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Kohle-Embargo gegen Russland beschlossen – Experten nehmen uns die Angst

Abbau von Kohle

Immer unter der Annahme, dass die Experten recht haben – man nimmt uns aktuell die Angst vor dem Kohle-Embargo der EU gegen Russland. Denn spät gestern Abend ist es definitiv auf europäischer Ebene verabschiedet worden. Bereits am Dienstag hatte die EU-Kommission das Maßnahmenpaket veröffentlicht (hier einsehbar). Die ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten beschlossen gestern Abend einen Importstopp für Kohle, Holz, Zement, Meeresfrüchte, Wodka – sowie zahlreiche weitere Strafmaßnahmen gegen Russland. Alleine das Embargo gegen russische Kohle soll in Russland zu Einnahmeausfällen von gut 4 Milliarden Euro führen.

Kohle-Embargo gegen Russland unproblematisch – Experten beruhigen

Und nun? Russland war bislang der entscheidende Lieferant für die in Deutschland verfeuerte Kohle. Werden die Kraftwerke hierzulande also bald aufhören Strom zu produzieren, droht Energieknappheit? Die Experten des ifo-Instituts haben sich heute früh zum Kohle-Embargo gegen Russland geäußert. Sie sprechen in ihrer Mitteilung noch von einem „möglichen“ Embargo – der Text von ifo hat sich wohl zeitlich überschnitten mit der gerade erst verabschiedeten EU-Blockade gegen russische Kohle.

Die Kernaussage des ifo-Instituts: „Ein Embargo für russische Kohle ist kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar“ für die deutsche Wirtschaft. Dies schließt ifo aus den bisher bekannten Eckdaten zu den Kohlevorräten und den Möglichkeiten für den Ersatz der russischen Importe. Die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches Erdgas wesentlich geringer ausfallen. Beim Strom könnte Steinkohle bei Bedarf durch Braunkohle ersetzt werden, was wiederum kurzfristig Mengen verfügbar machen würde, um die Nachfrage in der Industrie zu decken. Eine Erhöhung der Preise für Kohle aufgrund eines solchen Embargos dürfte laut ifo eher kurzfristigen Charakter haben.

Zwar hätten die Importe aus Russland im vergangenen Jahr 57 Prozent der deutschen Steinkohle-Importe ausgemacht. Aber es ist laut ifo zu erwarten, dass dies zumindest im Laufe der kommenden Monate durch Einfuhren aus anderen Ländern ausgeglichen werden könnte. Zu einer längerfristigen globalen Verknappung von Kohle käme es aufgrund des Embargos gegen Russland voraussichtlich nicht. Ebenso wie Deutschland Verträge mit neuen Lieferanten schließen könne, würde Russland versuchen, auf Abnehmer auszuweichen, die die Sanktionen nicht unterstützen. Freiwerdende Mengen könnten dann beispielsweise von der EU importiert werden. In einem solchen Fall würden zwar die Auswirkungen auf die Kohlepreise überschaubar bleiben, aber auch die Rückwirkungen auf Russland. In dieser Hinsicht, und wegen der relativ geringen finanziellen Bedeutung von Kohle-Exporten, erscheint ein Embargo für Russland laut ifo wenig bedrohlich.

Das bedeutet?

Was lernt man daraus? Voraussichtlich verschieben sich nur die Lieferwege. Europa kauft Kohle vielleicht vermehrt in Australien? Und Russland exportiert in andere Teile der Welt, zum Beispiel vermehrt nach China? Deren bisherige Lieferanten könnten dann auch vermehrt nach Europa exportieren. Es ändert sich also vermutlich für niemanden großartig etwas – nur dass es erstmal Umstellungen bei den Lieferwegen gibt. Und Europa kann dann zumindest sagen, dass europäische Euros für Kohle nicht mehr helfen den russischen Krieg zu finanzieren. Dafür helfen dann zukünftig Kundengelder aus anderen Erdteilen dabei die russische Kriegskasse zu füllen – um es mal so plakativ einfach auszudrücken. Beim Thema Öl sieht man bereits, dass Indien als größer werdender Absatzmarkt für Russland beginnt als Ersatz für Europa zu fungieren – zumindest in ersten Ansätzen.



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3 Kommentare

  1. Alles geht gut bis Putin mal eine Sanktion gegen die EU ausspricht und den Gashahn / Öl zudreht.
    Die USA umgehen die Sanktionen gegen Russland und importieren sogar mehr Öl 100.000 Barrel pro Tag aus Russland und haben auf Rohstoffe die sie brauchen auch keine Sanktionen gesetzt.
    Die EU und gerade Deutschland die gesegnet sind mit allen Rohstoffen die es gibt (Ironie off) Sanktionieren sich selbst und es wird noch ein böses Erwachen geben.
    Wie will man ein Land Sanktionieren das alles an Rohstoffe hat was man brauch und den Abschwung im Handel mit dem Westen an Aufschwung mit dem Handel aus dem Osten ausgleicht?????
    Der große Verlierer wird die EU sein und die Spitze macht dabei Deutschland das nur auf den Export geschaut hat.

  2. …. Beim Strom könnte Steinkohle bei Bedarf durch Braunkohle ersetzt werden…
    na ob das so einfach umsetzbar ist??? Rohbraunkohle verbrennt ganz anders, als eine Steinkohle.
    Die Luftzufuhr im Feuerraum ist komplett anders. Wasser-und Aschegehalt sowie Energiewert unterscheiden sich erheblich.
    Aber was weiß ich schon …, wenns doch vom ifo kommt!
    Der Vodka wird fehlen, um das alles auszuhalten.

  3. Zitat von Joseph de Maistre: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.

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