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Vorschau auf die US-Verbraucherpreise Kein Ende des Fed-Dramas: US-Inflation bleibt wohl zu hoch

Kein Ende des Fed-Dramas: US-Inflation bleibt wohl zu hoch
US-Inflation - Fed-Politik. Foto: Subsri13-Freepik.com

Vor der Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreise herrscht an der Wall Street viel Nervosität. Die Ungewissheit über den Zinspfad der US-Notenbank Fed hat sich zuletzt verstärkt und zerrt zunehmend an den Nerven der Marktteilnehmer. Senkt sie nun die Zinsen oder nicht, wenn ja, in welchem Tempo? Es gibt viele offene Fragen, die nach wie vor ungeklärt sind. Zuletzt nahmen die Zweifel an einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik zu, da die Inflation immer noch zu hoch ist und sich die Konjunktur robuster zeigt als vom Markt erwartet. Die heutigen Inflationsdaten könnten das Drama um den Zeitpunkt der Zinssenkung der Fed sogar noch verstärken.

Fed in der Zwickmühle

Die Fed hat auf ihrer jüngsten Sitzung signalisiert, die Zinsen in diesem Jahr zu senken, obwohl es bislang keine Dringlichkeit gibt, eine Zinssenkung vorzunehmen. Zwar haben Powell und andere Fed-Mitglieder zuletzt betont, dass man keine Eile habe die Zinsen zu senken. Dennoch signalisierte die Fed drei Zinssenkungen in ihren Zinsprognosen. Das bringt die Fed natürlich in die Bredouille, sollte sich die Abkühlung der Inflation weiter verlangsamen. Die Verbraucherpreise für März könnte sogar wieder einen Anstieg der Inflation zeigen.

Laut einem Bericht von Bloomberg dürfte der monatliche Bericht über die US-Verbraucherpreise, der heute um 14:30 Uhr veröffentlicht wird, die Debatte über den Zeitpunkt der Zinssenkungen der Federal Reserve wahrscheinlich weiter anheizen. Die Prognostiker erwarten nach den hohen Inflationswerten zu Beginn des Jahres einen leichten Anstieg der Teuerung im März. Sie rechnen damit, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) auf 3,4% ansteigt, nach 3,2% im Februar.

Die Verbraucherpreise ohne Lebensmittel und Energie (Kernrate), ein wichtiger Indikator für die zugrunde liegende Inflation, dürfte im vergangenen Monat gegenüber Februar um 0,3 % gestiegen sein, so die mittlere Schätzung in einer Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftsexperten. Dies wäre zwar ein Rückgang gegenüber den beiden Vormonaten, dürfte aber nicht ausreichen, um die Befürchtungen der Fed-Mitglieder zu zerstreuen, die noch niedrigere Werte erwarten. Im Jahresvergleich dürfte die Kernrate jedoch von 3,8% auf 3,7% zurückgehen.

Fed-Zinsen: Die Inflation bleibt hartnäckig, wie die Verbraucherpreise zeigen
Verbraucherpreise: Leichte Abschwächung der US-Kerninflation erwartet

Analysten erwarten im Allgemeinen, dass die VPI-Daten für März zeigen werden, dass die Mietinflation – die größte Komponente des Index – nach einer unerwarteten Beschleunigung zu Beginn des Jahres wieder einen Abwärtstrend aufweisen wird. Andere Schlüsselkategorien, wie Gebrauchtwagen auf der Warenseite und Flugtickets auf der Dienstleistungsseite, könnten einen wichtigen Einfluss auf die Gesamtzahlen haben.

