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Italien: Notenbank warnt genau vor dem, was die Regierung tun will

In Italien hat die Notenbank „Banca d’Italia“ heute ihren aktuellsten Finanzstabilitätsbericht veröffentlicht. Darin warnt sie ihrer Kernaussage, dass in Italien die Hauptprobleme für die finanzielle Stabilität beim niedrigen Wirtschaftswachstum sowie bei hohen Staatsschulden zu suchen sind.

Was hat die aktuelle Regierung vor? Die Neuverschuldung soll massiv steigen, drei Mal stärker als von der Vorgängerregierung geplant. Und das Geld soll größtenteils draufgehen für Wohltaten ans Wahlvolk, wie zum Beispiel ein Bürgereinkommen. Eine gigantische Investitionsoffensive ist nicht in Aussicht, um die Wirtschaftsleistung anzukurbeln. Also darf man getrost davon ausgehen, dass zwar die Staatsschulden weiter massiv ansteigen, aber nicht die Wirtschaftsleistung.

Und genau da schießt die Notenbank (vielleicht sogar ungewollt) gegen die Regierung. Natürlich ist jedem Beobachter klar (so sehen wir es), dass die chaotischen Aussagen der neuen Regierung in den letzten Monaten hauptverantwortlich dafür waren, dass die Renditen italienischer Staatsanleihen kräftig stiegen. Die gestiegenen Renditen hätten laut Notenbank verhindert, dass Italien seine Schulden in Relation zum BIP senken konnte.

Kredite an private Haushalte und Zinskoten im Land hätten gelitten. Die hohen Renditen hätten auch die Liquiditäts- und Kapital-Positionen von Banken und Versicherungen in Italien verschlechtert. Unsere Anmerkung: Die Banken standen doch vor einem Jahr eh schon extrem schlecht da!

Wie die Notenbank heute auch mitteilt, haben die italienischen Banken zwischen Mai und September ihre Bestände an italienischen Staatsanleihen um 39 Milliarden Euro aufgestockt, so dass sie nun 1/4 der Papiere selbst halten. Gleichzeitig haben im 2. Quartal ausländische Investoren italienische Papiere verkauft, und ihre Anteile um 3% auf 24% gesenkt. Das sei der stärkste Abbau von ausländischen Investoren seit sechs Jahren. Auch jetzt gehe dieser Trend weiter.

Die Ausländer verabschieden sich also, und die inländischen Banken dürfen einspringen. Da entsteht immer mehr ein verhängnisvoller Kreislauf. Banken retten den Staat, in dem sie ihn finanzieren, und staatliche Institutionen (Notenbank via EZB) sorgen dafür, dass die kaputten Banken mit ihren faulen Krediten weiter leben können. Aber das ist nur unsere Sicht der Dinge. Die Notenbank ist heute auch der Meinung, dass Kreditqualität und die Profitabilität der italienischen Banken gestiegen seien. Der Berg an Schrottkrediten werde zügig abgebaut (wirklich?). Hier einige Aussagen im Wortlaut:

In Italy, the main risks to financial stability stem from low growth and high public debt. Uncertainty about the economic and fiscal policy stance has caused yields on public sector securities to rise sharply, also due to investors‘ fears of a hypothetical redenomination of the debt in a currency other than the euro. Liquidity conditions in the secondary market for government securities are tighter than they were in the early months of the year and the intraday volatility of prices has increased.

Several factors are mitigating the repercussions of the financial turbulence on the economy. Private sector debt is among the lowest in the euro area, the trade surplus is ample and the net international debt position has decreased to almost nil. The high average residual maturity of the public debt slows down the transmission of an increase in government securities yields to the average cost of the debt.

Large and lasting increases in risk premiums on government securities hinder the reduction in the debt-to-GDP ratio, affect the value of household wealth, curb lending to the private sector and make borrowing more costly, and worsen the liquidity and capital positions of banks and insurance companies.

Households‘ financial conditions remain solid, though the fall in security prices has already led to a decline in the value of their wealth. The capital structure of firms has strengthened in recent years, even if the cyclical slowdown is denting earnings growth.

In the banking sector credit quality has continued to improve as has profitability. The stock of NPLs is still diminishing at a fast pace. The results of the EBA’s stress tests of the four Italian banks included in the sample are in line with the average results for the other European banks. The strengthening of banks‘ balance sheets is being adversely affected by the tensions in the sovereign debt market, which have led to a deterioration in liquidity and capital adequacy indicators and to an increase in market risks. The capital of the less significant banks would be more affected by any further falls in the value of government securities than would that of the significant banking groups.

Financial market turbulence has been accompanied by outflows of capital from Italian bond funds. For Italian open-end investment funds the risk of increased requests for redemptions leading to a rapid unwinding of portfolios and greater market volatility is nonetheless limited.

Wer mehr in die Details gehen möchte, kann den ganzen Bericht hier auf 69 Seiten in Englisch nachlesen.

Italien Notenbank
Das Gebäude der Notenbank in Rom. Foto: Szilas CC0



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