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Berlin könnte Uniper verstaatlichen – Gaskrise unerbittlich

Der Bund tendiert offenbar zu einer Teilverstaatlichung von Uniper, es könnte womöglich auch eine Vollverstaatlichung werden.

Uniper hat im Juli bereits die große Milliarden-Rettung erhalten, und weitere Hilfen könnten nötig werden. Ist es da gleich besser die ganze Firma zu verstaatlichen? Systemrelevanz genug wäre vorhanden, denn immerhin ist das Unternehmen Deutschlands größter Gas-Importeur. Und aktuell sieht man in der Tat, dass die Tendenz stark in die Richtung einer Mehrheitsbeteiligung oder sogar Vollverstaatlichung geht.

Wacklige Uniper – auf dem Weg in die Teil- oder Vollverstaatlichung

Die Bundesregierung überlegt laut Bloomberg ihren Anteil an der Uniper SE auf mehr als 50% aufstocken, und wäre auch offen für den epochalen Schritt der Vollverstaatlichung des kriselnden Gasversorgers, falls das notwendig ist, um einen Zusammenbruch des deutschen Energieversorgungssystems abzuwenden.

Der Düsseldorfer Konzern braucht mehr staatliche Hilfe, nachdem er bereits ein Hilfspaket und Kredite in Höhe von insgesamt 20 Milliarden Euro in Anspruch genommen hat, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen laut Bloomberg berichten. Der sprunghafte Anstieg der Erdgaspreise und russische Lieferausfälle haben zu täglichen Verlusten in Millionenhöhe geführt, so dass die Bundesregierung im Juli mit einem Rettungspaket einsprang, das ihr eine Beteiligung von 30% einbrachte.

Berlin ist nun bereit mehr Kapital zuzuführen und seinen Anteil über die Schwelle von 50% zu erhöhen, sagte eine der Personen, die nicht namentlich genannt werden wollte. Auch eine vollständige Verstaatlichung von Uniper sei im Gespräch, wobei die finnische Uniper-Muttergesellschaft Fortum Oyj ein Mitspracherecht hätte, sagte die Person.

Die Gespräche zwischen Berlin und der finnischen Regierung – Fortums Mehrheitseigentümer – sind noch nicht abgeschlossen. Einen Kauf des Fortum-Anteils an Uniper hat die Bundesregierung bereits abgelehnt. Uniper bestätigte am Mittwoch, dass die Übernahme einer “signifikanten Mehrheit” durch die Bundesregierung eine der diskutierten Optionen ist. Das Bundeswirtschaftsministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Uniper-Aktien stürzten am Mittwoch auf neue Allzeittiefststände, nachdem sie im Frühhandel kurzzeitig sogar angezogen hatten. Um 13:52 Uhr handelten sie in Frankfurt 22% niedriger bei 3,868 Euro. Fortum-Aktien verloren 1,8%. Fortum erklärte, dass keine Entscheidungen gefallen seien, die über das im Juli vereinbarte Stabilisierungspaket hinausgehen. Allerdings würden “alternative Lösungen” in Betracht gezogen und Gespräche mit Uniper und der Bundesregierung würden fortgesetzt.

Was Bloomberg Intelligence dazu sagt: “Die mögliche Verstaatlichung von Uniper könnte Minderheitsaktionären einen Ausweg vor einer unsicheren Erholung bieten, da die Verluste, die durch den Ersatz der gestoppten russischen Gaslieferungen entstehen, in diesem Jahr wahrscheinlich 18 Milliarden Euro übersteigen werden.”

Das von der Regierung im Juli angebotene Hilfspaket muss noch abgeschlossen und anschließend von der EU genehmigt werden. Die Vereinbarung sah eine Kapitalerhöhung von 267 Millionen Euro und einen Anteil der Öffentlichen Hand von 30% vor.

Aufgrund der Vergeltungsmaßnahmen Russlands wegen der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sind die Gas-Futures aktuell etwa dreimal so teuer wie vor einem Jahr. Die steigenden Energiepreise haben die Energieunternehmen in Bedrängnis gebracht. Nachschussforderungen – die Sicherheiten, die zur Absicherung der Geschäfte der Unternehmen erforderlich sind – sind auf nicht mehr tragbare Niveaus gestiegen. Auch die EnBW-Tochter VNG AG hat letzte Woche einen Antrag auf Staatshilfe gestellt.

Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach hatte bereits in einem Interview mit Bloomberg News davor gewarnt, dass die Verluste des Energieversorgers durch den Ersatz ausbleibender russischer Gaslieferungen in diesem Monat die Grenze von 7 Milliarden Euro erreichen könnten. Das würde die Regierung zwingen, dem Unternehmen erneut unter die Arme zu greifen.

Das extrem vom russischen Gas abhängige Unternehmen meldete für das erste Halbjahr einen Verlust von mehr als 12 Milliarden Euro, einer der größten Fehlbeträge in der deutschen Unternehmensgeschichte. Im vergangenen Monat beantragte das Unternehmen bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weitere 4 Milliarden Euro, nachdem es seine bestehende Kreditlinie von 9 Milliarden Euro vollständig ausgeschöpft hatte.

FMW/Bloomberg

Ein Mitarbeiter von Uniper
Ein Mitarbeiter von Uniper.


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3 Kommentare

  1. Ja, es wird sehr teuer.
    Aber reicht es dann?
    Man sollte daran denken, dass der Strom für ein Gebiet abgeschaltet werden muss, wenn eine Gasmangellage eintritt, sonst kann die Gasversorgung nicht mehr weitergeführt werden, wenn wieder Gas vorhanden sein sollte.
    Man kann Gas nicht dadurch rationieren, dass der Versorger vorübergehend Gas abstellt.
    Entweder oder.
    Daher wird man wohl für die Gebiete, in denen der Gasdruck in den Versorgungsleitungen droht abzusinken, den Strom abstellen, bis wieder Gas vorhanden ist.
    Oder eben auch nicht.
    Daher haben Habeck und Konsorten gar nicht so Unrecht.
    In Deutschland besteht kein Stromproblem, denn den kann man notfalls durch gebietsweise Abschaltungen rationieren, Gas nicht.

    Immer mehr scheinen das zu realisieren.
    Und es ist mal gerade September.
    Was ist kurz vor Weihnachten los?

    Es herrscht Panik“ – der absurde Preisanstieg bei Ofen-Kohle – WELT

    https://www.welt.de/finanzen/immobilien/plus241029185/Es-herrscht-Panik-der-absurde-Preisanstieg-bei-Ofen-Kohle.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Was ist kurz vor Weihnachten los?

    Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Erst drei dann zwei dann eins dann keins, dann steht der Habeck vor der Tür.

    Und was hat der liebe Mann in seinem großen Sack?

    Richtig, eine schönen neuen Waschlappen für die Körperpflege.

  3. SUUUPER, dann wird Uniper ja bald so effektiv wie die Deutsche Bahn, oder wie der BER, oder Stuttgart 21. Die Liste ist schier endlos.

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