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Inflation als Killer der Rally der Aktienmärkte? Irren sich Notenbanker?

Die Aktienmärkte sind in den letzten Tagen extrem volatil – aus Furcht vor einem starken Anstieg der Inflation, auf die dann wiederum Notenbanken wie die Fed reagiren müssen. So stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe heute wieder über die Marke von 1,6% – und brachte damit vor allem den Tech-Sektor unter Druck.

Inflation – nur vorübergehend?

Ist die Sorge vor Inflation übertrieben? In einem Gespräch mit Markus Koch sieht Florian Bohnet, Leiter Research bei DJE, das Thema entspannt: zwar dürfte die Inflation ansteigen, aber dann bei einem Niveau von ca. 3% seinen Hochpunkt erreichen und dann wieder zurück gehen. Zwar sind diese 3% höher als zunächst von den Märkten erwartet, aber bislang signalisiert vor allem die Fed, dass auch sie nur von einem temporären Anstieg der Preise ausgeht.

Entscheidend aber ist: werden die Notenbanken, vor allem aber die Fed, auf die gestiegene Inflation reagieren? Florian Bohnet meint: nein! Die Notenbanken würden nicht „einbremsen“, dazu seien viele Unternehmen in der Lage, höhere Kosten weiter zu geben.

Aber ist das wirklich so? Mit wem auch immer ich derzeit spreche, sagt mir: die Lieferanten erhöhen die Preise deutlich, und vielen bleibt so gar nichts anderes übrig, als selbst die Preise zu erhöhen. Dazu kommen die stark steigenden Rohstoffpreise, die wiederum die Inflationserwartungen erhöhen – was wiederum dazu führt, dass institutionelle Investoren Rohstoffe kaufen als Absicherung gegen Inflation. So entsteht eine Art Teufelskreis sich weiter aufschaukelnder Preise!

Eine Frage muß erlaubt sein: sind Notenbanker oder auch große Vermögensverwalter „zu weit weg“ von der ökonomischen Realität? Unterschätzen sie die inflationären Effekte, die durch viele Branchen (Gastronomie, Einzelhandel etc.) schon deshalb entstehen, weil nur Preisanhebungen in Zeiten von Corona oder Post-Corona einen Geschäftsbetrieb noch einigermaßen überlebensfähig machen? Ein perfektes setup für Inflation?

So oder so: die Politik der Notenbanken und die massiven Stimuli der Politik sind ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Derzeit, so hat man den Eindruck, führen die Märkte die Fed – und nicht anderesherum. Und die Märkte heben faktisch die Kapitalmarktzinsen an – und wetten darauf, dass die Notenbanken letztlich früher als gedacht den Fuß vom Gaspedal nehmen müssen! Und meistens haben die Märkte recht, und nicht die Notenbanken – das gilt insbesondere für die Fed, deren Prognosen und Zukunftserwartungen eher mäßig akkurat ausgefallen sind!

Unterschätzen Notenbanker die kommende Inflation?



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3 Kommentare

  1. „Eine Frage muß erlaubt sein: sind Notenbanker oder auch große Vermögensverwalter „zu weit weg“ von der ökonomischen Realität?“

    Eine Frage muss ebenso erlaubt sein, wo stünden wir heute, ohne „Corona“ ? – Wahrscheinlich stünden wir mit Sicherheit vor steigenden Zinsen ? – Ja !

    Und deshalb machen irgendwelche Infaltionsphantasien keinen Sinn. Ein Beispiel : der „Billig-Flieger“ Ryanair, hat einen Umsatzeinbruch von 95 (!!!) Prozent zu verbuchen, eben wegen Corona !

    wie man jetzt mit irgendwelchen Inlationsängsten den Markt „hertunterreden“ will, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Besonders toll GOLD, aber der Laden MUSS doch steigen, GARANTIERT, 2200 USD, 3000 USD , 5000 USD pro Unze – se sky is se Limit !

    Und…, was ist die Realität ?

    VG
    Marko

    1. Die Realität scheint mir zu sein, dass wir in Deutschland jede Menge Wohlstandkids haben, die krisenfreie Jahrzehnte erlebt haben und zugleich in einer Situation sind, die ihnen die Probleme der Kassiererin oder des DHL-Auslieferungsfahrers vom Hals hält.
      Idealtypisch in der Ferero-Küsschen Werbung porträtiert, mit Polohemd, Kragen aufgestellt und Cabrio. Und die Freundinnen machen sich im Starbucks lustig über die junge Mutter die ein Shirt von H&M trägt: LOGG – Leider Ohne Geld Geboren.

      Das scheint mir die Realität zu sein, aus der solche Kommentare kommen.

  2. Herr Fugmann hat recht wie immer, warum sollten Rohstoffe , als realste aller Realwerte ,nicht stark steigen.Vor allem gewisse Metalle werden schon wegen der Energiewende einen noch nie gesehenen Nachfrageschub erhalten.Corona hat mit der Wirtschflaute und den
    künstlichen Tiefstzinsen alles ausser Aktien ,Immobilien und Anleihen ins bodenlose gedrückt.Jetzt schlägt das Pendel auf die Gegenseite aus. Aus Erfahrung überschiesst das Pendel meistens auf beide Seiten.Und immer noch spricht niemand von inflationären Gesundheitskosten . Sogar die psychischen Probleme von Jugendlichen sind stark steigend.

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