Allgemein

Marcel Fratzscher und die Zombieunternehmen – was für eine Story!

Jüngst berichteten wir über Marcel Fratzscher, den Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und seine offenkundige Meinung, dass es derzeit in Deutschland keine Zombieunternehmen zu geben scheint. Damit sind Unternehmen gemeint, die entweder aus ihren Gewinnen nicht mal mehr ihre Zinskosten bezahlen können, oder Unternehmen, die nur dank Staatshilfen am Leben erhalten werden, und natürlich auch dank der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht. Es gibt verschiedene Definitionen von Zombieunternehmen. Einig kann man sich nur darin sein, dass diese Unternehmen unter normalen Umständen, ohne Staatshilfen und in einem gesunden Zinsumfeld schon längst dicht gemacht worden wären.

Warum dieses Thema so wichtig ist? Der eine meint, dass durch die Pleite von Zombieunternehmen in einer Volkswirtschaft Platz geschaffen wird für neue Geschäftsideen, für modernere und innovativere Unternehmen, die auch neue zukunftsträchtigere Arbeitsplätze schaffen. Die anderen, zu denen man Marcel Fratzscher zählen darf, wollen von Zombies am liebsten gar nichts wissen, und scheinen darauf erpicht zu sein so viele Arbeitsplätze in kaputten Unternehmen retten zu wollen wie möglich. Für jeden einzelnen Arbeitnehmer, hinter dem ein einzelnes menschliches Schicksal steht, ist die Rettung seines Arbeitsplatzes natürlich ein eine gute Sache. Aber volkswirtschaftlich gesehen, sollten durch staatliche Eingriffe hunderttausende oder gar Millionen Arbeitsplätze, die marktwirtschaftlich gar nicht oder kaum noch tragbar sind, künstlich am Leben erhalten werden? Oder sollte man sich auf neue Branchen und neue Jobs fokussieren?

Marcel Fratzscher mit Ansichten über Zombieunternehmen

Hier nochmal der kurze Kommentar von Marcel Fratzscher vom 3. September auf Twitter (hier dazu unser Begleitartikel). Zitat: „Ich habe die starke Vermutung, dass niemand von denen, die sich ständig über Zombiefirmen beklagen, auch nur drei „Zombiefirmen“ beim Namen nennen und eine stichhaltige Begründung für ihr Urteil geben können.“ Es war also offensichtlich, dass Herr Fratzscher bezweifelt, dass es derzeit überhaupt Zombieunternehmen in Deutschland gibt. Einen Tag später twitterte Marcel Fratzscher dann folgendes:

Hier zeigt er einen WELT-Artikel aus Mitte August, in dem davon die Rede ist, dass die Zahl der Zombieunternehmen droht auf 800.000 anzusteigen, und dass sie jetzt bereits laut Creditreform bei 550.000 liege. Marcel Fratzscher twittert dazu, dass 25 Prozent aller deutscher Firmen pleite gehen könnten. Wollen wir wirklich, dass ein Viertel aller deutschen Firmen jetzt pleite geht, so seine Frage an die Twitter-Community. Meint er damit, dass er doch erkennt, dass das Problem bereits da ist? Oder blieb er auch in diesem Tweet bei seiner Ansicht, dass es gar keine Zombies gibt, und dass diese hunderttausenden von Unternehmen erst dann in Schwierigkeiten geraten, wenn zusätzliche Staatshilfe ausbleibt?

Puhhhhh. Da wird einem schon fast schwindelig. Aber es geht weiter. Nur einen Tag nach diesem Tweet scheint Marcel Fratzscher mit dem folgenden Tweet der Öffentlichkeit zeigen zu wollen, dass der Begriff „Zombieunternehmen“ offenbar ein großes Missverständnis ist. Totale Überschuldung? Gar kein Problem. Denn Amazon hätte ja auch jahrelang nur Verluste produziert (was ja auch stimmt). Dazu kann man sagen: Lieber Herr Fratzscher. Gratulation (Satire). Was für ein Vergleich. Amazon hat zwar jahrelang Verluste gemacht. Aber das Unternehmen ist ständig kräftig gewachsen, und hatte eine klare Wachstumsstrategie, bei der man alle Erträge in das Wachstum steckte und auf Gewinne bewusst verzichtete. Und alle Welt konnte sehen, wie die Wachstumsstory bei Amazon nachvollziehbar immer weiter lief, in einem entsprechenden Markt, der das Potenzial dafür bot.

Alles halb so schlimm?

Mit dem Beispiel Amazon will Marcel Fratzscher offenkundig sagen: Leute, hört auch rumzujammern mit euren Zombieunternehmen. Derzeit völlig überschuldete Unternehmen können wie Amazon auch in Zukunft reihenweise wieder erfolgreich werden, wenn der Staat sie jetzt nur mit weiteren Billionensummen durch die Krise rettet. So darf man seine Ansicht wohl im Klartext ausdrücken. Also, alles wird gut in der rosa-roten Welt des Herrn Fratzscher? Übrigens: Beim Klick an dieser Stelle finden Sie im Handelsblatt einen Artikel über den Streit der liberalen Ökonomen in Deutschland gegen die Rettungs-Schuldenmachen-Ökonomen (zu denen auch Herr Fratzscher gehört). Sollte der gute Mann in den nächsten Jahren in die Politik wechseln (ein netter Posten, verschafft durch die SPD?) oder Richtung EZB abwandern, dürfte seine Agenda klar sein. Geld drucken, Schulden machen. Weiter, immer weiter.

DIW-Chef Marcel Fratzscher
Marcel Fratzscher. Foto: © DIW Berlin / B.Dietl



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Ach dieser Herr Fratzscher ist inzwischen schon berühmt für seine theoretischen Thesen und diese dürften wohl kaum mehr von einem erfahrenen Fachmann ernst genommen werden.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage