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USA gegen China: Kampf um Vormachtstellung und die Demografie

Die USA wird sich gegen Chinas weiteren Aufstieg zur Wehr setzen, um seine Dominanz zu behalten. Chinas großes Problem ist die Demografie!

Die USA haben eine neue Regierung, vieles wird sich im außenpolitischen und wirtschaftlichen Vorgehen der Großmacht ändern, aber eines sicher nicht: Das Bestreben der Vereinigten Staaten, wirtschaftlich, technologisch und militärisch die Nummer eins zu bleiben. Man wird sich gegen Chinas weiteren Aufstieg zur Wehr setzen. Angesichts der Wachstumsraten und der Größe des Landes mit seinen 1,44 Milliarden Bürgern wird von Ökonomen schon in diesem Jahrzehnt der Führungswechsel erwartet. Es gibt nur ein Problem, welches sich nicht so einfach wegregieren lässt: es ist die Demografie Chinas.

USA gegen China: Die Wirtschaftsentwicklung im Corona-Jahr 2020

China ist die einzige große Volkswirtschaft, die das Coronajahr 2020 mit einem Wachstum (von 2,3 Prozent) beenden konnte. Im Unterschied zu den USA, die ein Minus von 3,5 Prozent verkraften mussten, von anderen westlichen Industriestaaten erst gar nicht zu reden (EU: minus 6,8 Prozent). Damit hat sich der Abstand der beiden führenden Volkswirtschaften ein weiteres Mal verringert. Erste Volkswirte verlagern den Zeitpunkt für den Überholzeitpunkt schon nach vorne. Wie auch das Centre for Economics and Business Research, welches in dieser Dekade für China mit jährlichen Steigerungsraten von rund fünf Prozent rechnet. Damit zöge das Reich der Mitte schon 2028 an den USA vorbei, fünf Jahre früher als zunächst angenommen.

Unter diesem Aspekt sind sicherlich die großen Konjunkturpakete der US-Regierung zu sehen, bei denen immer wieder auf das chinesische Vormachtstreben hingewiesen wird. Aktuelle Wirtschaftszahlen machen dies deutlich:

Im letzten Monat des Jahres 2020 erzielte China mit 78,2 Milliarden Dollar einen neuen Rekordhandelsüberschuss, westliche Staaten orderten insbesondere elektronisches Equipment, die Digitalisierung wird massiv vorangetrieben. Selbst bei ausländischen Direktinvestitionen enteilt China, denn diese kletterten im Jahr 2020 auf Jahressicht um neun Prozent auf 163 Milliarden Dollar. In den USA hingegen gab einen Rückgang um 49 Prozent auf 134 Milliarden Dollar.

Viele Investoren erhöhen ihren China-Anteil, was selbst den stets in Paradigmen denkenden US-Fondsmanager Ray Dalio zu folgender These veranlasste: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Finanzmärkte Shenzen und Shanghai mit London oder der Wall Street um Anlagekapital ernsthaft konkurrieren.“ Was natürlich noch ein gewaltiger Wachwechsel wäre, denn bei den Börsen liegen die USA mit ihren fast 42 Billionen Dollar Marktkapitalisierung noch sehr weit vorne.

China will die USA in ihren langfristigen Plänen bis 2050 in allen Belangen überholt haben, wenn es da nicht ein Problem gäbe.

Chinas Bevölkerungsentwicklung nach der Ein-Kind-Politik

Im Jahr 1979 hatte sich Chinas Regierung zum drastischen Schritt der so genannten Ein-Kind-Politik entschieden. Man wollte eine Kontrolle über das Bevölkerungswachstum erlangen, um die Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten und wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen.

Die Geburtenrate in China - Hemmnis im Kampf um Vormacht gegen die USA

Im Jahre 2017 ist Peking zur Zwei-Kind-Politik übergegangen, weil man sich der langfristigen Folgen dieses gewaltigen gesellschaftlichen Eingriffs gewahr wurde. Zwar wird Chinas Bevölkerung erst Ende der 2020-er-Jahre zu schrumpfen beginnen, aber eine andere Entwicklung wird das Wachstum schon eher determinieren, die stark alternde Bevölkerung. Doch zunächst zu den aktuellen Geburtenzahlen:

Pekings meldete für 2020 (erste Schätzungen, offiziell erst im Frühjahr) nur 10,04 Millionen Geburten, ein Rückgang von 15 Prozent zum Vorjahr.

