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OPEC-Entscheidung voraus Ölpreis steigt – Bullen hoffen auf kräftiges Saudi-Signal

Der Ölpreis steigt. Trader hoffen offenbar, dass Saudi-Arabien beim anstehenden OPEC-Entscheidung noch mehr Öl vom Markt nimmt.

Öl-Pumpen
Öl-Pumpen. Foto: User20103355-Freepik.com

Am nächsten Wochenende steht eine wichtige OPEC-Sitzung an. Der Markt stellt sich gerade die Frage, ob vor allem Saudi-Arabien seine Fördermengenkürzung von 1 Million Barrel Öl pro Tag mengenmäßig ausweiten wird, um dem Ölpreis einen Push nach oben zu verleihen. Wohl diese Spekulation hat dafür gesorgt, dass WTI und Brent-Öl von Freitag Mittag bis jetzt um mehr als 2 Dollar zulegen konnten. Der TradingView Chart zeigt den Verlauf im WTI-Ölpreis seit Mai.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Mai

Ölpreis steigt nach zweitägiger Schwankung mit Beginn des OPEC+-Countdowns an

Nicht nur der seit Tagen schwächelnde US-Dollar hilft dem Ölpreis aktuell beim Anstieg, sondern vor allem die Aussicht auf eine mögliche weitere Verknappung des Öl-Angebots durch das Kartell OPEC und seiner Verbündeten, was man als Gesamtgruppe OPEC+ bezeichnet. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihre Verbündeten werden am nächsten Wochenende zusammentreffen, um die Lage auf dem globalen Rohölmarkt zu prüfen und über die Prioritäten für das neue Jahr zu entscheiden. Da der Ölpreis im bisherigen Jahresverlauf nach einer Reihe von vier wöchentlichen Verlusten gesunken ist, gibt es laut Bloomberg nun Spekulationen, dass die Angebotsbeschränkungen verlängert werden könnten. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass Saudi-Arabien und Russland ihre zusätzlichen freiwilligen Kürzungen bis Anfang 2024 verlängern werden“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei der ING Groep. „Weniger klar ist jedoch, ob die breitere OPEC+-Gruppe weitere Kürzungen vornehmen wird“.

Israel-Konflikt verblasst – Houthi-Angriff auf Schiff

Der Ölpreis war im vergangenen Monat mit Gegenwind konfrontiert, da die Kriegsrisikoprämie, die durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas entstanden war, weitgehend verblasste und die Besorgnis über ein robustes Angebot, auch aus Nicht-OPEC+-Ländern, eskalierte. Da die Lagerbestände in den USA anschwollen und die Time-Spreads auf schwächere Bedingungen hindeuteten, haben Hedgefonds ihre Wetten auf Öl auf den niedrigsten Stand seit 20 Wochen gesenkt.

Im Nahen Osten standen unterdessen die Risiken in der Schifffahrt im Mittelpunkt, nachdem ein von Japan gechartertes Schiff im Roten Meer von den vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen gekapert wurde. Das in Tokio ansässige Unternehmen Nippon Yusen KK teilte mit, die Galaxy Leader, ein Fahrzeugtransporter, sei am Sonntag im südlichen Teil der Wasserstraße gekapert worden.

Saudi-Arabien sollte man erst nehmen

Die Erfahrung am Ölmarkt zeigt es: Man sollte den Wunsch Saudi-Arabiens nach einem höheren Ölpreis ernst nehmen. Das Land kann in kurzer Zeit die Fördermengen bedeutend erhöhen oder drosseln, je nachdem, wie man es gerade braucht. Von 1 auf vielleicht 1,5 Millionen Barrels Kürzungsmenge ausweiten oder sogar auf 2, ist das denkbar? Man wird es sehen. Aber jetzt auf einmal ist dieses neue Narrativ am Ölmarkt vorhanden. Letzte Woche noch dachten die Trader nur an die Rezessionstendenzen und weniger Ölnachfrage, weshalb der Ölpreis Schwäche zeigte. Jetzt auf einmal blickt man gebannt auf die OPEC und Saudi-Arabien. Das kann noch ein langes Warten werden, immerhin haben wir noch fünf volle Handelstage am Ölmarkt vor uns bis zum OPEC-Treffen.

Saxo Bank

Die Experten der Saxo Bank schreiben aktuell: Die Rohölpreise haben die starken Verluste vom Donnerstag wieder aufgeholt, wobei sowohl Brent als auch WTI wieder auf sicherem Boden stehen, was nach den technischen Verkäufen der letzten Woche möglicherweise zu weiteren Leerverkäufen führen könnte. Der Ölpreis erholte sich am späten Freitag aufgrund wegen Berichten, wonach die OPEC-Mitglieder bei ihrem Treffen am kommenden Wochenende zusätzliche Produktionskürzungen in Erwägung ziehen.

Swissquote Bank

Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, schreibt aktuell: Im Energiesektor erholt sich der US-Rohölpreis, da Spekulationen, die OPEC könnte ihre Produktionskürzungen ausweiten, den jüngsten Ausverkauf abwürgen. Die nächste OPEC-Sitzung ist für den 26. November anberaumt, und Saudi-Arabien erwägt eine Verdoppelung seiner Förderkürzung von 1 Million Barrel pro Tag. Das ist ein riskanter Schritt, der in beide Richtungen gehen könnte. Der Ölpreis tendiert heute aufgrund der sich abschwächenden globalen Aussichten nach unten. Es bleibt daher abzuwarten, ob dieser Schritt – in aller Eile – Käufer anlockt oder die derzeitigen globalen Wirtschaftssorgen verschärft. Die Beobachtung der Preisentwicklung in dieser Woche wird Aufschluss darüber geben, ob man eine potenzielle Erholung nach der OPEC-Entscheidung verkaufen oder die Chancen eines Aufwärtstrends ergreifen sollte. Wenn die Aufregung um die saudische Verdoppelung der Fördermengen den Preis für ein Barrel Öl nicht über die Spanne von 80-81 Dollar treiben kann, ist es wahrscheinlich besser, die Spitzenwerte zu verkaufen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Interessant hierbei ist, daß sich der Ölpreis nicht auf Grundlage einer Ölfördermenge-Entscheidung im Rahmen einer Sitzung der Öl-Allianz OPEC+ entwickelt, sondern bereits kurz vor einer OPEC+-Zusammenkunft steigt, und somit als Frühindikator bezüglich der aktuellen Situation der Ölindustrie agiert.

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