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Putin: Ein Psychogramm – war Ukraine-Krieg vorhersehbar?

Putin Psychogramm - Ukraine-Krieg vorhersehbar?

Ist der Ukraine-Krieg vorhersehbar gewesen – wenn man sich nur ausreichend und realistisch mit Putin beschäftigt hätte?

Putin – ein Psychogramm und der Ukraine-Krieg

Putin und sein psychisches Profil ist dieser Tage Gegenstand eingehender medialer Einlassungen, die man wohlwollend als „gründelnd“ charakterisieren kann. Im Netz indessen existiert ein Psychogramm von Wladimir Putin, das Otto von Habsburg

target="_blank" rel="noopener">in einer Rede 2003 mit gekonnten Strichen zeichnete.

Otto von Habsburg (1912–2011), Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I. und der populären Kaiserin Zita, ist Jahrgang 1912. Er war ein erbitterter Gegner Hitlers. Seine Rede über Putin, die wir nachstehend in den entscheidenden Auszügen zitieren, hielt er im hohen Alter von 91 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war Oto von Habsburg bereits ein lebendes europäisches Denkmal, aber ebenso auch aus der Zeit gefallen. Vermutlich schätzte er gerade deswegen die mit Putin behafteten Risiken knapp 20 Jahre vor dem Ukraine-Krieg realistischer ein als viele andere Führer dieser Welt, nicht zuletzt auch als Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Hinweis: Der Wortlaut wurde im Folgenden behutsam der Schriftform angepasst, gewisse umgangssprachliche Wendungen des Redners weggelassen. Eckige Klammern markieren vorgenommene Schnitte, die dazu dienen, den Text in Schriftform zu verdichten:

Putin ist „jemand, mit dem man rechnen muss“

„Ich weiß, es gibt jetzt Menschen, die sagen, es wird keinen Krieg mehr geben. Bitte, das habe ich öfters gehört. Das ist der Vorteil, wenn man so ein alter Mensch ist wie ich. […] Aber die Wahrheit ist die, dass es eine echte internationale Gefahr weiterhin gibt. […] Das erste ist: Wir haben ein großes Problem mit dem mächtigen Nachbarn Russland. Denn – meine Damen und Herren –, die Führung in Russland ist in ganz eigenartigen Händen. Ich weiß, es gibt hier im Westen sehr viele, die sind über Herrn Putin sehr entzückt. Sie sagen, er spricht gut Deutsch (bitte, es ist wahr […], er hat sogar gewisse Manieren […]). Aber, meine Damen und Herren, er ist jemand, mit dem man einfach rechnen muss! […] Ich muss Ihnen sagen, ich hatte die Chance, mit ihm nicht persönlich zusammengekommen zu sein, aber indirekt, zu einer Zeit, wo er noch längst nicht ein berühmter Mann war. Das war in den sterbenden Monaten der sogenannten DDR […].“

Freitagsdemo in Dresden im Herbst 1989: Putin „unterdrückerisch“

„Ich habe also an der Demo [Freitagsdemonstration 1989 in Dresden] teilgenommen und hatte das unglaubliche Glück, mit einer Gruppe vor einer Weile befreiter Gefangener zusammen zu sein, die seiner Zeit vom großen […] Konzentrationshaus von Bautzen gewesen sind, das im Ruf stand, das wahrscheinlich ärgste Gefängnis der DDR gewesen zu sein. Die haben mir gesagt, einige Russen sind sehr nett gewesen (sie waren vielleicht sehr höflich) […]. Aber sie haben gesagt, ein Russe ist da, der ist furchtbar. Der ist grausam. Der ist unterdrückerisch. Er heißt Putin. Ich muss Ihnen sagen, es war für mich eine große Sache, dass ich den Namen damals zu hören bekommen habe.“

Betrunkener Jelzin von Putin aus dem „Kreml getragen“

„Schauen Sie, wenn man zurückgeht im Leben von Putin, wird man finden, dass er schon als Schüler im Gymnasium seine Kameraden an die Polizei denunziert hat, wenn die etwas gegen das Regime gesagt haben. Er ist dann, mit 23 Jahren, bereits Mitglied des KGB geworden. […] Man hat ihm erlaubt, ins Ausland zu reisen. Er hat sehr viele Auslandsreisen gemacht, weil man ihm offensichtlich total vertraute. Er hat dann als Leiter der Russen in Sachsen und Thüringen regiert, wo er […] ein äußerst harter Herr war.

