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JP Morgan und Job-Verlagerung nach dem Brexit: „Alles hängt ab vom EU-Pass“

JP Morgan-Chef Jamie Dimon hatte es schon mal angekündigt und kommt aktuell erneut auf das Thema zu sprechen. JP Morgan, immerhin die größte Bank der USA, wird wohl zahlreiche Arbeitsplätze aus London verlagern in die EU. Unabhängig vom Brexit sei für ihn...

FMW-Redaktion

JP Morgan-Chef Jamie Dimon hatte es schon mal angekündigt und kommt aktuell erneut auf das Thema zu sprechen. JP Morgan, immerhin die größte Bank der USA, wird wohl zahlreiche Arbeitsplätze aus London verlagern in die EU. Unabhängig vom Brexit sei für ihn aber nur eine Sache entscheidend: Auch bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU könnten alle bisherigen Arbeitsplätze der Bank in UK verbleiben, wenn Großbritannien den sogenannten „EU-Pass“ behalte, so Jamie Dimon gegenüber der italienischen Tageszeitung Il Sole 24 Ore. Immerhin hat JPM 16.000 Mitarbeiter in UK.

„La domanda cruciale è il “passport rule”, un passaporto come quello che abbiamo ora a Londra che consente di operare con controparti Ue. Se sarà mantenuto anche nel dopo Brexit, allora non dovremo cambiare proprio nulla. Ma la Ue potrebbe imporre nuove condizioni sul Regno Unito, spingendo le banche a ridimensionare la loro presenza a Londra. Non sappiamo ancora cosa accadrà: lo scenario peggiore è che dovremo spostare alcune migliaia di dipendenti in altre sedi nell’Eurozona, anche se la maggior parte delle persone dovrebbe rimanere in Gran Bretagna.“

(„Die Kernfrage ist der EU-Pass – der uns derzeit erlaubt, von London aus in ganz Europa zu operieren. Wenn wir den Pass behalten können, bleibt alles, wie es ist. Aber wenn die EU Großbritannien neue Bedingungen auferlegt, müssen die Banken ihre Präsenz in London neu ausrichten. Wir wissen noch nicht, was kommen wird: das schlechteste Szenario würde bedeuten, dass wir tausende Mitarbeiter in andere Teile der Eurozone verlegen müssten – auch wenn der größte Teil in Großbritannien bleiben würde“)
Eigene Übersetzung aus dem Italienischen

Diese Zulassung erlaubt es derzeit Unternehmen in UK ungehindert und uneingeschränkt frei in der ganzen EU zu agieren und seine Produkte zu verkaufen. Jetzt könnte man sagen „EU-Pass“ ist ja 1:1 das selbe wie EU-Mitglied zu sein. Dem ist aber nicht so. Norwegen als Nicht EU-Mitglied hat auch den EU-Pass. Seine Unternehmen haben also freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt, ohne dass das Land in der EU ist. Dies geht aber nur, weil Norwegen sich verpflichtet hat sämtliche EU-Regeln einzuhalten. Aber genau das will UK ja durch den Austritt aus der EU eben nicht mehr.

Man möchte endlich „seine eigenen Regeln machen“. Aber würde die neue Regierung in London es hinbekommen, auch nach einem Austritt den EU-Pass zu behalten, dann bliebe man auch mit voller Stärke in UK, so Dimon. Ihm geht es also nicht um das große Ganze, sondern knallhart nur darum, ob seine Finanzprodukte ohne jegliche Probleme in der EU offeriert werden können. Insgesamt aber, abgesehen von einer klaren Aussage einer einzelnen Bank, arbeitet die Zeit knallhart gegen Großbritannien als Volkswirtschaft. Je mehr Zeit vergeht bis zur Neuwahl eines handlungsfähigen Premierministers/Ministerin im September oder Oktober, desto mehr Zeit haben die Kapitalmärkte nervös zu werden.

Das sieht man diese Woche wie wir schon berichteten an immer mehr Immobilienfonds in Großbritannien, die wg. steigender Mittelabflüsse schließen müssen. Denn großteils haben die Fonds das Fondsvermögen logischerweise in Immobilien investiert, und halten nur einen kleinen Teil Cash vor. Wollen zu viele Anleger auf einmal ihr Geld abziehen, geht nichts mehr. Nun müssen die Fonds versuchen ihre Gebäude zu Geld zu machen um die auszahlungswilligen Anleger bedienen zu können, und lösen damit vermutlich bei den Immobilienpreisen auf der Insel eine Abwärtsspirale aus. Alle wollen verkaufen, nur kaum einer kaufen.

David Cameron scheint diese Dramatik, die auch in anderen Bereichen der Finanzmärkte um sich greift (Britisches Pfund), noch überhaupt nicht erkannt zu haben. Denn sonst hätte er schon längst die Regelung seiner Nachfolge drastisch vorgezogen.



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