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Ihr in Norwegen, ihr habt vielleicht Sorgen…

FMW-Redaktion

Der Chef der norwegischen Notenbank Oeystein Olsen hat in seiner Jahresansprache vor einer ausufernden Nutzung des norwegischen Staatsfonds gewarnt. Der Fonds (hier der Wert in Echtzeit) ist mit 727 Milliarden Euro gut bestückt aus den jahrelangen Öleinnahmen des Landes. Aber jetzt wendet sich das Blatt mehr und mehr.

Olsen sagte in seiner Rede die Regierung werde in diesem Jahr wohl 10 Milliarden Dollar abzapfen um damit Haushaltsausgaben zu finanzieren, die durch fehlende Öleinnahmen sonst nicht bezahlt werden könnten. Wo sonst jeder andere Staat neue Schulden aufnehmen oder die Ausgaben kürzen müsste, muss die Regierung in Oslo nur ihr Polster anzapfen. Der schwache Ölpreis werde Norwegens Wohlstand schmälern, so Olsen, Zitat:

“The fall in oil prices will reduce Norway’s national wealth.“

Aber keine Angst, falls Sie schon das Ende des norwegischen Staatswesens befürchten. Offizielle des Staatsfonds ließen durchblicken man könne die benötigten Entnahmen aus den anfallenden Dividenden und Zinszahlungen bestreiten, die der Fonds erwirtschaftet, welche ca. um die 21 Milliarden Euro jährlich schwanken würden. 10 Milliarden Entnahme bei 21 Milliarden Erlösen aus Dividenden und Zinsen – da ist ja noch ein wenig Luft, oder?

Bleibt der Ölpreis weiterhin relativ niedrig, wird es dabei aber nicht ewig bleiben. Denn parallel dazu existiert seit Jahren ein Niedrigzinsumfeld. Die langfristig investierten Norweger mögen jetzt noch langlaufende viel höher verzinste Anleihen halten, die sie vielleicht vor 10 oder 20 Jahren gekauft haben – und die spülen wohl nach wie vor gute Renditen in die Kasse. Aber diese Anleihen laufen irgendwann aus, und beim Re-Investment gibt´s 0% Zinsen. Aktieninvestments sind derzeit mehr als problematisch, wie der kleine China-Crash im August zeigte. Die Zeit arbeitet gegen den Staatsfonds. Aber selbst wenn die Entnahme des Staates über die jährlichen Renditezahlungen des Fonds hinaus geht – das Fondsvolumen selbst ist ja auch noch da. Also wird es einige Zeit dauern, bis Norwegen als Staat ein echtes Problem hat.

Langfristig, das hatten wir schon in vorigen Artikeln erwähnt, sollte Norwegen sich diversifizieren, denn nur vom Öl und Gas zu leben, ist wie man gerade sieht mehr als riskant. Man möchte ja nicht auf ganz lange Sicht gesehen vom reichen zum verarmten Norwegen werden. Nur als Beispiel erwähnte Olsen in seiner Rede, dass ein norwegisches Ölfeld inzwischen ein Break Even von 30 Dollar pro Barrel erreicht hat, ein anderes von 80 runter auf 45 Dollar. Die Bemühungen scheinen also enorm zu sein die Gewinnschwellen zu senken. Zitat:

„This is perhaps best illustrated by developments in rig rates. The rates followed oil prices upwards, but have fallen in recent months. At the same time, oil companies are slashing costs. The development of the Johan Sverdrup field is now profitable even at oil prices around USD 30 per barrel. For the Castberg field development in the Barents Sea, the break-even price has been reduced from more than USD 80 to below USD 45 per barrel. Norway’s oil age is not over. Proven crude oil reserves are larger today than 10 years ago despite substantial sales over the period. Our gas resources are even larger. So far, only a third of the estimated exploitable Norwegian gas resources have been produced. Oil and gas prices will to a large extent determine the quantity that will be extracted. That is something we can do little about. What we can do is to optimise production efficiency on the Norwegian shelf as far as possible. There is still potential in this respect. Increased productivity and lower costs in the oil industry will contribute to sustaining activity on the Norwegian shelf, which will also benefit the oil service industry. The economic rent should benefit society as far as possible.“

Ähnlich wie die EZB will die norwegische Notenbank die Krone schwach halten um die Wirtschaft zu puschen. Das BIP war im 3. Quartal bei 0 angekommen, im 4. Quartal gab es nur ein Plus von 0,1%. Die Krone hatte seit Ende 2014 bereits drastisch abgewertet gegen den Euro (Chart), und dies soll wohl auch weiter so gehen.

Generell gesehen ist Norwegen einer der Kandidaten für Negativzinsen. Vielleicht noch nicht in den nächsten Monaten, aber in einem Jahr z.B.? Die Krone sollte wohl schwächer tendieren, so scheint es auch die Notenbank zu wollen. Nur ist es ja immer so eine Sache mit der schwächeren Währung. Die wollen im Augenblick ja fast alle haben. Die EZB wird in Kürze höchstwahrscheinlich noch weiter auflockern für einen schwächeren Euro, wo man in Oslo fast schon automatisch mitziehen müsste, damit die Krone nicht wieder stärker wird gegen den Euro.

Aber so schlimm es auch sein mag für Norwegen, und so schlimm es evtl. noch werden mag: Aus Deutschland, Frankreich, oder erst recht aus Spanien und Griechenland heraus darf man sagen: Ihr in Norwegen, ihr habt vielleicht Sorgen, mit eurem Staatsfonds…

EURNOK
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