Sicherlich keine Fehlannahme, da bereits mehrere Städte einen Geburtenrückgang von neun bis 26 Prozent gemeldet haben. Ausläufer westlicher Gepflogenheiten: Sehr hohe Immobilienpreise, die hohen Kosten für die Ausbildung für Kinder, eine höhere Scheidungsrate – und eben die Folgen der Ein-Kind-Politik.

Für China gilt auch wie für unsere Bevölkerung: Bei den heute erreichten Kinder-Sterblichkeitsraten muss eine Frau im Schnitt etwa 2,1 Kinder pro Frau gebären, um die Bevölkerung auf einem konstanten Niveau zu halten (exklusive Zuwanderung). Im Jahr 2019 betrug diese für China 1,6, nach Angaben von chinesischen Familienplanungsexperten der University of Wisconsin-Madison lag die chinesische Geburtenrate zwischen 2010 und 2018 bei durchschnittlich 1,18. Deshalb lautet auch der Titel eines Artikels von Liang Jianzhang, Wirtschaftsprofessor an der Guanghua School of Management der Universität Peking: „China ist in eine Niedriggeburtenfalle geraten!“

Das Land könnte alt werden, bevor es reich wird

China zählt mittlerweile zu den Ländern mit einer alten Bevölkerung. Im Jahr 2019 gab es im Reich der Mitte nach Angaben des Statistikamtes 254 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt waren, 18 Prozent der Gesamtbevölkerung, Tendenz stark steigend.

Ruchir Sharma, der Chefstratege bei der Investmentbank Morgan Stanley in New York, kommt zu der Schlussfolgerung: Die sinkende Zahl an Arbeitskräften sollte es unwahrscheinlich machen, dass die chinesische Wirtschaft künftig weiter um sechs Prozent pro Jahr wachsen wird.

Zwar haben auch die USA das Problem einer niedrigen Geburtenrate, aber die Zuwanderung in das Land der „ehemals“ unbegrenzten Möglichkeiten dürfte unter der neuen Regierung wieder höher werden.

Fazit

Sicherlich hat China einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufstieg erreicht, von einem Bruttoinlandsprodukt von 1,205 Billionen Dollar (2000) bis 14,86 Billionen Dollar (erwartet) im Jahr 2020. Erreicht durch eine junge und fleißige Bevölkerung, die auch zu Hungerlöhnen 60 Stunden in der Woche schuftete. Jetzt hat man in den Städten – es gibt bereits über 100 Städte mit über einer Million Einwohner – ein anderes wirtschaftliches und gesellschaftliches Niveau erreicht. Ob sich da die Vorgaben der chinesischen Führung so einfach weiter in die Zukunft fortschreiben lassen? Gegen manche Entwicklungen ist auch eine Zentralverwaltung nicht gefeit.

Daher: Chinas großes Manko im Kampf um die Vormachstellung gegen die USA ist der demografische Faktor!

Die USA und China im Kampf um die Vormachtstellung



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7 Kommentare

  1. Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Antwort. Und die ist falsch. So auch hier.

    China läuft jetzt erst mal in die Phase der „Demographischen Dividende“ hinein. So wie Europa in der Zeit nach 1975. Denn China „spart“ sich nun die Aufzugskosten durch kleinere Folgegenerationen, wird den Schwund auf der anderen Seite aber erst in einigen Jahrzehnten zu spüren bekommen. Aus dem Arbeitsleben ausscheiden wird demnächst nur die „verlorene Generation“ der Kulturrevolution. Deren Jobs aber liefern nur wenig Produktivität und werden in den nächsten Jahrzehnten ohnehin verschwinden (bzw. sie lassen sich mit wenig Aufwand weg rationalisieren, bzw. werden bereits an wirtschaftliche Nachzügler ausgelagert). Hinzu kommt das diese Generation mit einem sehr bescheidenen Wohlstand im Alter zufrieden ist. Ist selbst dieser doch um Größenordnungen höher als das was sie in ihrem Leben erlebt haben.

    In den USA passiert genau das Gegenteil. Das in der Breite zunehmend schlechtere Bildungssystem und die „verwokung“ des akademischen Vulgärproletariats hängt den USA zunehmend wie ein Mühlstein um den Hals. Nun sind nicht nur die „Alten“ eine wirtschaftliche Belastung, sondern zunehmend auch die Jungen.

    Wobei die Chinesen einen weiteren immensen Vorteil gegenüber dem sogenannten Westen haben. In ihrem Land funktioniert nämlich das Konstrukt Familie noch, das die Basis jeder funktionierenden Gesellschaft bildet. Wobei der Familienbegriff dort eher einem Clan entspricht, also dem Großgebilde mit Cousins, Cousinen, Onkeln und Tanten. Im Westen fällt das dagegen zunehmend auseinander, was den hiesigen Gesellschaften den Rest geben wird.