Was Bloomberg Economics sagt:

„Der VPI-Bericht für März wird wahrscheinlich zeigen, dass die hohen Verbraucherpreise der beiden Vormonate eine Abweichung waren und nicht der Beginn eines alarmierenden Trends. Das würde die Ansicht des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell und mehrerer anderer FOMC-Vertreter bestätigen, dass die Disinflation wahrscheinlich ein anhaltender Trend ist und es immer noch angemessen ist, eine Zinssenkung zur Jahresmitte in Betracht zu ziehen.“ – Anna Wong und Stuart Paul, Wirtschaftswissenschaftler

Im Vorfeld der Veröffentlichung rechnen die Anleger laut dem FedWatch-Tool mit ungefähr einer 50/50-Chance für den Juni als wahrscheinlichen Startpunkt für die Senkung der Zinsen. Bis zum Jahresende erwarten sie zwei bis drei Zinssenkungen. Im Folgenden werden einige Schlüsselkomponenten des VPI-Berichts vorgestellt:

Mieten

Die Äquivalent-Miete für Eigentümer (OER) und die Miete des Hauptwohnsitzes sind die beiden größten Komponenten des VPI und gehören daher zu den am stärksten beobachteten. Eine unerwartete Beschleunigung im Januar unterbrach den relativ stetigen Abwärtstrend im Laufe des Jahres 2023. Eine anschließende Abschwächung im Februar war nicht groß genug, um den gewichteten Durchschnitt der beiden Komponenten unter das Tempo vom Dezember zu bringen.

Es wird allgemein erwartet, dass sich die Miet-Inflation im Verbraucherpreisindex im Jahr 2024 weiter abschwächen wird. Dies ergibt sich aus den Trends der Frühindikatoren, wie z. B. den Messwerten des privaten Sektors für die Mieten bei neuen Mietverträgen, obwohl der genaue Zeitpunkt von Monat zu Monat schwieriger zu bestimmen ist.

Gebrauchtwagen

Sichtbare Rückgänge bei den Warenpreisen trugen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 zu einer raschen Disinflation der gesamten Verbraucherpreise bei. Die Preise für Gebrauchtwagen gehörten dabei in den letzten Monaten zu den größten Ausschlag gebenden Faktoren für den sogenannten „Kern“-Warenkorb, nachdem sie zwischen Februar 2020 und Februar 2022 um 54 % angestiegen waren. Im Januar fielen sie um 3,4 %, im Februar stiegen sie jedoch um 0,5 %.

„Wir erwarten, dass sowohl die Preise für Gebrauchtwagen (-0,5%) als auch für Neuwagen (-0,3%) im März sinken werden, was auf niedrigere Preise bei Gebrauchtwagenauktionen und steigende Werbeanreize der Händler zurückzuführen ist“, so die Goldman Sachs-Ökonomen Manuel Abecasis und Spencer Hill in einem Bericht vom 8. April. „Wir erwarten, dass die Gebrauchtwagen- und Neuwagenpreise in diesem Jahr um 8,2 % bzw. 1,4 % sinken werden, was auf eine Normalisierung der Autoproduktion zurückzuführen ist.

Flugtickets

Während der Rückgang der Kerngüterpreise eine wichtige Triebkraft des allgemeinen Rückgangs der Inflation war, haben viele Fed-Vertreter ihr Augenmerk auf die Preise für Kerndienstleistungen (ohne Mieten) gerichtet, da diese ihrer Ansicht nach die breiteren wirtschaftlichen Trends besser widerspiegeln. Volatile Flugpreise trugen dazu bei, dass die Preise für solche Kerndienstleistungen im Januar und Februar in die Höhe schnellten und den größten zweimonatigen Anstieg seit Mitte 2022 verzeichneten.

Die Ökonomen der Bank of America, Stephen Juneau und Michael Gapen, rechnen mit einer Abschwächung des Anstiegs im heutigen Inflationsbericht.

„Rückgänge in reisebezogenen Kategorien wie Flugpreisen und auswärtigen Unterkünften sind ein Schlüsselfaktor für unsere Erwartung, dass sich dieser Sektor im März abkühlen wird“, sagten sie in einem Bericht vom 4. April. Ob der mögliche Rückgang bei den Waren- und Dienstleistungspreisen allerdings ausreichen wird, die Fed restlos davon zu überzeugen, dass die Inflation besiegt ist, bleibt abzuwarten. Sie dürfte die Zinsen erst senken, wenn sie sich ganz sicher ist.

FWM/Bloomberg



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