euro als in Pfund bezahlt werden möchten – naturgemäß vor allem jene Spieler, die vom europäischen Festland stammen und den Verfall des Pfunds als Einkommensverlust wahr nehmen.
Gestern hatte der Finanz-Chef der Premier League, Cliff Baty, bei einer Veranstaltung in London diese Wünsche zwar als verständlich, jedoch nicht realisierbar bezeichnet – schließlich sei man ein Unternehmen, dessen Währung der Pfund Sterling sei, so Baty. Zwar würden gerade die großen englischen Clubs durch die europäischen Wettbewerbe, in denen sie spielen, Euros verdienen, allerdings hätten die Clubs dennoch nicht genug Euros, um die Spieler in der Gemeinschaftswährung auch wirklich bezahlen zu können! Daher sei es leider nicht möglich, den zahlreichen Anfragen der Spieler entgegen zu kommen.
Mit dem Verfall des Pfunds verlören die britischen Clubs mehr und mehr ihren Wettbewerbsvorteil (aufgrund der deutlich höheren Einnahmen durch Fernsehgelder!) gegenüber Clubs anderer europäischer Länder. Das mache auch, so Baty weiter, die Verpflichtung neuer Spieler vom europäischen Festland schwieriger.
Britische Clubs, vor allem die „großen sechs“, sind gegen Währungsbewegungen gehedget – schon weil sie international aufgestellt sind und neben Pfund Sterling auch Dollars und Euros einnehmen. Der immer stäkere Wunsch vor allem ausländischer Spieler nach Bezahlung nicht in britischen Pfund ist jedoch ein Zeichen dafür, dass die Dinge mit dem Brexit für die britische Wirtschaft nicht einfacher werden…
Arsenal London, hier in einem Spiel gegen Borussia Dortmund
Foto: wonker – Flickr: Arsenal vs Borussia Dortmund, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17568504
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