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Wachstum und Profitabilität gefährdet Tesla vor Realitätscheck – Trübe Aussichten nach Margen-Einbruch

Tesla vor Realitätscheck - Trübe Aussichten nach Margen-Einbruch

Tesla hat gestern Abend seinen Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt und damit die Investoren enttäuscht. Die Aktie brach nachbörslich um 5 % ein. Sowohl der Gewinn pro Aktie als auch der Umsatz lagen unter den Erwartungen. Auffällig ist vor allem der Einbruch der Marge. Die operative Marge hat sich im Jahresvergleich von 17,2 % auf 7,6 % deutlich verschlechtert. Hier erkennt man die Auswirkung von mehrfachen Preissenkungen, um die Verkaufszahlen anzukurbeln. Elon Musk beklagte zudem die hohen Investitionskosten und gestiegenen Zinsen, die Teslas Profitabilität drücken. Teslas rasantes Wachstum sieht sich in der turbulenten Wirtschaft nun einem Realitätscheck gegenüber

Tesla: Einbruch der Marge

Wie Bloomberg berichtet, schraubt Elon Musk die Erwartungen für Tesla zurück, da die Jahre des schnellen Wachstums jetzt mit steigenden Zinsen und einem kostenbewussteren Verbraucher kollidieren.

Nach monatelangen um mehrfachen Preissenkungen sind die Gewinnspannen von Tesla deutlich unter die Untergrenze gefallen, die der kürzlich verstorbene Finanzchef gesetzt hatte. Laut Lars Moravy, dem Leiter der Fahrzeugentwicklung, ist das Unternehmen dabei, die internen Kosten „rücksichtslos“ zu senken, um Schritt zu halten. Aber ein unvorhersehbares wirtschaftliches Umfeld macht Musk „paranoid“. Deshalb denkt Tesla darüber nach, seine neueste Fabrik in Mexiko zu verschieben.

„Tesla ist ein unglaublich fähiges Schiff“, sagte Musk. „Wir werden nicht untergehen, aber selbst ein großes Schiff hat in einem Sturm mit Herausforderungen zu kämpfen.“

Musks Kommentare erfolgten, als Tesla schwächer als erwartete Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt gab. Er beklagte außerdem die hohen Zinsen, zwei laufende Kriege und eine Anlaufzeit für Teslas neuen Cybertruck, die der vergangenen „Produktionshölle“ ähnelt, die das Unternehmen durchgemacht hat. Musk beschrieb das Umfeld für Autoverkäufe als besonders schwierig, da die hohen Zinsen die Verbraucher belasten.

Cybertruck

Der erste Lkw wird am 30. November ausgeliefert, etwa zwei Jahre später als geplant, so Tesla. Musk warnte jedoch, dass er frühestens in 18 Monaten einen wesentlichen Beitrag zum Cashflow leisten werde.

„Mit dem Cybertruck haben wir uns unser eigenes Grab geschaufelt“, sagte Musk vor Analysten. „Spezielle Produkte, die nur einmal in einer langen Zeit auftauchen, sind einfach unglaublich schwierig auf den Markt zu bringen, Volumen zu erreichen und erfolgreich zu sein.“

Tesla ist sogar bereit, auf Aufkleber und QR-Codes auf seinen Autoteilen zu verzichten, wenn dadurch ein paar Cent an Kosten eingespart werden können, so Musk. Der mürrische Ton des CEOs verdüsterte auch die Stimmung der Aktionäre. Tesla fiel um 20 Uhr in New York um mehr als 4 %. Die Anleger hatten die Aktie monatelang trotz sich verschlechternder Fundamentaldaten nach oben getrieben. Die Aktien hatten sich seit Anfang des Jahres fast verdoppelt.

Tesla meldet enttäuschende Quartalszahlen

Tesla verfehlte in diesem Quartal sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzerwartungen. Wie das Unternehmen mitteilte, sank der Gewinn ohne Berücksichtigung einiger Posten auf 66 Cents pro Aktie und lag damit unter den von der Wall Street geschätzten 74 Cents. Der Umsatz erreichte 23,4 Milliarden Dollar, während die Analysten mit 24,06 Milliarden Dollar gerechnet hatten.

Tesla: Marge belastet Wachstum - Musk beklagt hohe Zinsen - Aktie fällt
Teslas schrumpfende Marge – Profitabilität ist seit Beginn des letzten Jahres gesunken

Das Unternehmen hat in diesem Jahr wiederholt die Preise für seine Autos gesenkt, und Musk hat erklärt, er sei bereit, die branchenführenden Gewinne von Tesla zu opfern, um die Verkaufszahlen zu schützen und das Wachstum beizubehalten. Die Preisnachlässe für das teuerste Fahrzeug des Unternehmens, das Model X, liegen bei über 30 % und machen die Fahrzeuge für Kunden erschwinglicher, die mit hoher Inflation und hohen Zinsen zu kämpfen haben.

Die Bruttomarge ohne regulatorische Kredite, eine Kennzahl, die von Anlegern genau beobachtet wird, lag im Quartal bei 16,3 %. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten mit 17,7 % gerechnet.

Das in Austin ansässige Unternehmen gab bereits bekannt, dass es im Berichtszeitraum weltweit 435.059 Fahrzeuge auslieferte, was dem ersten Quartalsrückgang seit einem Jahr entspricht, nachdem geplante Werksstillstände die Produktion verlangsamt hatten. Tesla hat vor kurzem eine überarbeitete Model 3-Limousine in China und Europa auf den Markt gebracht.

Fabrik in Mexiko

Um das Wachstum beizubehalten, muss Tesla neue Werke bauen, um die Produktionszahlen zu erhöhen. Musk sagte, Tesla plane nach wie vor eine Fahrzeugfabrik in Monterrey, Mexiko, sei aber aufgrund des Zustands der Weltwirtschaft noch nicht bereit, den Bau mit „voller Kraft“ voranzutreiben. Die Kommentare folgten auf wochenlange Spekulationen darüber, ob das Werk, das erstmals im März angekündigt wurde, überhaupt gebaut werden würde.

„Ich glaube nicht, dass Mexiko in den nächsten zwei oder drei Jahren einen großen Teil des Lieferwachstums ausmachen wird“, sagte Seth Goldstein, Aktienanalyst bei Morningstar, in einem Telefoninterview nach dem einstündigen Earnings Call.

Dennoch versicherte Tesla den Anlegern, dass das Unternehmen auf dem besten Weg ist, in diesem Jahr rund 1,8 Millionen Fahrzeuge herzustellen und auszuliefern – ein Rekord. Das Unternehmen wird das Tempo im vierten Quartal erhöhen müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

FMW/Bloomberg



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