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Zinssenkung vor Juni unwahrscheinlich EZB: Lagarde und Nagel warnen vor verfrühter Senkung der Zinsen

EZB: Lagarde und Nagel warnen vor verfrühter Senkung der Zinsen
EZB Frankfurt. Foto: digograndi - Freepik.com

Neue Aussagen von EZB-Präsidentin Lagarde und Bundesbankpräsident Joachim Nagel deuten darauf hin, dass es die Europäische Zentralbank nicht eilig hat, die Zinsen schon bald zu senken. Damit stellen sich die EZB-Chefin und das deutsche Ratsmitglied gegen die Südländer, womit die Zentralbank in ihrer Kommunikation unklar bleibt. So hatte etwa der Chef der italienischen Notenbank Fabio Panetta jüngst erklärt, dass der Zinsschwenk nahe sei. Die heutigen Aussagen von Lagarde sprechen aber eine andere Sprache und mahnen eher zur Vorsicht, während andere europäische Notenbanker schon baldige Zinssenkungen in Aussicht stellen.

Die EZB-Präsidentin hatte zuletzt mehrfach betont, dass die EZB die weitere Entwicklung der Zinsen davon abhängig macht, wie die Lohnsteigerungen ausfallen werden. Da sie heute darauf hingewiesen hat, dass der vorausschauende Lohnindikator der EZB weiterhin einen starken Druck auf die Löhne signalisiert, ist eher mit einer späteren Zinssenkung zu rechnen. Zudem bestätigte sie, dass die zuletzt eingegangenen Informationen im Großen und Ganzen mit den Einschätzungen vom Dezember übereinstimmten. Es gibt also keinen Handlungsdruck, was für eine Zinssenkung im Juni spricht, so wie es Lagarde im Januar angedeutet hatte.

EZB-Ratsmitglied Nagel warnt vor verfrühten Zinssenkungen

EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel sieht es wie Christine Lagarde. Die Geschichte lehrt laut dem Bundesbankpräsidenten, dass es schlimmer ist, die Geldpolitik zu früh zu lockern als zu spät. Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass “es oft schmerzhafter war, wenn man zu früh die Zinsen gesenkt hat und dann möglicherweise in eine weitere Phase reingelaufen ist, in der die Preise angestiegen sind und man dann Gegenmaßnahmen ergreifen musste”, erklärte Nagel gegenüber Bloomberg am Rande einer Veranstaltung Mittwochabend in Leipzig.

“Man weiß auch, dass das volkswirtschaftlich den höheren Preis bedeutet”, führte er aus. “Ich würde uns allen anraten, geduldiger zu sein”, so Nagel an die Adresse seiner Kollegen im Rat der Europäischen Zentralbank.

Zinsen: EZB-Nagel und Lagarde für spätere Zinssenkung
Joachim Nagel

Zinssenkung vor Juni unwahrscheinlich

Nagel und andere EZB-Räte haben signalisiert, dass eine erste Senkung der Leitzinsen vor Juni unwahrscheinlich ist. Viele sind noch immer vorsichtig mit Blick auf das Risiko, dass steigende Löhne die Inflation wieder anheizen könnten. Die stärker als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten für Januar haben die fortgesetzten Risiken für Geldpolitik deutlich gemacht.

“Die Strategie ist eher zielführend, robuster zu sein, länger auf einem bestimmten Zinsniveau zu bleiben”, führte Nagel aus. Man müsse “genau überlegen, ist die Situation jetzt so, dass die Daten es hergeben, dass die Zinsen gesenkt werden können.”

Das Inflationsbild habe sich verbessert. Es sei jedoch noch ein weiter Weg, bevor die Währungshüter zufrieden sein können.

Die Zahlen gehen in die richtige Richtung, seien aber noch nicht da, wo sie sein sollen. Spätestens 2025 werde die EZB ihr Inflationsziel von 2% aber erreichen, so der Bundesbankchef.

“Wenn ich mir die Preisentwicklung gerade im Service-Sektor anschaue, die scheint auch noch so stark zu sein”, sagte Nagel. “Ich muss die nächsten Zahlen abwarten, aber es sorgt mich nicht so sehr, dass wir das Ziel unterschießen können.”

FMW/Bloomberg



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