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Fokus der Märkte wird sich verändern Kern-Inflation entscheidend: Warum Fed-Chef Powell höhere Zinsen erwartet

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Bei der gestrigen Notenbanker-Konferenz hatte Fed-Chef Powell auf die Frage, ob die Inflation absehbar auf 2% zurück gehen werde, geantwortet: „nein“. Powell räumte ein, dass die sogenannte „Headline-Inflation“ (CPI) zwar absehbar deutlich zurück gehen werde, nicht aber die Kern-Inflation, also die Teuerung ohne die volatilen Komponenten Nahrung und Energie. Ähnlich hatte sich gestern auch EZB-Chefin Lagarde geäußert – und damit die Aussicht auf weiter steigende Zinsen begründet. In den USA liegt diese Kern-Inflation seit Anfang 2022 konstant über der Marke von 5%, in der Eurozone seit Okotber 2022.

Kern-Inflation entscheidend: Fed-Chef Powell kündigt weitere Anhebugen der Zinsen an

Diese klare Fokussierung der Fed wie auch der EZB auf die Kern-Inflation ist insofern wichtig, weil die Märkte bisher stark auf die Headline-Inflation geblickt hatten – und feierten, wenn diese tendentiell zuletzt leicht niedriger war als befürchtet. Die Kern-Inflation hingegen zeigt diese Rückgänge nicht – daher wird sich der Fokus bei der nächsten Veröffentlichung der Inflations-Daten aus den USA am 12.Juli stark auf diese „zugrunde liegende“ Inflation richten. Dass die Kern-Inflation nicht fällt, ist für die Notenbanken eine negative Überraschung – es zeigt, dass die bisheren Anhebungen der Zinsen noch nicht den gewünschten Effekt hatten. Ergo müssen aus Sicht der Zentralbanker die Zinsen weiter nach oben.

Wie Bloomberg berichtet, hat das gestern auch der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell klar gemacht. Er sagte, dass in diesem Jahr wahrscheinlich mindestens zwei Anhebungen der Zinsen notwendig seien, um die Inflation auf das 2 %-Ziel der US-Notenbank zu bringen, und dass ein Handeln bei den nächsten Sitzungen nicht „vom Tisch“ ist. Das berichtet Bloomberg.

„Die überwiegende Mehrheit der FOMC-Mitglieder geht davon aus, dass es angemessen ist, die Zinsen bis zum Jahresende zwei oder mehr Mal anzuheben“, sagte Powell am Donnerstag. „Der Inflationsdruck ist nach wie vor hoch, und es ist noch ein weiter Weg, um die Inflation wieder auf 2% zu senken.“

In seinen heutigen Ausführungen auf einer Konferenz der spanischen Zentralbank in Madrid wiederholte Powell seine Äußerungen, die er in den zwei Wochen seit der letzten Fed-Sitzung gemacht hatte.

Die US-Notenbanker entschieden sich damals für eine Zinspause in einer Spanne von 5% bis 5,25%, während sie gleichzeitig signalisierten, dass zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr angemessen sein könnten, um besser beurteilen zu können, wie sich sowohl die Politik als auch die Spannungen im Bankensektor auf die Wirtschaft auswirken.

Zuvor hatte die Fed im vergangenen Jahr die Zinssätze in rasantem Tempo angehoben, unter anderem vier Mal in Folge um jeweils drei Viertelpunkte, nachdem sie im März 2022 nahe Null gelegen hatten. Im Dezember begannen die Notenbanker, das Tempo zu drosseln, und in den ersten drei Sitzungen dieses Jahres wurden die Zinsen jeweils nur um 25 Basispunkte angehoben.

In einer anschließenden Frage- und Antwortrunde sagte Powell, die Aussichten seien derzeit  „besonders unsicher“.

„Wir verpflichten uns nicht zu einer bestimmten Anzahl von Zinserhöhungen, sondern zu einer Politik, die ausreichend restriktiv ist, um die Inflation wieder auf 2% zu bringen“, sagte er. „Der Zeitpunkt und das Ausmaß weiterer Anhebungen der Zinsen werden von der Entwicklung der Wirtschaft abhängen“. Letztere erweist sich derzeit als erstaunlich robust.

Die Risiken, zu viel oder zu wenig zu tun, seien „noch nicht im Gleichgewicht“, sagte Powell. „Es kann sein, dass wir uns für eine Sitzung nicht bewegen und dann bei einer Sitzung bewegen. Wir haben keine aufeinanderfolgenden Schritte vom Tisch genommen. “

Die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen und die Bankenkrise

„Wir sehen die Auswirkungen unserer Politik der Straffung auf die Nachfrage in den zinssensitivsten Sektoren der Wirtschaft, insbesondere im Wohnungsbau und bei den Investitionen“, sagte Powell in seinen vorbereiteten Kommentaren. „Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis sich die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung in vollem Umfang bemerkbar machen, insbesondere bei der Inflation.“

Auf die Frage, ob die USA jemals wieder zu den niedrigen Zinsen der Jahre vor der Pandemie zurückkehren würden, sagte Powell, dass dies noch „eine ganze Weile“ dauern würde und dass er derzeit keine langfristige Antwort auf diese Frage habe.

Zwar hat sich die Gesamtinflation seit dem Höchststand von 9,1% vor einem Jahr deutlich abgekühlt, doch sind die volatileren Lebensmittel- und Energiepreise herausgerechnet viel langsamer gesunken. Powell und seine Kollegen haben auf die „Klebrigkeit“ der Kern-Inflation hingewiesen, die sie genau beobachten.

Powell sagte am Donnerstag, die Regulierungsbehörden seien entschlossen, Lehren aus dem Scheitern der Silicon Valley Bank und zweier anderer US-Kreditinstitute zu ziehen. Während die größten Banken nach wie vor gut kapitalisiert und sicher sind und die Größenvielfalt des Bankensystems des Landes erhalten bleiben sollte, muss bei der Beaufsichtigung mittelgroßer Banken und des Nichtbankensektors möglicherweise mehr getan werden.

„Diese Ereignisse deuten darauf hin, dass wir die Aufsicht und Regulierung von Instituten von der Größe der SVB verstärken müssen“, sagte Powell. „Ich freue mich darauf, Vorschläge für solche Änderungen zu prüfen und sie gegebenenfalls umzusetzen.

Das US-Bankensystem sei „stark und widerstandsfähig“, sagte er.

Der stellvertretende Vorsitzende der Bankenaufsicht, Michael Barr, ist gerade dabei, die Bankenregulierung zu überprüfen, und es wird erwartet, dass er bald Änderungen vorschlagen wird.

Auf die Frage nach der Gewährleistung von Preis- und Finanzstabilität sagte Powell, dass diese eng miteinander verbunden seien und dass die Fed verschiedene Instrumente eingesetzt habe, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen und die Finanzstabilität zu fördern.

Der Bankenstress könnte zu einer weiteren Verschärfung der Kreditbedingungen führen, zusätzlich zu dem, was die Fed selbst durch ihre Zinserhöhungen ausgelöst hat, aber wie viel, bleibt ungewiss, sagte Powell.

Er räumte ein, dass der Arbeitsmarkt zwar nach wie vor angespannt sei, es aber Anzeichen dafür gebe, dass sich Angebot und Nachfrage besser die Waage hielten.

FMW/Bloomberg

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