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Immer weniger Insolvenzen in der Coronakrise – der einfache Grund

Schild mit Insolvenzen durchgestrichen

Die Logik ist einfach. Dank der Coronakrise gehen reihenweise Unternehmen, aber vor allem kleine Restaurants und Cafes den Bach runter, und machen dicht. Die Zahl der Insolvenzen steigt deutlich. Richtig? Falsch. Im Zuge der Coronakrise geht die Zahl der Insolvenzen spürbar zurück. Wie ganz aktuelle offizielle Daten zeigen, meldeten im 1. Quartal 2020 die deutschen Amtsgerichte 4.683 Unternehmensinsolvenzen. Das waren 3,7 Prozent weniger als im 1. Quartal 2019. Zusätzlich zu den Unternehmensinsolvenzen meldeten 20.672 übrige Schuldner im 1. Quartal 2020 Insolvenz an (-6,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal). Darunter waren 15 095 Insolvenzanträge von Verbraucherinnen und Verbrauchern und 4 659 Insolvenzanträge von ehemals selbstständig Tätigen, die ein Regel- beziehungsweise ein Verbraucherinsolvenzverfahren durchlaufen. Tja, ist ein Wunder geschehen?

Nein, die Antwort ist ganz einfach. Wir hatten in den letzten Wochen schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung das tatsächliche Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise optisch in die Zukunft verlagert. Denn seit dem 1. März ist erstmal bis Ende September die Pflicht eine Insolvenz anmelden zu müssen ausgesetzt. Man kann Insolvenz anmelden wenn das eigene Unternehmen den Bach runtergeht, man ist aber nicht dazu verpflichtet! Heute sprechen die Statistiker auch für den Monat Mai von deutlich weniger Insolvenzen als vor einem Jahr. Unsere Meinung: Dadurch wird eine riesige Masse an Insolvenzen aufgespart für den Zeitpunkt nach dem Ende dieser Befreiung von der Pflicht, Insolvenz anmelden zu müssen. Der Berg an kaputten Unternehmen wächst. Aber gut, es ist eine Sondersituation, und es ist nachvollziehbar, warum die Bundesregierung solche besonderen Maßnahmen ergreift. Wir meinen nur: Es sollte sich niemand wundern, wenn gegen Jahresende „ganz plötzlich“ die Zahl der Insolvenzen stark ansteigt, oder regelrecht explodiert. Hier weitere Aussagen der Statistiker von heute:

Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind viele Unternehmen in Not geraten. Dies hat aber bislang noch nicht dazu geführt, dass mehr Insolvenzverfahren eröffnet wurden. Ein Grund dafür ist, dass die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen in der Corona-Krise seit dem 1. März 2020 ausgesetzt ist. Die vorläufigen Angaben zu den eröffneten Regelinsolvenzen in Deutschland, die das Statistische Bundesamt seit dem Berichtsmonat März veröffentlicht, signalisieren wie bereits im April auch für den Mai 2020 eine deutliche Abnahme an Verfahren. Im Vergleich zum Mai 2019 sank die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren um 14,9 %. Die durch die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu deren Eindämmung verursachte wirtschaftliche Krise spiegelt sich somit auch im Mai nicht in der Anzahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren wider.

Insolvenzen Chart Verlauf seit dem Jahr 2008



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4 Kommentare

  1. Wieso sollten mehr Insolvenzen aufkommen, inzwischen ist es staatlich Verboten eine Insolvenz anzumelden. Widerrechtiches Handeln ist eine Straftat. (überspitzt gesagt)

  2. Personalkosten: Kurzarbeitergeld
    Kredite: Corona Zahlungsaussetzung
    Mieten: Corona Zahlungsaussetzung
    Dienstleisterrechnungen: Corona Zahlungsaussetzung
    Lieferantenrechungen: Corona Zahlungsaussetzung
    Steuerzahlungen: Corona Zahlungsaussetzung

    Und wenn die Corona Zahlungsaussetzungen enden, werden sie durch das neue „Wirtschaftszahlungsschutzgesetz“ mit unendlicher Laufzeit ersetzt.

    Ziel: Insolvenzrate 0, Arbeitslosigkeit 0, Himmel auf Erden

    Bzgl. Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker.

  3. Auch eine Möglichkeit die Statistik zu frisieren. Interessant wird es ab Ende Juni, weil dann die ganzen Zahlungsmoratorien (Miete, Kredite etc.) auslaufen und viele mit dem zahlen wieder beginnen müssen. Bin mal gespannt wie viele dann überhaupt noch dazu in der Lage sind…

  4. Was früher noch eine Straftat war, nennt sich jetzt staatlich angeordnete Insolvenzverschleppung…Hurraaa!

    …wir werden uns an diese Insolvenzverschleppung genauso schnell gewöhnen wie an die Verbraucherinsolvenzverfahren.

    Vor einigen Jahrzehnten waren wir noch Kunden.
    Danach, daran können sich die meisten noch erinnern, waren wir Konsumenten.
    Heute sind wir Verbraucher, und das mitten im Klimaschutz-wahnsinn!

    Das Wort „Verbraucherinsolvenzverfahren“ lädt zu Spekulationen ein…

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