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Unternehmensschulden erreichen weltweit neuen Rekordstand

Weltweite Unternehmensschulden laut OECD auf Rekordniveau

Die in Form von Anleihen verbrieften weltweiten Unternehmensschulden haben ein neues Rekordhoch erreicht. Warum die OECD die Alarmglocken läutet?

Unternehmensschulden erreichen ein nie da gewesenes Niveau

Ein weiterer Beweis dafür, dass die Finanzkrise nie aufhörte zu existieren, kann man u. a. an dem Stand der weltweit verbrieften Unternehmensschulden erkennen. Gemäß den jüngsten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben sich die Anleiheschulden der Unternehmen seit dem Jahr 2008 bis zum Ende des Jahres 2019 auf 13,5 Billionen US-Dollar verdoppelt. Die OECD sieht in diesem Zusammenhang gleich mehrere Entwicklungen problematisch und warnt u. a. vor dem anhaltenden Rückgang der Qualität der im vergangenen Jahr verbrieften Unternehmensschulden. Über die Hälfte der neu ausgegebenen Anleihen sind mit „BBB“ geratet und erfüllen nur noch knapp den Status „Investment Grade“. Sollte es zu einer weiteren Eintrübung der Konjunktur kommen, bestünde die Gefahr massenhafter Qualitätsabstufungen in den „Ramsch“-Bereich. Dies würde es vielen institutionellen Käufern dieser Schuldpapiere verunmöglichen, die Anleihen der betroffenen Unternehmen weiterhin zu erwerben oder in ihren Beständen zu halten.

Die in ihrer Bonität herabgestuften Unternehmen hätten dann kaum alternative Finanzierungsquellen und müssten deutlich höhere Kreditkosten in Kauf nehmen. Beide Effekte erhöhen wiederum die Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihen weiter und können zu einem gefährlichen Dominoeffekt führen. Die OECD weist daher auf das Risiko hin, dass ein künftiger Abschwung zu deutlich höheren Ausfallraten führen kann als in früheren Kreditzyklen. So waren in den Jahren 2000 bis 2007 am Kapitalmarkt aufgenommene Unternehmensschulden nur zu 39 Prozent mit dem schlechten Rating „BBB“ bewertet.

Besorgniserregend ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Unternehmen weltweit in neue Schulden stürzen: Seit dem Jahr 2010 gewinnt die Schuldenaufnahme an Dynamik. Im vergangenen Jahr haben Firmen außerhalb des Finanzsektors neue Verbindlichkeiten in Höhe von 2,1 Billionen US-Dollar aufgebaut. Dieses Volumen entspricht dem bisherigen Rekord aus dem Jahre 2016 – mit einem Unterschied: Damals wuchs die Weltwirtschaft noch mit einer Jahresrate von 3,2 Prozent, im Jahr 2019 waren es nur knapp 3 Prozent. Für das laufende Jahr wird hingegen, je nach Schätzung, nur noch mit einem Wachstum von 2,3 bis 2,8 Prozent gerechnet, einhergehend mit einem neuen Rekord bei den Unternehmensschulden. Der Trend hin zu immer weniger Wachstum, das durch immer höhere Schulden erkauft wird, setzt sich damit fort. Besonders stark explodierten die Unternehmensschulden seit dem Jahr 2018 in den Schwellenländern. Auch dieser Trend dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen, da gerade in China, das nach wie vor als Schwellenland geführt wird, immer mehr Unternehmen nur noch dank massiver Ausweitung ihrer Verbindlichkeiten zahlungsfähig bleiben. Die Coronavirus-Epidemie wird diese Entwicklung zusätzlich verstärken.

Die Gründe für die Emissionsflut bei Unternehmensanleihen

Positiv zu werten ist, dass die weltweit sinkenden Kapitalmarktzinsen die Kreditkosten in den letzten Jahren massiv gesenkt haben. Dadurch ist es für Unternehmen attraktiver geworden, sich direkt am Kapitalmarkt durch die Ausgabe von Anleihen zu refinanzieren, anstatt teurere Bankkredit in Anspruch nehmen zu müssen. So fanden im Zuge der sinkenden Kapitalmarktzinsen in den letzten Jahren in hohem Volumen auch Umfinanzierungen statt. Für die Banken bedeutet dies einen Marktanteilsverlust bei Unternehmensfinanzierungen. Banken, die über kein eigenes Anleihegeschäft verfügen, leiden besonders unter diesem Trend.

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6 Kommentare

  1. Aber Herr Zipfel, das ist doch gewollt?
    Ich lese nur die ganze Zeit, dass „um die Wirtschaft anzukurbeln, werden die Kredite billig gehalten“, Fazit ihres Schreibens: System funktioniert prima.
    Das kann jetzt doch keine Überraschung sein.

  2. Der Zins ist ein unverzichtbares Regulativ für jedes sinnvolle wirtschaftliche Handeln. Mit seiner Abschaffung werden gigantische Blasen und Schuldenberge erzeugt. Es schafft eine trügerische Sicherheit und erzieht zur Faulheit, wenn Geld nichts mehr kostet. Die wirtschaftliche Leistungskraft senkt sich immer weiter ab und kommt ohne Zins auch nicht mehr auf die Beine. Auch Robert Halver hat das leider nicht verstanden.

  3. Das explosive Thema „ UNTERNEHMENSSCHULDEN“ wurde beim langen Interview Friedrich/ Halver zuwenig beleuchtet. Das war schon vor dem Corona Zeitalter in China u.anderswo sehr explosiv.
    Da werden die Notenbanken an ihre Grenzen stossen, die sie schon lange überschritten haben.

  4. @Bombenticker

    Wie geht das denn? „An Grenzen stoßen, die man schon überschritten hat“. Das grenzt an Zauberei, die bei Notenbanken allerdings nie auszuschließen ist.

  5. @Columbo. Das geht so u.das sollten sie als Berggänger wissen.Sie steigen den Berg hinauf u.bei ca.4000 m Höhe kriegen sie keinen Sauerstoff mehr ( Grenze ) Sie steigen weiter hoch weil sie von etwas getrieben sind ( Draghi) Bei 5000 fallen sie tot um u.im freien Fall überschreiten sie die Grenze von oben nach unten.

  6. Pingback: Wirtschaftskrise nur wegen Corona-Pandemie? » InterSoZ.Org

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