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Ölpreis rutscht dank Technik und Fed-Aussagen – nur Atempause?

Der Ölpreis fällt. Zur technischen Korrektur kommen belastende Aussagen der Federal Reserve hinzu. Hier der Blick auf die aktuelle Lage.

Öl-Bohrinsel im Meer
Öl-Bohrinsel im Meer. Foto: User8315145 - Freepik.com

Der Ölpreis ist elf Wochen lang kräftig gestiegen. Amerikanisches WTI-Öl stieg von Juli bis vorgestern von 70 auf über 93 Dollar. Aber seitdem geht es bergab auf aktuell 88,51 Dollar. Europäisches Brent-Öl verliert seit Dienstag von 95,80 Dollar auf aktuell 92,59 Dollar. Im folgenden Tradingview Chart sehen wir den Kursverlauf im europäischen Brent-Öl in den letzten 30 Tagen. Zunächst sah man wohl eine technische Marktreaktion. Wenn eine Anlageklasse derart stark ansteigt, muss es auch mal Korrekturen geben, in der Spekulanten Gewinne mitnehmen. Aber seit gestern Abend kommt ein zweiter Grund für den Preisrückgang hinzu.

Kursverlauf im Brent-Ölpreis in den letzten vier Wochen

Ölpreis fällt – Fed-Aussicht auf höhere Zinsen belastet

Gestern Abend beließ die Federal Reserve den US-Leitzins wie erwartet unverändert. Aber sie machte klar, dass sie den Leitzins wahrscheinlich in diesem Jahr noch einmal anheben wird – wenn die Konjunkturdaten in den USA weiterhin so robust bleiben. Es geht nach wie vor um die nachhaltige Bekämpfung der Inflation. Aber warum fällt dann der Ölpreis, was hat diese Aussicht auf noch höhere Zinsen in den USA bitteschön mit Öl zu tun?

Der Markt denkt immer zwei, drei Schritte im voraus. Börse handelt immer die Zukunft. Je höher die Zinsen, desto stärker wird die wirtschaftliche Aktivität in den Öl-Verbrauchsländern abgebremst. Und dann wird weniger Öl nachfragt. Dieses Szenario wird sofort am Terminmarkt eingepreist, und der Ölpreis fällt – so wie wir es aktuell sehen. Die Fed-Verkündung hat genau genommen seit gestern Abend 20 Uhr 1,80 Dollar Abwärtsbewegung im amerikanischen WTI-Öl verursacht.

Nur Atempause auf dem Weg nach oben?

Nun sehen wir also aktuell, dass diese Aussicht auf höhere Zinsen den Ölmarkt belastet. Es könnte auch erstmal ein wenig weiter bergab gehen, wenn noch mehr Spekulanten ihre enormen Gewinne der letzten Wochen und Monate glattstellen durch Verkäufe. Gut denkbar ist, dass diese aktuelle Korrektur im Ölpreis auch nur eine Art Atempause innerhalb der Rally ist. Die Angebotsverknappung bei Öl durch Russland und Saudi-Arabien, die zu einer Unterversorgung am Weltmarkt führt, ist massiv – und die Nachfrage nach Öl ist weltweit sehr hoch. Diese Themen könnten in den nächsten Tagen und Wochen dafür sorgen, dass die Rally Richtung 100 Dollar wieder aufgenommen wird, und dass die gestrigen Fed-Aussagen zu noch höheren Zinsen nur eine kurze Episode waren, die der Markt als Atempause nutzen konnte.



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1 Kommentar

  1. Ich gehe weiterhin davon aus, daß die Ölpreis-Prognose von Goldman Sachs ca. 100 US-Dollar eintreffen wird, zumindest bis zur nächsten Fed-Sitzung, wo über den Leitzins entschieden wird.

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