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Sicherheitsarchitektur in Asien in Frage gestellt Putin verzockt sich durch Deal mit Nordkorea

China, Japan und Südkorea "not amused"

Putn verzockt sich Deal mit Nordkorea
Foto: shijil619 - Freepik.com

Bei seinem Besuch letzte Woche in Nordkorea unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein weitreichendes Abkommen mit dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-Un. Dieser “Vertrag über eine umfassende strategische Partnerschaft” verpflichtet beide Länder zu gegenseitigem Beistand im Falle einer Aggression und vertieft die politischen, handelspolitischen, investitionspolitischen, kulturellen und humanitären Beziehungen.

Das Abkommen, das die Verträge von 1961 und 2000-2001 ersetzt, beinhaltet auch eine militärisch-technische Zusammenarbeit, die nicht ausgeschlossen wird, und zielt darauf ab, gemeinsam westliche Sanktionen zu umgehen. Obwohl der vollständige Text des Abkommens noch nicht veröffentlicht wurde, deutet vieles darauf hin, dass es Russland technische Unterstützung bei der Entwicklung von Waffen, insbesondere von Atomwaffen, zusichert, während Nordkorea im Gegenzug Russland weiterhin mit Munition versorgt.

Putin stellt mit Abkommen Russland-Nordkorea Sicherheitsarchitektur in Asien in Frage

Die russisch-nordkoreanische Allianz wird Südkorea dazu bewegen, seine militärische Aufrüstung zu beschleunigen und die Beziehungen zu den USA und anderen regionalen Partnern zu stärken, was möglicherweise zu einem neuen Wettrüsten auf der koreanischen Halbinsel führen wird.

Die erneuerte strategische Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea, einschließlich gegenseitiger Verteidigungspflichten, verstärkt Japans Bedenken hinsichtlich der Sicherheitslage in der Region. Japan ist besonders besorgt über den möglichen Technologietransfer von Russland nach Nordkorea, der Pjöngjang in die Lage versetzen könnte, einsatzfähige Nuklearbomben zu bauen. Diese Entwicklungen erhöhen Japans Dringlichkeit, seine nationale Sicherheit zu stärken, einschließlich der Vertiefung der Verteidigungsbeziehungen zu den USA und Südkorea sowie der Förderung der trilateralen Zusammenarbeit zwischen Japan, Thailand und den USA. Premierminister Kishida wird die Gelegenheit nutzen, die Bedeutung dieser Partnerschaft auf dem kommenden NATO-Gipfel hervorzuheben. Zudem wird der Pakt wahrscheinlich Auswirkungen auf den Kurilen-Konflikt haben, der sich seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine verschärft hat.

Chinas offizielle Reaktion auf den Besuch von Präsident Putin in Nordkorea war so zurückhaltend, dass sie fast als Gleichgültigkeit interpretiert werden könnte. Doch hinter dieser Fassade der Zurückhaltung dürfte Peking alles andere als erfreut über den neuen Pakt sein. Nordkorea gilt als Chinas Einflusssphäre und Pufferzone gegenüber dem US-verbündeten Südkorea. Indem es die Beziehungen zu Russland und Nordkorea als separate bilaterale Angelegenheiten darstellt, vermeidet China es, in eine trilaterale Dynamik verwickelt zu werden, die seine Beziehungen zum Westen, insbesondere zu Europa, Japan und Südkorea, beeinträchtigen könnte.

Ein Wettrüsten in der Region und die Vertiefung potenziell anti-chinesischer Allianzen zwischen den USA und regionalen Partnern sind Entwicklungen, die China wahrscheinlich als bedrohlich ansieht. Besonders kritisch sind die Auswirkungen auf die Konfliktherde Taiwan und das Südchinesische Meer. Die verstärkte trilaterale Zusammenarbeit zwischen Japan, Thailand und den USA könnte Chinas Ambitionen, die sogenannte Neun-Punkte-Linie im Südchinesischen Meer durchzusetzen und Taiwan einzugliedern, erheblich erschweren.

Das greifbarste Ergebnis des “gegenseitige Verteidigungsabkommen” zwischen Russland und Nordkorea dürfte China, das selbst seit 1961 einen gegenseitigen Verteidigungsvertrag mit Nordkorea hat, potenziell gegen seinen Willen in einen Konflikt hineingezogen werden. Allerdings enthält die Sprache der “gegenseitigen Unterstützung” so viel Ambiguität, dass China wohl sich gegen Automatismen hier wehren kann.