Er war also ein Mensch, der so langsam die Treppe beim KGB herauf gegangen ist, bis zu jenem Punkt, jene Nacht des beginnenden Jahrtausends, in der es im Kreml einen wirklich unblutigen Putsch gegeben hat. Es war ja früher Herr Jelzin der Präsident. Den habe ich persönlich gut gekannt. Ein sehr liebenswerter Mensch – ein Wilder war er trotzdem […]. Es war nicht leicht, mit ihm zu sprechen, denn es gab wenige Momente, wo er nicht betrunken war. […] Was sich da im Kreml abgespielt hat, weiß ich natürlich nicht. Aber so wie ich die Dinge von außen sehe, würde ich sagen, es war ganz einfach […]: Der gute Jelzin war wieder einmal sternhagelvoll […]. Man hat ihn einfach aus dem Kreml getragen und Putin hat sich auf den Thron gesetzt. Und damit war der Staatsstreich beendet.“

Putin und seine Minsker Rede

„Putin hat gleichzeitig eine Politik angekündigt in einer Rede, die er am 19. Januar des Jahres 2000 in Minsk gehalten hat. Ein Rede übrigens, die in keiner westlichen Zeitung – so weit ich sehen kann – überhaupt erschienen ist. Dort hat er ein paar ganz grundsätzliche Pläne für die Zukunft erklärt. Er hat erklärt, er werde in fünf Jahren die militärischen Ausgaben verdoppeln. Er hat damals in der gleichen Rede gesagt, er wolle Russland wieder zur ersten Großmacht in der Welt machen, wie es früher einmal gewesen ist. Er hat nicht direkt gesagt, wie in den Tagen von Stalin, aber er hat es gedacht. Mit einem Wort: Er [Putin] hat da einen ganz großen ambitionierten Plan auseinandergesetzt, den der Westen – wie gesagt – nicht weiter zur Kenntnis genommen hat, weil er nicht wollte.“

Und dann sind die ganzen Zeichen gekommen..

„Und dann sind die ganzen Zeichen gekommen. Kleine Zeichen, die ungeheuer instruktiv sind. Schauen Sie, die Tatsache, dass Putin erst einmal die Hymne Russlands abgeschafft hat, die seinerzeit Jelzin wieder eingeführt hatte. Er hat außerdem für die neue Hymne einen Gesang eingeführt, der 1963 zu Ehren von Stalin komponiert worden war. Mit einem anderen Text natürlich. Aber stellen Sie sich bitte einmal vor, wenn in Deutschland im Jahre 1946 die Deutsche Regierung das Horst-Wessel-Lied zur Hymne erhoben hätte, was wäre da für ein Geschrei in der Welt ausgebrochen. Aber in dem Fall ist das glatt über die Bühne gelaufen. Putin hat auch die Fahne geändert. Die rote Fahne ist wieder da [gemeint ist die rote Militärfahne mit Stern]. Meine Damen und Herren, das sind alles so kleine Zeichen…“

Putin – sein Geburtsort als Wallfahrtsort

„Wenn man sich zum Beispiel Lenins Geburtsort Stariekborst [gemeint ist Simbirsk, seit 1924 Uljanowsk], 800 Kilometer von Moskau entfernt. Das ist heute schon ein Pilgerort, wie er seinerzeit als Geburtsort von Lenin gewesen ist. Es werden dort ganz groß die Gebäude aufgebaut für die Schulung der sogenannten Putin-Jugend. […] Uljanowsk entwickelt sich zu einer Art großem Heiligtum, wo eine große Straße von Moskau hinführt, eine Straße übrigens, wo alle paar Kilometer eine Statue des großen Mannes [Lenin] zu sehen ist. […] Das sind Zeichen, die nicht trügen.“

Die Fusion mit Belarus

„Schauen sie meine Damen und Herren, gerade in der letzten Zeit ist etwas geschehen, was man ebenfalls im Westen so gut wie überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hat, aber ungeheuer bedeutend ist. Erster Schritt war der, dass endlich jetzt die Fusion zwischen Russland und Belarus tatsächlich durchgeführt wird, dass an der Seite von Putin heute ein ganzer Stab für die Reintegration von Belarus aufgestellt wird, an dessen Spitze Herr Pawel Borodin steht. Meine Damen und Herren, ich möchte das nur alles gesagt haben, wenn man uns immer wieder sagt, wir sind in einer Zeit der Sicherheit und des Friedens! Meine Damen und Herren: Das stimmt nicht. Schauen Sie […], ich habe wahrscheinlich die interessanten, instruktivsten Monate meines Lebens während der letzten drei Monate beim Verfall der Weimarer Republik in Berlin zugebracht.“

Otto von Habsburg zieht Parallele zu Hitlers Machtergreifung

„Ich kann Ihnen nur sagen, da hat man doch gesehen, was sich da abgezeichnet hat. Ich habe „Mein Kampf“ damals gekauft. Ich habs gelesen. Er [gemeint ist Hitler] hat ja doch ganz ehrlich gesagt, was er alles machen würde. Aber das hat auch niemand im Westen zur Kenntnis nehmen wollen. Das hat niemand mehr gewusst. Ich erinnere mich noch, wie Chamberlain nach dem Münchener Abkommen in das House of Commons eintritt mit dem Papier des Vertrags von München und wo er dann mit zitternder Stimme dem House of Commons sagt: „We have been taken by surprise“ – „Man hat uns überrascht“.

