Anleihen

Zuletzt gesehen im Jahr 2001 Top-Prognostiker sieht US-Anleiherendite bei 5,5 % in 2024

Der viel beachtete Prognostiker Jim Bianco sieht schon bis Sommer 2024 die zehnjährige US-Anleiherendite auf 5,5 % ansteigen.

Grafik zeigt Verlauf der zehnjährigen US-Anleiherendite im Vergleich zum Leitzins der Federal Reserve

In den letzten Wochen haben die Märkte klar eingepreist, dass die Federal Reserve die Zinsen schon im März senken wird um 25 Basispunkte. Deswegen sank die zehnjährige US-Anleiherendite auch kräftig, seit Mitte Oktober von 4,99 % auf 3,80 % Ende 2023. Aktuell sehen wir 3,93 % Rendite. Die obige TradingView Grafik zeigt das große Bild: Seit Herbst 2020 sehen wir den Verlauf der US-Anleiherendite als blaue Linie, dazu den massiven Anstieg im US-Leitzins von fast 0 % bis auf aktuell 5,25 % bis 5,5 %. Nun erwartet der in den USA viel beachtete Marktprognostiker Jim Bianco, dass die US-Anleiherendite in diesem Jahr massiv ansteigen wird auf 5,5 %, also gut 0,5 Prozentpunkte über dem Hoch aus Oktober! Dies wäre auch das höchste Renditeniveau seit dem Jahr 2001.

US-Anleiherendite auf 5,5 %? Viel zu robuste US-Konjunktur

Ein wesentlicher Teil seiner These beruht auf der Stärke und Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft, wie Jim Bianco im folgenden Interview mit CNBC ausführt. Er glaubt nicht, dass die Wirtschaft durch 5 % Zinsen geschädigt wird. Er glaubt auch nicht, dass die Wirtschaft durch Hypothekenzinsen von 7 % wirklich geschädigt wird. Er sprach davon, dass ein Großteil der Amerikaner von Gehaltszahlung zu Gehaltszahlung lebt (also keine Reserven). Die Inflation, die sich bei 3 % festsetzen soll, muss also nachhaltiger bekämpft werden? Und da die US-Konjunktur weiterhin robust laufen soll, muss dementsprechend weiter etwas getan werden zu ihrer Bekämpfung? Jim Bianco sieht die Talsohle der Inflation bei etwa 3 % und eine stabile Nachfrage als Katalysatoren für wieder ansteigende Anleiherenditen.

Wenn man beides zusammenzählt, erhält man 5,5 % US-Anleiherendite, so seine Aussage, das sei das nominale BIP. Die 10-Jahres-Rendite sollte sich seiner Aussage nach dem nominalen BIP annähern. Jim Bianco glaubt, dass die zehnjährige US-Anleiherendite bereits im Sommer 5,5 % erreichen wird. Er hatte den Anstieg der Rendite auf über 5 % im letzten Herbst auch richtig vorhergesagt. „Die Fed könnte bei den Zinssenkungen etwas zäher sein. Das heißt nicht, dass sie die Zinsen nicht senken wird. Es könnte nur nicht so aggressiv sein, wie alle sagen“, so sagt es Jim Bianco, der Ende 2020 auf CNBC auch davor warnte, dass es zum ersten Mal seit einer Generation eine höhere Inflation geben würde.

Kommentar

Die letzten Wochen sah man eine massive Rally der Aktienmärkte, weil sich die Anleger sich quasi in eine Hoffnung hinein gesteigert haben, dass die Federal Reserve die Zinsen schon im März zum ersten Mal wieder senken wird. Behält Jim Bianco recht, und die US-Anleiherendite steigt im nächsten halben Jahr um mehr als 1,5 Prozentpunkte an, würde dies für die Aktienmärkte womöglich deutlich fallende Kurse bedeuten, als negative Korrelation. Nicht nur würden dann Anleihen viel attraktiver sein im direkten Vergleich zur Anlageklasse Aktien. Auch verteuern die hohen Zinsen Kredite für Verbraucher und Unternehmen, was wiederum Aktienkurse belastet. Offenbar sieht Jim Bianco derzeit wenig Chancen auf eine Abkühlung der US-Konjunktur. Also muss der US-Leitzins trotz womöglich anstehender Zinssenkungen weiterhin relativ hoch bleiben, und die US-Anleiherendite klettert sogar kräftig? Folgt man diesem Szenario, wäre das ein düsterer Vorbote für das Aktienjahr 2024.



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3 Kommentare

  1. Ich bin kein Freund von Top-Prognostikern.
    Es gibt auch Elite- und Exellenz-Prognostiker, die sind besser.

  2. Somit wird wohl die EZB massiv US-Anleihen kaufen und bekommt dafür den Spread für den sich die FED bei ihr verschuldet unter der Bedingung, dass sie die Wirtschaft in der EU an der kurzen Leine hält, um nicht unnötig Konkurrenz aufkeimen zu lassen. Viel muss sie deshalb nicht tun und die resultierende Ökobilanz hängt ihr dafür auch noch die Lorbeeren um.
    Irgendwo müssen die Grenzen des Wachstums schließlich verlaufen, die der Club of Rome einst ausgemacht hat.

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Das ist natürlich eine gewaltige Differenz zu heute. Würde die Blase aber endgültig zum platzen bringen, soviel ist gewiss.

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