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Neue Emission zehnjähriger deutscher Bundesanleihen: Es tut sich was in Sachen Zinswende

Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen sind die wichtigsten Schuldpapiere in Europa, und auch weltweit zusammen mit den US-Treasuries wohl die wichtigsten Schuldtitel überhaupt. Gerade die deutschen...

FMW-Redaktion

Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen sind die wichtigsten Schuldpapiere in Europa, und auch weltweit zusammen mit den US-Treasuries wohl die wichtigsten Schuldtitel überhaupt. Gerade die deutschen Schulden gelten als Hort der Sicherheit. Und Wolfgang Schäuble ist in einer komfortablen Situation. Da alle Welt völliges Vertrauen in die deutschen Schulden hat (Rückzahlungswahrscheinlichkeit), kann er für den deutschen Staatshaushalt die niedrigsten Zinsen aufrufen.

Wenn nun für die wichtigste Laufzeit  von 10 Jahren eine Veränderung eintritt, dann hat das schon was zu bedeuten. So heute geschehen bei der aktuellen Neuemission im Volumen von 5 Milliarden Euro. Bei der letzten Ausgabe mit der selben Laufzeit vor genau vier Wochen lag die jährliche Zinszahlung (Zinskupon) bei 0,25%. Heute nun bei der aktuellen Neuemission wird der Kupon erhöht auf feste 0,50%. Das soll schon was bedeuten! Man geht also von einer Zinswende aus, die zumindest gefühlt greifbar ist, und verdoppelt die Nominalzinsen für die wichtigste Laufzeit.

Das schlägt sich auch nieder in der Nachfrage. Bei 5 Milliarden Euro Angebot lag die Nachfrage bei 5,66 Milliarden Euro. Ein Nachfragevolumen von 4,46 Milliarden Euro war unlimitiert – für dieses Volumen waren Käufer also bereit jeden Preis zu akzeptieren. Verkauft wurden aber nicht 5 Milliarden, sondern nur 4,01 Milliarden Euro. 990 Millionen Euro flossen in die Marktpflegequote. Denn wenn alle Anleger von Beginn an ihre kompletten Käufe in ihren Depots lassen für den Rest der Laufzeit, gäbe es am freien Anleihemarkt keine frei handelbaren Anleihen. Daher sorgt die Finanzagentur mit dieser Marktpflegequote für Handelbarkeit.

Verkauft wurde die Bundesanleihe heute für einen Preis von 99,10% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). Da die Verzinsung bei 0,50% liegt, und die Investoren die Anleihe günstiger kauften, also sie sie in 10 Jahren zurückerhalten (zum Nominalwert von 100,00%), liegt die Rendite bei 0,59%. Durch den Verkaufskurs unter 100,00% bringt die Finanzagentur Deutschland, die für Wolfgang Schäuble die Schulden verwaltet, die Rendite gut nach oben. Die Rendite wird sogar binnen vier Wochen mehr als verdoppelt von 0,26% auf 0,59%. Das sieht wenig aus, ist aber ein Riesensprung.

Was bedeutet das? Nun, mit den Verkaufskursen über oder unter dem Nominalwert von 100% kann die Finanzagentur die Rendite neue ausgegebener Anleihen immer wunderbar steuern. Das hätte sie auch heute machen können. Aber sie entschied sich die Nominalverzinsung zu verdoppeln, und den Verkaufskurs unter den Nominalwert zu setzen, obwohl die Nachfrage stets gut ist bei den zehnjährigen Laufzeiten. Das bedeutet wohl, dass Deutschland akzeptiert, dass man im Zuge einer bevorstehenden Zinswende der EZB den Anlegern mehr bieten sollte!



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