Devisen

Pfund Crash: Drei Gründe sprechen für weiter fallende Kurse

Das britische Pfund ist voll im Eimer. Boris Johnson hat der alt ehrwürdigen britischen Währung in den letzten Tagen nochmal einen kräftigen Tritt nach unten verpasst. Natürlich nicht beabsichtigt – aber seine Äußerungen zu einem möglichen harten Brexit, die Aufstellung eines neuen Ultra-Hardliner-Kabinetts uvm sind halt eindeutig Pfund-bärisch. Die Marschrichtung ist klar. UK steuert auf einen harten Brexit zu, und dies wird immer offensichtlicher. Das britische Pfund verlor seit Mitte Juli gegen den US-Dollar von 1,2580 bis auf aktuell 1,2107 (im Tief heute bei 1,2084). Was für ein Wahnsinnsabsturz! Gut, bis 25. Juli war es eine merkwürdig zurückhaltende Seitwärtsphase (wir sprachen schon vom „Wunder am Devisenmarkt). Und erst ab dem 25. Juli ging es so richtig den Bach runter für das Pfund.

Pfund nach der Zinsentscheidung der Bank of England

Nun hat vor wenigen Minuten die Bank of England ihre Zinsentscheidung bekanntgegeben. Der Leitzins bleibt unverändert. Dieses Event hat das Pfund gegen den US-Dollar bis jetzt nicht wirklich beeinflusst. Bei einem Anstieg von gerade mal 14 Pips kann man die Entscheidung der Notenbank im Nachhinein auch als Non Event bezeichnen. Die Bank of England hat ein echtes Problem. Amerikaner, Eurozone etc, so ziemlich überall ist man gerade dabei die Zinsen zu senken beziehungsweise auch sonst die Geldpolitik zu lockern. Die Engländer würden dies wohl auch gerne tun, wenn da nicht der Brexit wäre. Das Pfund hat sich schon abgeschwächt, und wird dies womöglich auch weiter tun. Dadurch werden die Importpreise auf der Insel höchstwahrscheinlich wieder kräftig ansteigen, und damit auch die Inflation. Also könnten in einigen Monaten wohl eher Zinsanhebungen angebracht sein um mögliche Preissteigerungen zu bekämpfen. Aber höhere Zinsen sind ja auch konjunkturbremsend. So ist die Bank of England in einem sonderbaren Szenario hin und her gerissen. Somit hat man sich aktuell wohl entschieden gar nichts zu tun, und abzuwarten.

Und wie geht es weiter?

Tja, alle Welt wartet jetzt. Was wird Boris Johnson machen? Ein Stück weit hat er die EU ja schon vorab zum Sündenbock gemacht, denn Brüssel müsse sich ja jetzt bewegen. Schon komisch, denn die EU hat sich diverse Male geäußert, dass man nicht neu verhandeln werde. Drei Gründe gibt es derzeit, warum das Pfund gegen den US-Dollar weiter fallen könnte (nicht muss). Wir wissen auch nicht, ob der Crash im GBPUSD weiter geht. Aber die folgenden Gründe sprechen dafür. Nochmal: Das muss nicht so kommen, ist aber möglich.

Da wäre erstens die Entscheidung der Bank of England vorhin. Sie gab keinen Impuls für eine Kehrtwende. Dann wäre da die gestrige Fed-Entscheidung. Jerome Powell machte klar, dass diese Zinssenkung von 25 Basispunkten nicht der Beginn einer längeren Zinssenkungsphase sei. Das war eine Enttäuschung für die Dollar-Bären, und der Dollar legte zu. Damit wird natürlich auch das Pfund gegen den Dollar weiter geschwächt! Und drittens wäre da weiterhin Boris Johnson. Es gibt auch aktuell keine Anzeichen oder Aussagen, die seine Haltung zum Brexit in einem besseren Licht da stehen lassen könnten. Und die Uhr tickt. Die Zeit bis Oktober geht rasend schnell vorbei, und dann will er unbedingt aus der EU austreten, egal wie!

Verschärfend kommen heute aktuelle Aussagen der neuen Regierung hinzu, dass man für den Fall des harten Brexit (also mit Zöllen) zusätzliche 2,1 Milliarden Pfund bereitstelle, um Großbritannien auf mögliche negative Auswirkungen vorzubereiten. Wichtige Sektoren der Wirtschaft sollten laut dem neuen Finanzminister vorbereitet werden. Tja, das wirkt nicht so, als arbeite die Regierung Johnson mit voller Kraft an einem sanften Brexit.

Pfund-Entwicklung im Chart

Und das Pfund? Hier der Chart der letzten 12 Monate gegen den US-Dollar. Rechts im Bild sieht man gut den Absturz der letzten Tage. Ist irgendeine Art von Hoffnung erkennbar für die Pfund-Bullen? Die einzige Hoffnung könnte sein, dass der Markt ab einem bestimmten Punkt „erst einmal“ technisch überverkauft ist, und eine Pause einlegt wird auf dem Weg nach unten. Ob und wie weit der Markt noch weiter fällt? Wir wissen es auch nicht, aber die Lage sieht nicht gut aus!

Pfund vs USD seit August 2018



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