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Ölpreis weiter im Höhenrausch dank Lagerdaten – Risiken werden ignoriert

Eine Öl-Pumpe

Gestern hatte mich ausführlich dazu geäußert, was meiner Meinung nach der große Auslöser für die anhaltende Rallye im Ölpreis war. Nämlich die Verkündung der Saudis am 5. Januar, dass man für Februar und März seine Öl-Fördermenge um 1 Million Barrels pro Tag reduziert. Darauf komme ich gleich noch zurück. Aber erstmal zur Tagesaktualität. Gestern Abend um 22:30 Uhr wurden die privat ermittelten API-Daten für die Rohöl-Lagerbestände in den USA veröffentlicht. Sie fielen um 5,8 Millionen Barrels, bei Erwartungen von -2,2 Millionen.

API-Daten helfen Ölpreis

Und zack. Die Trader hatten einen erneuten Grund um den Ölpreis weiter hoch pushen zu können. Und so stieg der WTI-Ölpreis heute Nacht von 61,23 Dollar auf bis zu 62,22 Dollar in der Spitze. Aktuell kommt der Ölpreis wieder zurück auf 61,34 Dollar. Aber schaut man auf den Kursverlauf der letzten Tage, dann bedeutet der aktuelle Kurs, dass das erhöhte Niveau nach zwei Kurssprüngen (letzter Freitag und gestern) gehalten werden kann. Heute um 17 Uhr deutscher Zeit werden die offiziellen staatlichen Lagerdaten aus den USA vermeldet. Das wird wieder ein entscheidender Zeitpunkt für Öl-Trader sein.

Risiken werden ignoriert

Ich hatte die letzten Tage bereits darüber geschrieben, ob der Markt nach so einem starken Anstieg im Ölpreis nicht langsam mal reif für eine Pause wäre, also eine Korrektur. Denn am Ölmarkt hat man die Kursrückschläge seit Ausbruch der Coronakrise schon längst aufgeholt. Dass sich die Weltwirtschaft und somit die Nachfrage erholt, ist also bereits eingepreist.

Gestern sprach ich die Fragestellung an, ob die Saudis denn ihre eigenständigen und kräftigen Kürzungen von 1 Million Barrels pro Tag verlängern werden, auch nach Ende März. Ich schrieb, dass es eigentlich folgerichtig wäre, wenn die Saudis weiterhin darauf achten würden, dass es keinen zu großen Abstand zwischen Angebot und Nachfrage nach Öl gibt – sonst könnte der Ölpreis ja wieder einbrechen. Wäre Saudi-Arabien also bereits auch im April die eigenen Kürzungen aufrecht zu erhalten? Daran kommen ganz aktuell Zweifel auf. Dazu zitiere ich hier die ganz frische Öl-Analyse von Carsten Fritsch von der Commerzbank, der sich auf aktuelle Berichte aus OPEC-Kreisen beruft. Auszugsweise im Wortlaut:

Demnach denkt die OPEC+ angesichts der deutlich gestiegenen Preise darüber nach, das Ölangebot ab April graduell zu erhöhen. Denn von der ursprünglich zu Jahresbeginn geplanten Produktionsausweitung von 2 Mio. Barrel pro Tag wurden bislang erst 500 Tsd. Barrel pro Tag umgesetzt. Saudi-Arabien wird diesen Quellen zufolge zudem aller Voraussicht nach seine freiwilligen Produktionskürzungen über März hinaus nicht verlängern. Normalerweise hätten die Ölpreise auf diese Nachricht mit einem deutlichen Preisabschlag reagieren müssen, da dadurch im April bis zu 1,5 Mio. Barrel pro Tag Rohöl zusätzlich an den Markt kommen dürften.

Also: Besteht Gefahr für den Ölpreis, weil der Markt zusätzlich anstehende Fördermengen der OPEC ignoriert? Je höher Öl von Tag zu Tag steigt, desto höher ist auch die mögliche Fallhöhe bei einer Preiskorrektur. Im Chart sehen wir den Kursverlauf bei WTI-Öl in den letzten 30 Tagen.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit 30 Tagen



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