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Verbraucher kommen an ihre Grenzen JPMorgan warnt vor der Gefahr einer weiteren Fed-Zinserhöhung

JPMorgan warnt vor der Gefahr einer weiteren Fed-Zinserhöhung

Ist die Fed fertig mit ihren Zinserhöhungen oder kündigt sie in diesem Jahr noch eine weitere an? Diese Frage stellen sich derzeit die meisten Marktteilnehmer. Starke Konjunkturdaten, wie die jüngsten PMIs, ein robuster Arbeitsmarkt und eine hartnäckige Kerninflation sprechen zunächst einmal für eine Fortsetzung des Straffungskurses der US-Notenbank. Laut dem FedWatch Tool der CME besteht eine Wahrscheinlichkeit von 43,5%, dass die Fed die Zinsen im November ein weiteres Mal um 25 Basispunkte erhöht. Davor warnt David Kelly von JPMorgan. Seiner Meinung nach würde die Fed die Verbraucher in eine „gefährliche“ Lage bringen, wenn sie die Zinsen erneut anhebt, während die Inflation bereits nachlässt.

Seine Warnung kam, als die Wetten auf eine weitere Zinserhöhung der Fed am Mittwoch zunahmen, nachdem die Aktivität im US-Dienstleistungssektor auf ein Sechsmonatshoch gestiegen war. Der viel beachtete ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor (PMI) fiel mit 54,5 deutlich besser als erwartet aus (Prognose 52,5). Da die Preiskomponente ebenfalls kräftig zulegte – von 56,8 im Vormonat auf 58,9 im August – kletterte die Rendite-Benchmark 10-jähriger Staatsanleihen wieder in den Bereich von 4,3 %. Für die Aktienmärkte, insbesondere für die Technologiewerte, bedeutet das Gegenwind.

Starke Konjunktur – steigende Fed-Zinsen?

„Die Fed wäre sehr unklug, die Zinsen nur wegen einer kurzfristigen Begeisterung im Dienstleistungssektor wieder anzuheben“, sagte der Chefstratege von JPMorgan Asset Management am Mittwoch im Bloomberg-Fernsehen. „Viele der in Beziehung sehenden Indikatoren, auf die sie sich verlassen haben, funktionieren nicht wirklich. Sie befinden sich hier in gewisser Weise auf unbekanntem Terrain. Ich denke, es gibt ein Zeitfenster für eine sanfte Landung“.

Eine Reihe von Wirtschaftsdaten, die in den letzten Wochen besser als erwartet ausgefallen sind, haben viele an der Wall Street dazu veranlasst, ihre Meinung zu ändern, dass die Fed tatsächlich mit ihrer aggressiven geldpolitischen Straffungskampagne fertig ist. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass sich der amerikanische Verbraucher als widerstandsfähig erweist. Für Kelly wird sich das irgendwann ändern.

Verbraucher kommen an ihre Grenzen

„Sie sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass die Verbraucher unter Druck geraten sind. Wir haben jetzt diese höheren Ölpreise, höhere Benzinpreise. Sie haben die Wiederaufnahme von Studentenkrediten. Darüber hinaus müssen sich die Menschen mit den höheren Hypothekenzinsen auseinandersetzen“, sagte er. „Es gibt eine Grenze, diese könnte erreicht sein. Deshalb werden die Verbraucherausgaben zurückgehen.

Er wies auch darauf hin, dass eine Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt der Zentralbank Spielraum für eine Pause bei den Zinserhöhungen geben sollte. Die jüngste Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 187.000, nachdem die beiden Vormonate deutlich nach unten korrigiert worden waren. Zudem stieg die Arbeitslosenquote überraschend stark auf 3,8%.

„Die eigentliche Frage ist der Arbeitsmarkt, denn wenn man sich den gleitenden Dreimonatsdurchschnitt der Beschäftigtenzahlen ansieht, dann fällt und fällt und fällt er“, sagte er, „Anfang nächsten Jahres wird er irgendwann negativ“, fügte er hinzu. „In dem Moment, in dem wir zwei negative Arbeitsmarktberichte sehen, sind alle Wetten verloren, denn die Fed wird feststellen: ‚Hoppla, wir haben die Wirtschaft wohl doch in eine Rezession getrieben. Das tut uns leid.'“

Fed: Zinspause im September

Die Beamten der Fed werden am 19. und 20. September zusammenkommen und ihre Zinsentscheidung verkünden. Die Terminmärkte gehen indessen davon aus, dass es kaum zu einer Zinserhöhung kommen wird, sodass der Leitzins weiterhin in einer Spanne von 5,25 % bis 5,5 % verbleibt. Bei den Swap-Kontrakten stiegen die Wetten auf eine Zinserhöhung der Fed im November auf 60 %. Bislang hat die Fed den Leitzins zehnmal in Folge erhöht, bevor sie im Juni eine Pause einlegte, um dann im Juli mit einer Anhebung um einen Viertelpunkt fortzufahren.

Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of Boston, Susan Collins, sagte am Mittwoch, dass die Entscheidungsträger geduldig sein müssen, während sie die Wirtschaftsdaten auswerten, um ihre nächsten Schritte zu bestimmen. Währenddessen merkte der ehemalige Chef der Fed Bank of St. Louis, James Bullard, am Mittwoch an, dass die Währungshüter weiterhin mit einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr rechnen sollten, wenn sie ihre Prognosen Ende des Monats aktualisieren.

Zinserhöhungszyklus in der schwierigsten Phase

Für Kelly ist die Mitte eines Zinserhöhungszyklus der gefährlichste Teil des Straffungsprozesses.

„Wenn Sie mir sagen, dass die US-Notenbank Fed gerade die Zinsen gesenkt hat und dass sie die Zinsen möglicherweise noch weiter senken wird, werden Sie sich dann heute Geld leihen? Nein. Sie werden warten“, sagte er. Er fügte hinzu, dass die Wirtschaft in dieser Phase „einfrieren“ könnte. „Der gefährlichste Zeitpunkt für die Wirtschaft ist, wenn die Federal Reserve eine kleine Zinssenkung vornimmt und sagt, dass weitere folgen werden.

Die US-Aktienmärkte gaben am Mittwoch nach: Der S&P 500 schloss unter 4.500 Punkten und der Nasdaq 100 fiel um fast 1 %, da die Renditen für Staatsanleihen stiegen. Die zweijährigen Renditen überstiegen 5 %, während der Dollar anstieg.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Ja genau. Hier ist die blanke Psychologie zu sehen.Und um die geht es.
    Jetzt hat die FED die Chance tatsächlich noch was zu holen.
    Gegen die Erwartungen noch ein Zinsschritt mit hawkischem Speak nachsetzen.

    Die Politik ist auch noch relativ ruhig.Noch.
    Mit der Aussicht auf Daten und ,,,wir werden den Weg weiter gehen.,

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