Devisen

Türkei: Erdogan spricht, Zentralbank mit Stellungnahme – Lira stürzt

Türkei-Fahne

Heute Vormittag titelten wir bereits, dass die Abwertung der türkischen Lira kein Halten mehr kennt. Und die Lage ist im Verlauf des Tages weiter eskaliert. Musste man gestern Mittag „nur“ 11,20 türkische Lira für 1 US-Dollar aufbringen, so waren es heute in der Spitze unglaubliche 13,37 Lira. Auch wenn der Kurs aktuell auf 12,88 Lira zurückkommt – die heutige Abwertung der türkischen Währung ist desaströs.

Lira wertet ab – Erdogan-Äußerungen

Gestern sagte Präsident Erdogan eine straffere Geldpolitik werde die Inflation in der Türkei nicht senken. Er lehne eine Politik ab, welche die Türkei schrumpfen lasse, sie schwäche und das Volk zu Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut verdamme. Er versprach seinen „wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg“ erfolgreich zu führen. Heute nun forderte er laut Handelsblatt eine „wettbewerbsfähige“ türkische Währung, und verteidigte die sinkenden Zinsen. Ein noch schwächerer Wechselkurs der Lira solle Investitionen und Arbeitsplätze fördern. Er wolle seinen „wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg“ fortsetzen.

Zentralbank äußert sich

Die türkische Lira reagierte heute mit weiteren starken Kursverlusten und großen Schwankungen. Und wie man hört, trifft sich Präsident Erdogan heute mit dem Zentralbanchef. Hat das Treffen nun bereits stattgefunden? Unklar. Was aber geschehen ist: Die Zentralbank in Ankara hat heute Nachmittag ein offizielles Statement veröffentlicht. Darin schreibt man, dass die Zentralbank der Türkei ein System des freien Wechselkurses anwende – und man sei nicht an ein bestimmtes Wechselkursniveau gebunden. Die Wechselkurse werden laut Statement durch die Angebots- und Nachfragebedingungen gemäß der Dynamik des freien Marktes bestimmt.

Unter bestimmten Bedingungen könne die Zentralbank nur bei übermäßiger Volatilität intervenieren, ohne eine dauerhafte Richtung vorzugeben. Auf den Devisenmärkten seien ungesunde Preisentwicklungen zu beobachten, die unrealistisch und völlig losgelöst von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten seien. Die Zentralbank hält es für notwendig Unternehmen und Bürger in der Türkei vor möglichen Verlusten zu warnen, die durch den Handel mit Werten entstehen, die von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten unter extrem volatilen Marktbedingungen völlig losgelöst sind.

Wie geht es weiter?

Die Zentralbank hält sich also raus aus der aktuell volatilen Lage in der Lira. Dazu sagt Zerohedge heute Nachmittag, dass die Notenbanker offenbar hilflos seien („Game Over“). Wird Präsident Erdogan weitere Aussagen treffen? Wird die Zentralbank plötzlich weiter die Zinsen senken, weil Präsident Erdogan die Bürger in der Türkei (wie er letzte Woche sagte) von den „Zinsen erlösen will“? Alles unklar. Turnusmäßig jedenfalls steht die nächste Zinsentscheidung der Zentralbank erst am 16. Dezember an. Und die türkische Lira scheint derzeit im freien Fall zu sein. Kommt demnächst mal eine technische Gegenbewegung? Aber das hätte man auch annehmen können, als die Lira letzte Woche die Marke von 11 für 1 US-Dollar durchbrach – aber es ging weiter bergab.

US-Dollar gegen türkische Lira im Verlauf der letzten 30 Tage US-Dollar gegen türkische Lira im Verlauf der letzten 30 Tage.



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