Größter Gewinner ist Nordkorea. Kim Jong-un hat die Notlage Russlands schamlos ausgenutzt und ein maximales Verhandlungsergebnis erzielt. Es weitet seine Beziehungen zu Russland aus und ist dadurch weniger abhängig von China. Es erhält dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente. Durch den Technologietransfer von Russland dürfte Nordkoreas Waffenprogramme, insbesondere seine atomare Aufrüstung, einen Schub erhalten. Sollte Nordkorea wirklich Arbeiter nach Russland exportieren, erhielte es dringend benötigte Devisen.

Putin mit nächstem Fehltritt

Für das Schlachtfeld in der Ukraine hat das Abkommen weitreichende Folgen. Kurzfristig erhält Putin dringend benötigte Munition. Allerdings hat sich gezeigt, dass die gelieferten Geschosse von minderer Qualität sind und oft nicht oder nicht dort explodieren, wo sie sollten.

Mittel- und langfristig wird es die Statik des Krieges weiter zu Ungunsten Russlands verschieben. In einer ersten Reaktion denkt nun Südkorea seinerseits über die Lieferung „tödlicher Waffen“ in die Ukraine nach. Südkorea ist gleichzeitig das Land mit einer der größten Verteidigungsindustrien nach den USA. Das Land hat sich bisher geweigert, die Ukraine mit modernen Waffen zu unterstützen, weil es als Antwort ein größeres Engagement Russlands in Nordkorea fürchtete. Nun aber ist dieses Hindernis weggefallen. So dürfte die Ukraine mittelfristig modernes Gerät aus Südkorea erhalten, während Russlands Material mit zunehmender Dauer des Krieges immer älter wird.

Putin hat einen gewagten Schritt unternommen und seine strategische Lage – mal wieder, könnte man sagen – verschlechtert. Er hat sein Verhältnis zu China verschlechtert, das nun immer mehr die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auch direkt zu spüren bekommt, indem seine Währung leidet. Es hat den südkoreanischen Tiger geweckt, der mittelfristig moderne und leistungsfähige Waffen an seinen Kriegsgegner liefern kann und wird.

Dadurch, dass Russland immer mehr die Nähe zu Nordkorea und Iran sucht, werden weitere Staaten von Russland abrücken und damit den Einfluss Russlands schwächen. Und zu guter Letzt könnte der Westen auf die Zusammenarbeit mit dem „Schurkenstaat“ mit weiteren Sanktionen reagieren, was Russlands Spielraum weiter einschränken wird.



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11 Kommentare

  1. Immer wieder schön zu lesen, was wer mit wem macht und warum, und die Zukunft wird dann so und so…. ;-)

  2. Putin hat aber auch gezeigt, dass es sich nicht dauerhaft von
    China unter Druck setzen wird.

    So werden die Erpressungsversuche Chinas, billige Energie von
    Russland zu fordern, abgeschwächt.

  3. Wir sind ja hier nun „beim Auge im Zentrum der Finanzen“, oder?
    Möchte der Autor nicht zumindest ein paar Hypothesen anbieten, welchen Einfluss der ganze Zauber auf die Finanzmärkte haben könnte? Ich zumindest bin deswegen hier, Meinungen zur Geopolitik hol ich mir – sofern benötigt – in einer anderen Bubble.

    1. @Andrea
      Nun bin ich in erster Linie ausgebildeter Politikwissenschaftler und weniger vertraut mit den Finanzmärkten. Allerdings sind die Implikationen für den Yuan offensichtlich: Der Abwertungsdruck, dem der Yuan bereits ausgesetzt ist, wird sich verstärken. Ausländische Anleger könnten sich potenziell aus dem Yuan zurückziehen, wodurch Investitionen weniger attraktiv werden.

    2. Woher diese Anspruchshaltung? Bezahlen Sie etwas für den Kontext, welchen Sie hier bekommen?
      evtl. hilft auch selber Nachdenken um Zusammenhänge mit den Finanzmärkten erkennen zu können.

  4. Ich glaube ihren Ausführungen.
    Man wird sehen ob sie eintreten.
    Die U.S.A. sind der Retter der Wereld. Die GUTEN.
    Wer sagt Ihnen das das China nicht schmeckt?
    Bestimmt wurde vorher das Rezept mit China besprochen.
    Eine Tragödie bahnt sich an und als einziger Propagandawort kommt, der Schurke.
    Aber wir glauben ihnen, denn wir wissen nichts.

  5. Es ist doch absurd zu glauben, das Nirdkorea irgendwas unterschreibt, ohne dass China die Hand führt.

  6. Wenn Putin in Vietnam empfangen wird, dann wird darüber nicht so groß berichtet. Wird er auch von Vietnam erpresst? Oder stellt Vietnam auch Munition für Putin her? Was kann man denn jetzt Putin und Vietnam unterstellen? Ich meine etwas unterstellen, was nicht mit Handelsbeziehungen erklärbar ist, sondern nur negativ belegt werden kann.
    Aber es ist ja auch egal, wer, wen, wann, wo besucht.
    Letztendlich werden sich viele Politiker aus Asien sowieso beim nächsten BRICS- Treffen begegnen.
    Ich habe natürlich noch keine Erfahrungsberichte über nordkoreanische Munition gelesen.
    Aber eine Rüstungsindustrie, die Atombomben bauen kann, und die dazu benötigten mehrstufigen Raketen, wird ja wohl kriegstaugliche Granaten herstellen können.

    Wladimir Putin: Russland und Vietnam beschließen engere Zusammenarbeit | ZEIT ONLINE

    https://www.zeit.de/politik/8ausland/2024-06/russland-vietnam-zusammenarbeit-wladimir-putin-usa

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut

      Ernsthaft, Sie schreiben, dass ueber Putins Besuch in Vietnam nicht so gross berichtet wird und verlinken dann auf einen Artikel der „Zeit“, die genau ueber jenes Treffen berichtet? Und auch sonst Berichten deutsche und interantionale Medien ausfuehrlich ueber den Besuch. Man muss schon wirklich eine sehr selektive Wahrnehmung haben.
      Aha, Sie vermuten, sie haben nichts gelesen. Nun, der Autor verlinkt extra einen Artikel zu dem Thema Sie sind natuerlich auch nicht in der Lage, eine einfach Google-Suche durchzufuehren, um evtl sich eine Meinung auf Grundlage von Information zu verschaffen. Aber natuerlich, Ihre rechten Schwurbelkanaele berichten natuerlich nicht ueber so was.

  7. Nicht verzockt hat sich die Waffenindustrie und bekommt ständig Schützenhilfe von diversen imperialen Politikern und solche die es noch gerne werden wollen. KriegstreiberInnen finden ideale Bedingungen vor, ihr Gift zu verspritzen. Tatsächlich gibt es ein politisches West-Ostgefälle hin zu mehr Sozialismus, staatlicher Kontrolle, selbst wenn Russlands Präsident erklärter Weise kein Sozialist ist. Doch halten die Russen nach wie vor an PCR-Test fest, liebäugeln mit dem SocialCreditSystem der Chinesen und motivieren den Westen zu neuen ungeahnten Anstrengungen im militärischen Bereich. Klaus Schwab ist mit allen Beteiligten auf Du und keine Nation, ob westlich oder östlich opponiert offen gegen die Digitalisierung von Währungen.

    Auffällig ist doch, dass Nordkorea als Nation immer noch existiert, denn wenn es denn wichtig gewesen wäre, das nordkoreanische System zu beseitigen, wäre es wohl doch schon längst passiert. Nordkorea ist ein sozialistische Labor der Imperialisten, ein Land mit wenig brauchbaren Ressourcen, welches dazu motiviert, wieder neue Waffen zu entwickeln und zu installieren. Da freuen sich die Aktionäre diverser Waffenhersteller.

    Außerdem muss das viele Geld, dass täglich das Licht der Welt erblickt, irgendwo hin, wo es nicht all zu sehr inflationär wirkt. Beispielsweise in die Ukraine, ein Fass ohne Boden, gleich einem schwarzen Loch. Für die Mächtigen der Welt erscheint es jedenfalls sinnvoller, Geld in umstrittene Projekte zu stecken, wie dieser ominösen CO2 Debatte, in Masken mit begrenzter Haltbarkeit und der Bekämpfung von Dingen, die nur unter dem Elektronenmikroskop zu erkennen sind. Geld für Arme, Schwache, Bildung und Gesundheit wirkt allerdings inflationär, da es im Wirtschaftskreislauf verbleibt.

    Wirtschaftspolitisch bedeutet dies, die Staatsquoten werden weiter steigen, die zivile Wirtschaft wird zugunsten der Militärischen Federn lassen müssen. Ehemals hochgeschätzte bürgerliche Freiheitsrechte werden Hand in Hand mit der Meinungsfreiheit ganz global weiter eingeschränkt werden.

    Sicher ist es kein Fehler auf vermeintliche Fehltritte seiner imperialen Konkurrenten hinzuweisen, vorausgesetzt, Selbst immer alles richtig zu machen. In interessanten Zeiten sollt ihr Leben….

  8. Nach Nord-Korea ein weiteres Land, dass von Russland hochmoderne Waffen erhält.
    Ich bin ja mal gespannt, wann der erste Flugzeugträger absäuft, der von einer Hyperschall- Rakete getroffen wird, die nicht von Russland oder China abgeschossen wurde.

    Schau dir „Russland-Iran-Vertrag: Der Deal, der alles verändert?“ auf YouTube an

    https://youtu.be/kjMeH30_YT8?si=fZXDq3EfEJ5bge_a

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