Die türkische Lira verliert auch heute weiter an Boden. Die Abwertung setzt sich immer weiter fort. Nach mehreren fundamentalen Gründen ist wohl auch der Devisenspekulant auf diesen Trade aufgesprungen, und so scheint derzeit die Hausse des Dollar gegen die Lira die Hausse zu nähren. Wir hatten gestern die harten Fakten für die Lira-Abwertung angesprochen. Die Zentralbank hatte den Leitzins für die Türkei in vier Zinsschritten in wenigen Monaten halbiert auf nur noch 12%. Die Inflation steigt jüngst aber wieder an. Dazu noch einige Drohgebärden zwischen den Regierungen in Washington und Ankara, und fertig ist die tagelange Lira-Abwertung.
Türkische Lira, Kredite, Leitzins
Aktuell sieht man sehr gut, wie stark diese massive Zinssenkung sich auf das Finanzsystem in der Türkei ausgewirkt hat. Die folgende Grafik zeigt, wie stark die Konsumentenkredite seit Sommer diesen Jahres angestiegen sind. Und zwar genau ab dem Zeitraum, wo die Zentralbank begann massiv den Leitzins zu senken! Laut aktuellen Berichten sind in den letzten zwölf Monaten die Konsumentenkredite um satte 45% angestiegen! Unternehmenskredite stiegen um 15%.
Erdogan gets his way as Turkish loans soar on pent-up demand. 4 rounds of interest-rate cuts sent consumers rushing for credit. Companies have yet to join chase if growth is to be sustained. https://t.co/Wd8DU5mzZp pic.twitter.com/NVeHKKW8DU
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) December 19, 2019
Mehr Kredite, mehr Geld im Umlauf in der Türkei – genau das, was Präsident Erdogan sich wünscht. Und die Lira schwächelt. Heute erreichte US-Dollar vs Türkische Lira einen Kurs von 5,94 nach gestern 5,91. Vor genau einer Woche zum Zeitpunkt der letzten Zinssenkung war es noch ein Wechselkurs von 5,77. Mit dem aktuellen Kurs erreicht die türkische Lira das niedrigste Kursniveau gegen den US-Dollar seit dem durch japanische Devisen-Zocker ausgelösten Lira-Flash-Crash Ende August, wo USDTRY ganz kurz auf bis zu 6,34 sprang, um dann zügig wieder einzubrechen auf 5,82. Der folgende Chart, der bis Januar zurückreicht, zeigt gut die aktuelle Dollar-Hause und somit Lira-Schwäche.
Finanzaufsicht in der Türkei schreitet ein
Die türkische Finanzaufsicht BDDK schreitet aktuell ein um die Kreditblase und damit auch indirekt eine schwächelnde Lira zu bremsen. Swaps, Optionen, Termingeschäfte und andere Derivategeschäfte mit im Ausland ansässigen Personen und Institutionen werden auf 10 Prozent des Eigenkapitals der Banken beschränkt, so die Aufsichtsbehörde in ihrer Erklärung gestern Abend. Hat es was gebracht? Aktuell noch nicht. Die türkische Lira ist nun seit einer Woche durchgehend am Abwerten.
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