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Wie Musk und Co ihre Gewinne "aufhübschen" Wie Tesla und Palantir Financial Engineering betreiben

Tesla Palantir Financial Engineering

Tesla und Palantir gehören zu einer Gruppe von Unternehmen, die dank des gestiegenen Zinsniveaus ihre Nettomarge künstlich aufbessern können und damit financial engineering betreiben. Anstatt eine Dividende zu fordern, präferieren so manche Aktionäre die Verwahrung ihres Kapitals in den Büchern ihrer Unternehmen. So können die betroffenen Gesellschaften ihren Nettoertrag sowie ihre Nettogewinnmargen durch Zinseinkommen aus Investitionen überschüssigen Kapitals steigern. Das Vermischen von operativen und finanziellen Ergebnissen in der Erfolgsrechnung führt häufig zu ineffizienten Hebeleffekten, die auf die sogenannte „bottom line“ wirken. Etwaige unrealisierte Verluste der Instrumente, darunter oft Staats- und Unternehmensanleihen, müssen nämlich auf der Erfolgsrechnung nicht ausgewiesen werden.

Tesla: Aktionäre verzichten auf Dividende

Der Subventionsweltmeister Tesla hat im ersten Halbjahr 2023 einen operativen Gewinn (vor Steuer) von 5063 Millionen (5,063 Milliarden) Dollar ausgewiesen. Das netto Zinseinkommen beläuft sich auf 394 Millionen Dollar – fast 8% des operativen Gewinns, Tendenz steigend. Die Nettomarge beläuft sich auf 10,8%. Rechnet man die Investitionseffekte heraus, so muss man sich mit rund 10% begnügen. Tesla konnte durch den Verzicht auf Dividendenausschüttung seine Nettomarge um 8% anheben, ohne die Risiken der Anlagestrategie in der Erfolgsrechnung näher auszuweisen.

Man vergleiche einen Branchenkollegen, den Autohersteller Stellantis. Das Unternehmen erwirtschaftete im selben Zeitraum nicht nur das Doppelte an Gewinn, sondern auch eine Nettomarge von 11,1% – und das ohne positive Zinserträge. Dafür ist Stellantis aber lediglich mit 56 Milliarden und nicht mit 815 Milliarden Dollar bewertet. Aus diesen Zahlen leitet sich eine Wertschätzung von 9500 USD für jedes von Stellantis 2022 verkaufte Fahrzeug ab, gegenüber 625000 Dollar für jeden Tesla. Dieser Beurteilung wird man mit rationalen Argumenten nicht Herr, doch eines ist klar: Je höher die Bewertung, desto höher darf der Preis sein, den es für die Wahrung des Anscheins zu bezahlen gilt.

Ich bezweifle, dass Tesla 45% seines Nettovermögens in verzinsten Instrumenten halten muss, um seinen Wachstumsansprüchen („Hypergrowth“) gerecht zu werden. Der Verzicht auf Dividende negiert jedenfalls den einzigen realen Wert, den eine Aktie ihrem Investor bietet: Anteilnahme am Überschuss. Denn jeder, der eine Aktie kauft, erwirbt die Hoffnung auf Dividendenzahlungen. Bewahrheitet sich diese Hoffnung nicht, so ist es einerlei wieviel ein Unternehmen während seines Bestehens einmal erwirtschaftet hatte. Das Einverleiben der Rendite verzögert lediglich seinen unweigerlichen Abstieg.

Beim Schlagwort „Hypergrowth“ muss ich immer an Herrn Madoff denken. Im Gegensatz zu Musk hatte dieser wenigstens die Contenance seinen „Investoren“ lediglich 18% pro Jahr zu versprechen und nicht die magischen 100%, welche die selbstfahrenden „Robotaxis“ ja bereits seit 2017 ihren Besitzern hätten erwirtschaften sollen. Madoff hat 17 Jahre durchgehalten. Tesla und Musk waren in ihrer fünfzehnjährigen Geschichte bereits in rund 1750 Klagen verwickelt und konnten viele auf äußerst kuriose Weise bis dato abwenden. Den Investoren hat Tesla auf alle Fälle noch keinen realen Wert bieten können. Aber ganz nach Musk wird das bestimmt „next year“ passieren..

Palantir: IT-Unternehmen oder Geldmarktfonds?

Noch eklatanter gestaltet sich die Lage bei Palantir. Im ersten Halbjahr 2023 hat das Unternehmen einen operativen Gewinn von rund 14 Millionen Dollar erzielt. Der Nettoertrag liegt hingegen bei 45 Millionen Dollar. Das netto Zinseinkommen beträgt rund 49 Millionen Dollar. Ohne dieses hätte das Unternehmen eine Null geschrieben, so kann es immerhin eine Nettomarge von 4,3% vorweisen. Bei einer Bewertung von 34 Milliarden Dollar entpuppt sich Palantirs Anlagerendite wohl als teurer Spaß, der von einer großen Portion Hoffnung auf das operative Geschäft getragen werden muss. Übrigens, Palantir und Tesla befinden sich beide im Einflussbereich von Peter Thiel, einem Mann mit ganz besonderen Fähigkeiten.

Um den Hype-Händlern nicht in die Arme zu laufen, empfiehlt es sich genau hinzuschauen, von der letzten Zeile der Erfolgsrechnung aufzublicken und die Kapitalflussrechnung sowie die Bilanz in die Analyse miteinzubeziehen. Begutachten Sie den operativen Gewinn, den Bruttogewinn und alternative Kennzahlen wie das EBIT oder EBITDA. Schlagzeilen über Gewinnmitteilungen und daraus abgeleitete Bewertungen bilden oft ein äußerst verzerrtes Bild der Realität ab. Aktien sind Instrumente der Hoffnung, doch Hoffnung allein gibt ihnen noch keinen echten Wert..

Hinweis: Andreas Niederwieser ist Autor des Buchs „Financial Unorthoxy“ (https://www.financial-unorthodoxy.com/).



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2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Tesla ist auch ein wenig verschuldet und sehr niedrig bewertet ( Rating) . Das gleicht sich alles wieder aus. Die wichtigsten Einnahmen von Tesla sind die zahlreichen Subventionen und die umfangreichen Einnahmen aus den Verkäufen ,der Co2 Zertifikate an die Konkurrenz .

    Erst dannach kommt der operative Gewinn.

    Tesla ist ein Profiteur der Niedrigzinspolitik. Mit der notwendigen Zinsnomalisierung gleicht sich das alles wieder aus, es sei denn, die Notenbanken knicken wieder ein.

    Die Bullen spekulieren im Grunde auf ein Einknicken der Notenbanken. Das sieht man einerseits an der invertierten Zinskurve und anderseits an den Fed Fund Futures.

  2. Donnerwetter!

    Aber HEILIGE KÜHE SOLL MAN NICHT SCHLACHTEN.
    Es begab sich zu einer Zeit, da machten sich Peterle und Elones auf die Welt zu retten.
    Sie bekamen durch die Zeiten grossen Zuspruch.
    Und ihre Jünger wurden Abermillionen geschält, na gezählt.
    Ihr Maggi, nein Herrschaftzeiten.
    Ihre Magie war so gross das sie Aufsteigten gehn Himmel mit einem X……….

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