Allgemein

Was Deutschland aus dem Schlamassel ziehen könnte Politiker ist kein Beruf

Plädoyer für die Abschaffung des Berufspolitikertums

Politiker Matthias Weik

Ein Kanzler mit besorgniserregenden Gedächtnislücken in der Causa Cum-Ex, ein Wirtschaftsminister mit offensichtlich nur rudimentären Wirtschaftskenntnissen und einer unappetitlichen „Filz-Affäre“, bei der der Verdacht der Vetternwirtschaft im Raum steht. Eine Außenministerin mit mangelndem diplomatischem Fingerspitzengefühl, eine Präsidentin der Europäischen Kommission, die mit dubiosen SMS im Rahmen des Pfizer-Deals in Verbindung gebracht wird. Politiker, die sich mit „Maskendeals“ bereicherten erschüttern das Vertrauen in die Politik und schlussendlich in die Demokratie. Es ist an der Zeit, dass sich einiges grundlegend ändert. Der Polit-Zirkus muss auf den Kopf gestellt wird.

Politiker: Maximal zwei Legislaturperioden

Es muss die Frage gestellt werden, ob Deutschland und die EU tatsächlich Berufs-Politiker und Berufs-Politikerinnen benötigen, oder ob die Abgeordnetentätigkeit in Landtag, Bundestag und EU -Parlament auf maximal zwei Legislaturperioden beschränkt werden sollte. Oberstes Ziel eines Berufs-Politikers und einer Berufs-Politikerin dürfte es verständlicherweise sein, seinen Job zu behalten. Dies kann er nur dann, wenn er wiedergewählt wird – mag es kosten, was es wolle.

Auch diese Motivlage führt mit dazu, dass sich immer mehr Menschen von der Politik abwenden. Politiker ist kein Beruf. Wäre die Parlamentstätigkeit auf maximal zwei Legislaturperioden beschränkt, so würde dank Bürgern aus der Mitte der Gesellschaft ein frischerer Wind durch die Parlamente wehen. Würde man die Abgeordneten für ihre Tätigkeit mit demselben Betrag vergüten, den sie für ihre berufliche Tätigkeit erhalten, so würden voraussichtlich einerseits höher qualifizierte Bürger in den Parlamenten sitzen und andererseits für manch einen die Tätigkeit als Abgeordneter weniger attraktiv erscheinen.

Vorteile einer Begrenzung auf maximal zwei Legislaturperioden

Die Begrenzung der Abgeordnetentätigkeit auf maximal zwei Legislaturperioden hat zahllose Vorteile, als da wären:

– Der politische Filz samt Postenschacher hätte es sehr viel schwerer, sich zu entfalten.

– Parteien würden aufgrund ihres Parteiprogramms und nicht aufgrund von Personen gewählt werden.

– Politiker würden das Parteiprogramm umsetzen, für das sie gewählt wurden, anstatt im Zweifelsfall aufgrund der Gefahr einer künftigen Wahlniederlage und des damit verbundenen Jobverlusts von ihm abzuweichen.

– Es würde ein frischerer Wind durch die Parlamente wehen und die Entscheidungen würden sich stärker am Willen der Bürger orientieren.

– Da ein jeder nach seiner Abgeordnetentätigkeit wieder in seinen Beruf zurückkehren würde, würden die Parlamente ein wesentlich breiteres Bild der Gesellschaft widerspiegeln.

All jene – gewiss nicht alle – Berufs-Politiker, welche von der freien Wirtschaft aufgrund mangelnder Ausbildung und/oder Berufserfahrung als gescheiterte Existenzen betrachtet werden und niemals das Salär erhalten würden, das sie als Abgeordnete erhalten, müssten sich um einen Berufs- oder Studienabschluss kümmern, um dann im Job zum Wohlstand der Gesellschaft beizutragen. Somit könnten sie der Gesellschaft beweisen, dass sie mehr sein können als Berufs-Politiker, und mit allen Bürgern gemeinsam das Land mit aus dem Schlamassel ziehen.

Ohne Qualifikation kein politisches Amt

Die Frage sei erlaubt, ob ein Politiker tatsächlich den anspruchsvollen äußeren Anforderungen gerecht werden und inhaltlich schwierige Forderungen durchbringen kann, wenn er nicht das Durchhaltevermögen besaß, einen Berufs- oder Hochschulabschluss zu erreichen. Auch Politiker sollten einen Berufs- oder Hochschulabschluss und eine gewisse Berufserfahrung haben, bevor sie ein politisches Amt übernehmen.

