Sind US-Aktien zu optimistisch bepreist, wenn die Fed die Zinsen in diesem Jahr doch nicht senkt? Ja, sagt Marko Kolanovic von JP Morgan.
US-Aktien vor Problemen, wenn die Fed die Zinsen nicht senkt
Nach Ansicht von Marko Kolanovic von JPMorgan Chase & Co. steht den US-Aktien ein turbulentes zweites Halbjahr bevor, wenn die US-Notenbank Fed die Zinsen nicht senkt. Dann würden die Auswirkungen der aggressiven geldpolitischen Straffung durch die Fed die Wirtschaft einholen.
Auch wenn die US-Aktien seinen pessimistischen Prognosen für 2023 bisher nicht gefolgt sind, bekräftigt der Top-Marktstratege der Bank seine defensive Sichtweise. Faktoren wie die sich verschlechternden Geschäftsbedingungen und die nachlassende Konsumnachfrage deuteten auf einen Abschwung hin, der die diesjährige Rallye zunichte machen könnte.
“Ohne eine präventive Lockerung durch die Fed — im Gegensatz zu den Dot Plots der Fed, die zwei weitere Erhöhungen bis zum Jahresende implizieren — erwarten wir ein schwierigeres makroökonomisches Umfeld für Aktien im zweiten Halbjahr”, sagte Kolanovic am Donnerstag in seinem Halbjahresausblick.
Der Anstieg der Multiplikatoren und die erodierende Preissetzungsmacht sorgten für unattraktive Risikoprämien bei US-Aktien. Ein weiterer Grund zur Sorge sei die “zunehmende Sorglosigkeit der Anleger” im Vorfeld einer möglichen Rezession.
“Kurz gesagt, das Risiko, dass ein weiteres ‘unknown Unknown’ auftaucht, erscheint hoch”, so Kolanovic.
Outperformance von US-Aktien weit fortgeschritten
An der Wall Street ist eine zunehmende Divergenz der Ansichten zu verzeichnen. Einige von Kolanovics Kollegen auf der Verkaufsseite haben ihre düsteren Prognosen in den letzten Wochen zurückgenommen, während andere risikoscheu bleiben.
David Kostin von Goldman Sachs Group und Savita Subramanian von der Bank of America gehören zu einer wachsenden Zahl von Strategen, die ihre Prognosen für den S&P 500 Index nach der US-Aktienrallye in der ersten Hälfte des Jahres 2023 angehoben haben. Ebenso wie Kolanovic hat auch Mike Wilson von Morgan Stanley seine pessimistische Haltung bekräftigt.
Die Erholung der US-Aktien ist in den letzten Tagen ins Stocken geraten, während die Anleger über die weitere Zinsentwicklung nachdenken. Dennoch liegt der S&P 500 seit Jahresbeginn immer noch um 13,7% im Plus.
Kolanovic war einer der größten Bullen an der Wall Street während eines Großteils der Marktturbulenzen im Jahr 2022, hat jedoch aufgrund der sich verschlechternden Konjunktur in diesem Jahr eine Kehrtwende vollzogen und die Modellaktienallokation der Bank Mitte Dezember, im Januar, im März – und im Mai – reduziert.
FMW/Bloomberg
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