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Problemthema Gas – wo der Lobbyverband Probleme und Lösungen sieht

Gas-Flamme auf Herd

Gas ist ein großes Problemthema. Millionen von Wohnungsmietern werden womöglich erst beim Erhalt der Betriebskostenabrechnung im nächsten Jahr den großen Schock bekommen. Denn erst da wird wohl klar werden, wie dramatisch sich der explodierte Gaspreis auf die Heizkosten ausgewirkt hat. Auch für zahlreiche Industrieunternehmen hat der hohe Gaspreis dramatische Folgen, wenn zum Beispiel die Produktion unrentabel wird. Der Lobbyverband der deutschen Gaswirtschaft „Zukunft Gas“ (repräsentiert 136 Unternehmen der Gas-Wirtschaft) hat heute seine Jahresbilanz 2021 vorgestellt. In diesem Zusammenhang bespricht man auch aus Sicht der Branche die Probleme am Gasmarkt, und wie Lösungen aussehen könnten. Schauen wir uns doch mal die Argumente und Aussagen der Branchenvertreter an.

Probleme und Lösungsansätze rund ums Thema Gas in Deutschland

Allein bei der Stromerzeugung verringert laut „Zukunft Gas“ der Umstieg von Kohle zu Gas die CO2-Emissionen um durchschnittlich 65 Prozent. Um das Jahrhundertprojekt Energiewende zu meistern, sei der Bau von neuen Gaskraftwerken unverzichtbar. Mit dem Ausstieg aus der Kohle und Atomkraft verliere Deutschland regelbare Kraftwerke, die heute die volatile Einspeisung der erneuerbaren Energien ausgleichen. Werde der Koalitionsvertrag umgesetzt, stünden in Deutschland ab 2030 nur noch Gaskraftwerke zur Verfügung um die Versorgung zu sichern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Damit dies gelinge, würden laut „Zukunft Gas“ bis 2030 in Deutschland 20 bis 30 Gigawatt neue Gaskraftwerkskapazität benötigt. Daher benötige man ein Investitionsvolumen von ca 30 Milliarden Euro. Daher müsse man einen Kapazitätsmarkt einführen, indem nicht nur die produzierte Energie vergütet wird, sondern auch Versorgungssicherheit einen Preis habe.

Während der Zubau von Gaskraftwerken noch stockt, wurde laut „Zukunft Gas“ eine Rekordzahl an Gasheizungen installiert. So wurden 2021 etwa 653.000 neue Geräte installiert, ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Daher blickt der Verband daher skeptisch auf das Vorhaben der neuen Bundesregierung, die ab 2025 für jede neu eingebaute Heizung den Betrieb mit mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie vorsieht. Diese Vorgabe stelle hunderttausende Haushalte vor unlösbare Aufgaben. Vielmehr müsse im Wärmemarkt die Dekarbonisierung des Energieträgers eingeleitet werden. Die Industrie werde schon bald Heizungen liefern, die mit Wasserstoff betrieben werden können. Doch wann der Brennstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, sei noch unklar.

Auch wenn das vergangene Jahr durch die hohen Energiepreise zu großen Belastungen geführt hat, habe sich der Gasmarkt als krisensicher erwiesen. So konnten die sehr hohen Preise für die privaten Verbraucher dank konservativer Einkaufsstrategien und Langfristverträgen zumindest teilweise abgefedert werden – so zumindest die Aussage von „Zukunft Gas“. Man verfolgte als Branche laufend die dynamischen und herausfordernden Entwicklungen auf den globalen Energiemärkten. Durch die aktuelle Situation werde die Bedeutung von Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit erneut deutlich, die alle gewährleistet sein müssen. Gut diversifizierte Lieferquellen, Speicher sowie Pipeline- und LNG-Transportinfrastruktur seien entscheidend, um Engpässe auch in Zukunft vermeiden zu können, so zitiert man eine Führungskraft von Uniper.

Damit man als Branche auch in Zukunft einen diversifizierten Gasmarkt gewährleisten kann, muss Deutschland laut „Zukunft Gas“ seine Energie-Außenpolitik stärken. Man werde weiterhin Energieimporte benötigen um den Bedarf zu decken. Dazu gehöre auch die aktive Auseinandersetzung mit Erdgasimport-Infrastrukturen wie Pipelines und LNG-Terminals, um die wachsende Importlücke zu schließen. Jetzt gelte es strategische Partnerschaften auszubauen und fit für die Zukunft zu machen.

Die Branche befindet sich laut „Zukunft Gas“ bereits auf dem Weg in die Zukunft. Mit der Wasserstoffstrategie 2020 sei im vergangenen Jahr einiges in Gang gesetzt worden. In Deutschland seien zurzeit zahlreiche Wasserstoffprojekte in Betrieb, im Bau oder in Planung. Die Branche sei aktiv an der Transformation beteiligt. Jetzt sei die Politik gefragt durch die richtigen Gesetzesanpassungen den Weg für eine Wasserstoffwirtschaft zu ebnen. Das EU-Gasmarktpaket und die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes hätten bereits das Thema Transport in Angriff genommen, seien allerdings noch nicht praxistauglich. Unklar sei auch, ob die geplanten Regeln zur EU-Taxonomie nennenswerte Investitionen auslösen.



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