Dies erhöht die Chance, dass sie tatsächlich mitten aus der Gesellschaft kommen und nicht ausschließlich in der Politikblase agieren. Es kann und darf nicht sein, dass Volksvertreter noch niemals einer geregelten Arbeit außerhalb der Politik nachgegangen sind. Es wirkt absurd, wenn Politiker jungen Menschen die Wichtigkeit von Bildung predigen, während sie selbst in puncto Bildung bestenfalls nur wenig zustande gebracht haben.

Ebenso obskur wirken Politiker, die von Vergesellschaftung und Enteignungen fabulieren, ohne in der freien Wirtschaft gearbeitet beziehungsweise etwas Nennenswertes zustande gebracht zu haben. Gravierend wird es, wenn eine Politikerin mit abgebrochenem Studium ohne jegliche Berufserfahrung in den Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns, Deutschlands größtem Autobauer, gehievt wird.

Ministerposten nach Kompetenz besetzen

Prof. a. D. Matthias Scharlach sagte: »Immer dort, wo das Ego die Kompetenz überholt, versagen irgendwann die Bremsen.«

Exakt dies ist bei zahlreichen Politikern und Politikerinnen zu beobachten. Zu jedem Arbeitsplatz gehören eine Stellenbeschreibung und ein Anforderungsprofil. Beispielsweise sind die Anforderungen an einen Sachbearbeiter ohne Budget- und Personalverantwortung geringer als diejenigen, die an einen Abteilungsleiter oder einen Vorstand zu stellen sind. Zweifellos wäre manch ein Sachbearbeiter auf dem Posten eines Vorstands in einem Konzern reichlich überfordert, weil ihm die Qualifikation, die Erfahrung und vielleicht auch der Intellekt fehlen. Die Besetzung eines Jobs nach Qualifikation zählt in der freien Wirtschaft ebenso wie im öffentlichen Dienst und für Beamte in jeder Behörde.

Der kleine, aber feine Unterschied besteht jedoch darin, dass beim Staat die Top-Führungspositionen mehr nach politischen Kriterien als nach Qualifikation besetzt werden. Beispielsweise haben Juristen mit einem bestenfalls durchschnittlichen Staatsexamen beim Staat faktisch keine Chance auf eine Anstellung. Für Minister oder Staatssekretäre – ironischerweise selbst solche im Justizministerium – zählt dieses Ausschlusskriterium augenscheinlich nicht. Genau hier muss angesetzt werden. Es ist unabdingbar, dass Ministerposten und Staatssekretärsposten ebenso ein Jobprofil erhalten und davon ausgehend, ebenso wie Topmanagerposten, strikt nach Kompetenz und nicht nach Parteibuch besetzt werden.

Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist, Optimist sondern als Realist.
Web: www.matthias-weik.com
twitter: @mweik_
Instagram: https://www.instagram.com/matthias_weik_mw/
Facebook: https://www.facebook.com/matthweik



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Die. Mär vom Bildungsabschluss. Ich plädiere ganz entschieden gegen solch eine Zugangsvoraussetzung, allerdings fände ich kognitive Tests und die Erbringung des Beweises, dass man Ahnung von dem Fachbereich hat, sehr gut. Ein Studium langt als Nachweis noch lange nicht. An Deutschlands, zugleich Europas, größter Wirtschaftsfakultät ist die Qualität der Lehre und Lehrenden und des Studiums auf jeden Fall mangelhaft. Da sorgt man dann lieber anderweitig für seine Bildung.
    Aber in Deutschland gilt eben immer, man braucht ein Stück Papier als Zertifizierung, ob das was taugt ist in der Regel egal. Dann doch lieber vernünftige Tests als Nachweis

  2. Gute Analyse, die ich nur teilen kann. Ich würde noch hinzufügen:

    – Beschränkung auf zwei Legislaturperioden je Ebene (also Kommunal-, Landes- und Bundesebene)
    – Abschaffung der 5% Hürde in den Parlamenten
    – Ein Mandat pro Wahlkreis, kein Einzug in Parlamente über Listen

    Durch die Abschaffung (oder Herabsetzung) der 5% Hürde würde ebenfalls frischer Wind in den Parlamenten Einzug halten. Auch würde durch die Beschränkung des Mandats auf die Kandidaten, die ihren Wahkreis gewinnen, die Demokratie gesteigert. Die Folge: keine Hinterbänkler mehr, deren einzige Funktion es ist, Mehrheiten zu beschaffen und nach Parteilinie abzustimmen, sowie mehr Einfluss der Menschen im Wahlkreis auf diejenigen, die sie vertreten sollen.

    Mehr direkte, weniger repräsantative Demokratie wäre die Lösung, um bei den Menschen den Glauben an die Demokratie zu retten (bzw. eher wiederherzustellen).
    Allerdings müssten dies die gleichen Politiker beschließen, die am meisten vom Erhalt des Status quo profitieren, insofern bleibt da leider wenig Hoffnung auf Veränderung…

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage