Gastkommentar von @Forex-Stratege
23 Tradingfehler – der Turbo zum Gewinn
Fehler beim Traden – und das soll ein Turbo beim Gewinnen sein? Wie soll das gehen?
Ich werde hier typische Fehler im Trading vorstellen. Indem man sie beachtet und vermeidet, wird man für sich selbst Gewinne erzielen, direkt oder indirekt. Man erspart sich viel Geld und Zeit, wenn man nicht dieselben großen Fehler wiederholt, die schon so viele vor einem machten.

Verpulvern Sie nicht sinnlos Ihr Geld!
Allerdings ist es schwerer als man denkt, aus den Sekundärerfahrungen anderer Personen zu lernen. Viele schaffen es nur als Primärerfahrung und müssen mit den „Konsequenzen“ leben. Es hört sich so einfach an – man hört von Fehlern, denkt sich „klingt logisch“, aber man begeht sie trotzdem oft selber. Derjenige, der systematisch Schritt für Schritt das Handeln erlernt, wird eine geringere Chance haben diese Fehler zu begehen, aber trotzdem wird es ab und an passieren, denn wir sind und bleiben nur Menschen.
Dieser Artikel ist nicht kurz, aber ich wollte ihn aus mehreren Gründen nicht reduzieren, bzw. habe ihn sogar schon deutlich zusammengefasst. Ich wollte nichts für mich wichtiges weglassen (bestimmt wurde auch so etwas vergessen), nur damit jemand es schneller zu Ende lesen kann. Ich denke die Informationen sind es wert, dass man sich die Zeit zum Durchlesen nimmt, aber das mag jeder für sich beurteilen. Ich habe zu den Fehlern die Erklärungen dazu geschrieben, warum es falsch ist und ergänzte auch entsprechende Lösungen. Bei umfangreichen Themen werden noch weitere Artikel folgen. Ab und an werden Querverweise auf andere Stellen im Artikel vorhanden sein. Da die meisten größeren Fehler in diesem Artikel gesammelt sind, ist es leichter, immer mal wieder nachzulesen, und Kommentare zu schreiben. Ich hoffe also, dass die Artikellänge nicht abschreckt, es wird durch den Mehrwert an Information mehr als ausgeglichen.
Generell sei noch zu dem Artikel gesagt, dass man mir nicht bei allen Sachen zustimmen muss. Es mag Leute geben, die durch solche Fehler durch Glück sogar Gewinne machten oder es einfach anders sehen. Aber da ich ein Mensch bin, der den puren mathematischen Ansatz bevorzugt, halte ich es mit dem Glück (= Zusatzturbo) folgendermaßen: „Ohne Glück gut verdienen, mit Glück extrem gut verdienen“.
Beim Erlernen des Handelns geht es ganz grob darum, sich Wissen anzueignen, es über Praxiserfahrungen zu vertiefen und zu erweitern, und sich psychologisch/emotional in einem guten Zustand zu befinden. Hier sollen jetzt die großen Fehler, die man auf der Reise zum Händler begeht, besprochen werden. Die kleineren einzelnen Tradingfehler werden ein anderes Mal besprochen. Die Reihenfolge soll keine unterschiedliche Rangwertung darstellen.
1. Fehler: Kein schrittweises Erlernen der Basics
Dazu möchte ich mal eine kurze Geschichte erzählen: „Ich habe vor sehr vielen Jahren mal eine Weile lang einen Fechtverein besucht. Alle Teilnehmer waren gut im Üben der Schritte und der Waffenhandhabung. Es gab dort auch einige Fechter, die schon sehr lange dabei waren. Und es gab zwei, die sich deutlich von den anderen älteren Fechtern unterschieden. Sie waren nahezu unbesiegbar für mich – nur durch Glück und hohes Risiko konnte man auch mal einen Punkt bekommen. Sie waren nicht länger dabei als die anderen, und sie waren nicht besser von Anfang an. Aber sie wurden anders trainiert. Wie ich später im Gespräch erfuhr, wurden diese zwei Fechter zuerst mit den Basics vertraut gemacht. Mir wurden die Schrittfolgen gezeigt, ein Florett in die Hand gedrückt und los ging es. Diese beiden haben ein Jahr lang nur die Schrittfolgen geübt, nur das Tag ein und Tag aus, ohne Waffen zu benutzen. Sie waren so flott mit der Beinarbeit, man war chancenlos.
Exakt genauso läuft es beim Erlernen des Währungshandels, je genauer und intensiver ich die Grundlagen lernen, umso höher ist meine Chance, das ich später deutlich besser bin. Nur beim Währungshandel geht es um Geld. Würde man beim Fechten gleich als Anfänger auf sich Wetten abschließen, wenn man gegen anderen antritt? Natürlich nicht, man würde erst üben, und je sauberer man übt, umso besser werden die Chancen (Talent vorausgesetzt). Eigentlich müsste man einem Trading-Anfänger also verbieten irgendwas zu handeln, bis er sich jegliche Grundlagen angeeignet hat, wie zum Beispiel:
– Alle mathematischen Grundlagen und Zusammenhänge, die mit dem Währungshandel und seinen Berechnungen zu tun haben
– Grundlagen des Währungshandels: Welchen Markt handel ich, was sind Besonderheiten, welche Gesetze gelten
– Vor und Nachteile unterschiedlicher Broker, und wie kann man sie finden (auch sämtliche Dokumente eines Brokers durchlesen und verstehen)
– Erlernen der Handelsplattform (lese dir die komplette Anleitung durch, erlerne die Shortcuts, richte dir die Station ein, übe in einem Demokonto bis du alles kennst was es gibt – und mit alles meine ich Alles!)
– Welche Instrumente gibt es: Währungen, CFD, Futures, Optionen, Optionsscheine, Bonds, Aktien, …. (Funktion, Vorteile und Nachteile müssen bekannt sein)
– Was bedeuten Kurse bzw. wie bilden sich Kurse!
– Risikoakzeptanzwert bestimmen und anpassen können (wird noch genauer erläutert in diesem Artikel)
– Erwartungswertberechnung / Chance-Risiko-Verhältnisse verstehen und verbessern können
– Welche Risiken gibt es im Handel und wie vermeide ich sie, bzw. welche sind nicht kontrollierbar
– Nicht zu verlieren ist wichtiger als viel zu gewinnen: das muss verinnerlicht werden, das der Kapitalerhalt das wichtigste Ziel ist (vor allem am Anfang)
– Wie finde ich ein Handelssystem (das einen statistischen Vorteil oder sogar einen fundamentalen Vorteil enthält), wie entwickle ich es, wie erweitere und verbessere ich es, wie teste ich es ohne mich selbst dabei zu betrügen, wie handele ich es …
– Wie nutze ich einen Backtester: Was kann er, was kann er nicht, wie muss ich die Werte korrigieren um sie als reale Daten nutzen zu können
– Wie erstelle ich einen Plan für mein Traden und mein Leben, an den ich mich auch halten kann (beides kann man nicht trennen!)
– Unterschiede lernen zwischen „Wie tradet man als Anfänger“ und „Wie tradet man als Fortgeschrittener“ (zum Beispiel Kontogröße, Risiko pro Trade, usw. wird in beiden Fällen komplett anders berechnet)
– Welche statistischen Kennzahlen sind wichtig zur Systembeurteilung und Auswertung, welche sind nahezu sinnlos, welche total sinnlos
– Vieles mehr…
Nur wenn man diese Grundkenntnisse erlernt, hat man eine gute Chance, später sich selbst, andere Händler und den Markt beurteilen zu können. Man wird alles ganz anders einschätzen und begeht deutlich weniger Fehler. Man ist auf alles vorbereitet, und das allerbeste: Man hat einen Plan, nach dem man vorgeht.
Der Versuch, einfach so mal mit dem Traden anzufangen ohne die Grundlagen zu erlernen, wird einfach nur gnadenlos schiefgehen und euch viel Geld und Zeit kosten. Derjenige, der die Größe besitzt, zu akzeptieren, dass er noch nicht bereit ist (wir reden hier nicht von ängstlich, sondern realistisch), wird Unglaubliches erreichen können. Diese Fähigkeit besitzen sehr wenige Menschen, und wer immer diese hat, vor dem habe ich allergrößten Respekt. Es ist einfach in der Natur des Menschen, immer zu denken, man ist besser als alle anderen, und muss es unbedingt selber versuchen, ob es denn wirklich stimmt. Aber der Währungshandel ist ein teurer Lehrmeister. Seid gewarnt, macht es richtig, oder bezahlt mit Zeit und Geld für die Erfahrung.
2. Mit für die eigene Situation „sinnlosen“ Ideen Zeit verschwenden
Es gibt einfach Sachen beim Währungshandel (wie bei allem in der Welt), die sind nicht sinnvoll möglich. Es gibt Grenzen für alles, die meisten sind über den puren mathematischen Ansatz sehr leicht ersichtlich. Dann gibt es noch bestimmte Grenzen, die man nicht auf Anhieb sieht. Hier kann man Monate und Jahre Zeit in Projekte stecken, die logisch klingen und in der Theorie toll sind, aber in der realen Welt eines Marktes mit beschränktem Volumen und vielen Wettbewerbern einfach nicht funktionieren.
Ein Beispiel soll hier Arbitrage-Handel sein. Beim Arbitrage-Handel wird nahezu risikolos zur selben Zeit an unterschiedlichen Orten (Märkten, Brokern, Währungen, …) gekauft und verkauft, um Kurs- und Zinsunterschiede auszunutzen. Natürlich klingt das alles total logisch, ist es ja auch. Man handelt zum Beispiel bei einem Broker verschiedene Währungen gleichzeitig, so dass sie sich ausgleichen, während man einen Gewinn dabei einbucht. Wenn hierzu Fragen entstehen, kann ich es in einem Extra-Artikel ausführlicher erläutern (bitte im Kommentar dann ansprechen).
Dadurch dass es so logisch ist, und in der Theorie auch unheimlich toll klingt, fallen viele darauf herein. Man schreibt sich Handelsprogramme, kommt auf super Ergebnisse im Backtest und im Handel mit dem Demokonto, und man rechnet sich schon die Millionen aus, die man verdienen wird. Man kann selber keinen Fehler finden. Das Problem liegt in dem Fall an der Erfahrung. „Wenn etwas zu einfach klingt, stimmt was nicht“ oder „Wenn etwas so toll funktioniert, warum verkauft man solche Software dann?“ – diese Sätze sollte man nie vergessen beim Handeln sowie generell im Leben.
In der Realität sieht es leider wie folgt aus: Um diese Arbitrage-Vorteile zu nutzen, muss man das gerade am Markt vorhandene Volumen auch selber bekommen. Da aber enorm viele Leute diesen „einfachen risikoloseren“ Weg versuchen, hat sich ein wahrer Technikkrieg entwickelt. Es geht darum die schnellste Datenleitung zu haben, die man für Geld kaufen kann. Kleinste Zeitunterscheide gewinnen – die Server müssen direkt neben den Rechenzentren der Broker stehen, man muss direkt von den verschiedenen Liquiditätsprovidern die Kurse einzeln bekommen, und sie mit den anderen in Sekundenbruchteilen vergleichen, … hier ist es nötig mindestens 6- bis 7-stellige Summen in die Hand zu nehmen, um überhaupt auch nur eine Chance zu haben. Noch dazu: Macht man es mit seinem eigenen Broker (der vielleicht einen langsamen Datenfeed hat), dann ist der eigene Gewinn der Verlust des Brokers, und er wird alles dafür tun euch loszuwerden oder nicht auszuzahlen.
Soviel zum kurzen Beispiel. Es gibt noch so viele Beispiele, die im Chart besser aussehen, als sie real zu handeln sind. Zum Beispiel sind bei den wichtigen News die Spreads hoch und die Bewegungen im Markt extrem schnell, so dass man mit eingetragenen Stop-Orders nur mit einer sehr hohen Slippage in den Markt kommt, und man die gigantischen Gewinne, die man sich im Chart ausgerechnet hat, gar nicht erreichen kann. Man sollte also immer wissen, unter welchen Umständen man in der Realität des entsprechenden Marktes die Handelsideen überhaupt anwenden kann.
3. Fehler: Handeln gegen den eigenen Broker
Irgendjemand muss immer die Gegenposition einnehmen. Es ist egal wer es ist, solange es nicht andauernd der eigene Broker ist (reiner Marketmaker-Broker). Denn das führt unweigerlich zu Interessenkonflikten. Verliert Ihr, wird der Broker euch lieben (denn euer Verlust ist der Gewinn des Brokers, da er ja die Gegenposition hält). Gewinnt ihr aber (und zwar deutlich mehr als der Spread und die Kommission dem Broker an Gewinn bringen), dann wird der Broker mit euch Geld verlieren. Da kein Broker sich das lange gefallen lassen wird (denn er ist ein normales Unternehmen was seine Gewinne maximieren möchte), werden alle Maßnahmen getroffen, dass ihr weniger gewinnt: Verbindungsabbrüche, Trades dauern länger zum Schließen, Konto wird aufgelöst, …
Man sollte also auch immer wissen, welche Broker reine Marketmaker-Broker sind und bei welchen Produkten. Zum Beispiel kann man davon ausgehen, dass bei nahezu allen Broker beim Handel mit Binären Optionen der Broker der Gegenpart des Trades ist, und dadurch ständig ein starker Interessenkonflikt entsteht. Deshalb schon alleine würde ich nie Binäre Optionen auch nur anrühren, da es schon durch diese Ausgangslage keine Zukunft auf gute Gewinne gibt.
Generell gilt im Währungshandel (wie bei allem in der Welt): Schaffe dir erst das nötige Umfeld, damit Du überhaupt mit einer guten Chance gewinnen kannst. Solange es zu Interessenkonflikten mit dem eigenen Broker kommt, kann man keinen langfristigen Erfolg erwarten. Ein weiteres Beispiel für ein richtiges Umfeld wären die Kosten (Spread, Slippage, Commission, Rollovergebühr), die je nach Broker unterschiedlich sind. Je günstiger die Kosten, umso mehr Strategien sind auch profitabel und sinnvoll. Ein weiteres Beispiel ist die Lebenssituation. Man sollte sein Leben so aufgebaut haben, dass man ohne Probleme die monatlichen Kosten decken kann (durch monatliche Einnahmen oder ausreichend Kapital), ohne dass man auf die Tradinggewinne sofort angewiesen ist. Auch sollte in der Familie immer alles besprochen sein und sich auch über den Risikoakzeptanzwert geeinigt werden – es bringt wenig, wenn die Ehefrau sie mit Nudelholz vor Ihrem Computer hin- und herjagt, weil sie nicht erwähnt haben, dass sie einen größeren Betrag ihrer Ersparnisse investiert oder sogar verloren haben – Sie werden unter Druck kaum noch sinnvoll handeln können.
4. Fehler: Kenne nicht deinen Risikoakzeptanzwert (RAW)
Erkenne deine eigenen Grenzen: Sie sollten wissen, wie hoch Ihr gesamtes Kapital ist (alle Wertanlagen zum aktuellen Marktwert), wie hoch Ihre monatlichen Ausgaben (vergesst hier nicht die Ausgaben für eine Partnerschaft) und festen Einnahmen sind, und wie hoch ist Ihr persönlicher Risikoakzeptanzwert (wieviel Geld wäre ich bereit zu verlieren (direkt oder indirekt als Opportunitätskosten), ohne dass ich mich deutlich darüber aufregen würde und es mich emotional stark belastet. Dieser Risikoakzeptanzwert ist eine der wichtigsten persönlichen Kennzahlen, die es gibt. Er hängt stark von der Risikobereitschaft, dem Kapital und den monatlichen Ausgaben und Einnahmen ab. Besitzt man z.B. 30.000 Euro und hat einen RAW von 5.000 Euro, dann bedeutet das, dass man beim Handeln alles so berechnen sollte, dass man optimalerweise nie auf die 5.000 Euro Verlust kommen wird, sondern vorher alles verkauft ist.
In dem Beispiel wäre es mit der maximalen Drawdowngrenze für ein Gesamtportfolio gleichzusetzen. Was macht diesen RAW aber so bedeutend? Überschreitet man diesen Wert, dann fängt man an nervös zu werden und hat Angst. Man fühlt sich nicht mehr wohl, man wird emotional, man begeht Fehler und handelt nicht mehr nach seinem Plan, selbst wenn alles gar nicht mal so schlimm aussieht. Dieser Wert stellt den Grenzwert da, ab wo man anfängt Dummheiten zu begehen und nicht mehr in der PuMa (pure mathematische) Ansatzmethode denken und vorgehen kann.
Dieser Wert ist je nach Person natürlich oft schwankend über die Zeit. Bei manchen erhöht er sich über die Zeit mit den Gewinnen, bei anderen aber auch nie – jede Person ist da total anders und es gibt da kein richtig und falsch, man muss den Wert aber für sich bestimmen! Dieser Wert muss von jeder Person genau gekannt werden. Oftmals hat man in seiner theoretischen Überlegung anfangs einen falschen Wert angesetzt. Merkt man dann beim Handeln, dass einem ein bestimmter Verlust schon nervös macht, dann sollte man sofort den RAW auf diesen Wert runterkorrigieren und ihn mit der Zeit von diesem Wert erst wieder erhöhen. Es ist dringend nötig mit einem niedrigen RAW anzufangen, und ihn fließend über die Monate/Wochen/Tage in ganz kleinen Schritten zu erhöhen, um sich so daran zu gewöhnen. An große Gewinne kann man sich leichter gewöhnen als an große Verluste – lernt den RAW zu lieben, er schützt euch vor Übertreibung und lässt euch gut schlafen.
Der RAW ist für euch dann ein Maximalwert, der nicht ausgereizt werden sollte. Er beschränkt andere Risikowerte, wie das Gesamtrisiko, und gibt einen Rahmen vor, in dem man arbeiten kann.
Generell gilt aber: Niemals sollte man mehr Geld riskieren, als man bereit ist auch zu verlieren. Und NIEMALS sollte man auf Kredit traden.