Erst einmal, meine Damen und Herren, ein Ministerpräsident hat nicht das Recht, überrascht zu sein. Man hat einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen, was hier auf uns zukommt. Und deshalb müssen wir immer wieder, und hierauf möchte ich ernstlich insistieren, auch in diesem Europa an aller erster Stelle an die Sicherheit denken.“



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10 Kommentare

  1. https://www.youtube.com/watch?v=UvymgthoVvI

    Hier ein Video, was es bedeuten würde, wenn Russland uns das Gas abstellt!!

    1. Ganz schrecklich, wir sollten nix machen und Putin gewinnen lassen stimmts? Video braucht man sich garnicht ansehen

      Schönee WE

  2. Da braucht es keinen Otto von Habsburg, die hinterhältigen und langfristigen Einzelschritte von Putins plumper Strategie wurden über Jahre und immer wieder im Detail überall öffentlich thematisiert. Nur hören und kombinieren wollten leider nur die Wenigsten, allzeit zu faul, zu urlaubsreif, mit anderen Themen zu beschäftigt, um 1+1 zusammenzuzählen.

    Das Psychogramm stand lange fest, die Bereitschaft, es in seinen Konsequenzen zu akzeptieren, leider in der Breite noch immer nicht.

  3. Herr Bear 86, danke für das bearische Video.
    Seine Videos schaue ich, und das ist einer Mit HIRN.
    Und ans noch dazu, ob die leid des begreifen, das Sie net zwei mal am doch duschen könna? I glab des haldn die nit aus. Ich werde jetzt gleich ein DUSCHENABGEWÖHN THERAPIE ZENTRUM GRÜNDEN.

    Otto von Habsburg, seine Rede ist interessant, zeigt Paralellen zu anderen Geschichten.
    BRINGT vielleicht einiges durcheinander.
    FLAGGE IST WEISS, BLAU, ROT.
    PUTIN WURDE 2000 GEWÄHLT, von wodka yelzin vorgeschlagen.
    Wahl und Ergebniss selber, kann man darüber streiten.
    Und ja, die letzte Konsequenz hat man nicht sehen wollen, so simmer halt.
    Jetzt sind die roten Schuld, hast scho, die Merkel ist die net in der,CDU, oder is des a Rode? Oder is die die Rache der DDR?

    1. Merkel ist die Rache der DDR – ich lach mich schief… ;-)

      1. Merkel ist weg und mischt sich zumindest offiziell nicht ein, gibt keine Interviews und talkt auch nicht. Die letzte große Politikerin mit Würde und ohne den Verdacht einer Korruption o.ä.

        Merkel weg, Putin ergreift seine Chance.

        Wenn der Krieg in spätestens 4 Wochen vorbei ist wird sich Merkel wieder öffentlich äussern.

  4. Blödsinn !!¨Beschäftigt Euch mal mit der Nato den Amis den Giftlabors der Familie Biden den Engländer mit Ihren Geopolitischen zielen und vor allem mit den seit über 10 Jahren angehenden Beeinflussung deren durch Milliarden für Politik Umsturz der Regierung und eben den Labors rund um den Erdball der Amis. Eine Frechheit die Welt so zu verdrehen das die Amis etc di guten sind ..Schwachsinn !!!!!

  5. Propaganda aus allen Richtungen hat Hochkonjunktur. Herr Fugmann Sie sollten sich einmal unbedingt die folgende Doku, sowie die Rede von Gysi aus 2014 ansehen.

    Der verschwiegene Krieg
    https://www.youtube.com/watch?v=1r_CMYd23MY

    Rede Gysi 2014
    https://www.youtube.com/watch?v=ezEjykTJjVk

    1. Tolle Rede von Gysi, und nicht die einzige…

    2. Gute Rede von Gysi

      Aber wer spinnt die Fäden? Mir scheint es sind die „nationalistischen Strömungen im Westen“ die „Antisemiten“ usw. Die Demokratien im Westen sind von Nazis unterwandert die im Namen der Demokratie solche Entwicklungen vorantreiben. Ziel? Schwächung der Demokratie in dem man die Demokratischen Kräfte in immer neue Konflikte um das vermeintlich Gute zieht aber gleichzeitig deren
      Legitimation schwächt. Plötzlich werden aus Grünen Atomkraftgegnern und Friedensaktivisten Unterstützer für schwere Waffen. Sie wollen Putins Krieg bekämpfen unterstützen damit aber die antidemokratischen Kräfte der Ukraine, Russlands und der Westens. Auf welcher Seite der ukrainische Präsident steht kann ich noch nicht so richtig erkennen.

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