    Chinas eigentliches Problem mit den Jungen liegt woanders. Und das ist die völlig veränderte Einstellung der jungen Generation. Wer regelmäßig mit Chinesen zu tun hat, der wird feststellen, das die Jahrgänge ab Ende der 80er Jahre ein vollkommen anderes Verhalten an den Tag legen, als die Älteren. Sie kennen die echte Elendszeit nicht mehr, sind extrem materiell eingestellt, aber keineswegs mehr so leistungsorientiert wie die Alten. Zumindest erwarten sie eine sofortige Gegenleistung für ihr Engagement. „Langfristigkeit“ kommt in deren Wortschatz nicht vor.
    Während man in Sitzungen feststellt, das die Älteren häufig eine geradezu panische Furcht vor Vorgesetzten haben, ist diese bei den Jüngeren (ich spreche von Akademikern) nicht mehr gegeben. Das bedeutet nun nicht, das die offen rebellieren, aber sie verhalten sich extrem opportunistisch mit klarem Blick auf den eigenen Vorteil.

    “ die auch zu Hungerlöhnen 60 Stunden in der Woche schuftete“
    Auch das ist eine sehr „deutsche“ Sichtweise. Für Chinesen waren das schon nach kurzer Zeit keine „Hungerlöhne“ mehr, denn die Realeinkommen, selbst der untersten Einkommensschichten sind jährlich um etwa 10% gewachsen, was eine Verdoppelung alle 7 Jahre bedeutet. Die Leute hatten also eine ungeheure Motivation für ihre Leistung, ging es ihnen doch von Jahr zu Jahr deutlich besser.
    Die Herausforderung wird eher sein, wie das Land damit umgeht wenn diese Raten unvermeidlich sinken werden.

  2. Sehr interessant dieser Kommentar… Danke

  3. @thinkself – was ist denn „die „verwokung“ des akademischen Vulgärproletariats“?

  4. @thinkself
    ganz offensichtlich besitzen Sie das Potenzial und die Zeit, zu annähernd jedem Thema einen eigenen Artikel zu verfassen. Wohlgemerkt einen Artikel, keinen Kommentar…

    Ich bin mir sicher, dass Markus Fugmann bereit wäre, Ihnen eine Funktion als Gast-Autor einzuräumen, wie er es dankenswerter Weise auch vor einiger Zeit bei Wolfgang Müller getan hat. Damit hätten Sie ein eigenes Publikum, eine eigene Schiene, und wären in der Position, nicht nur auf fremde Themen und Meinungen Anderer reagieren zu müssen, sondern die eigenen Ansichten und Erkenntnisse effizienter zu kommunizieren und einem breiteren Publikum zur Diskussion zu stellen.

    Wolfgang Müller war und ist selbstverständlich meiner eigenen bescheidenen Meinung nach wie vor eine wertvolle und wohltuende Erweiterung des journalistischen Horizontes der FMW. Wohlgemerkt eine Erweiterung und Bereicherung.

    Also sehr viel mehr, als nur eine Abrundung oder Ergänzung zu den immer wiederkehrenden, provokativen, im Laufe der Jahre zunehmend unglaubwürdigen, langweiligen, nie bewiesenen, spekulativ auf eine unbstimmte Zukunft ausgerichteten, liberal-konservativen, österreichisch-freiheitlichen, krallenbewehrten und inflationären Halbwahrheiten in den Artikeln eines Mario Kummerfeld im allumfassenden und eng begreztem Protestuniversum von GEZ bis FFP. Dem man beim Insolvenzchen des sächsisch-anhaltschen Frittensatndbetreibers bis zum Untergnag des Europäischen Reiches seit Jahren tumb und gerne, laut und diffus, unreflektiert und multiplizierend Applaus zollt, wenn immer nur die dunkel-düsteren Wolken des Unterganges drohen.

    Im Gegensatz dazu besitzen auch Sie dieses positive, schöpferische und kontruktive Potenzial eines selbstdenken und freien Menschen und Journalisten, unabhängig davon, ob ich oder andere Leser mit Ihren Meinungen ständig konform gehen. Nutzen Sie Ihr persönliches Potenzial, schreiben Sie eigene Artikel, statt immer nur zu reagieren und damit als ewiger Nörgler auf jegliche Arbeit, Mühen und das Denken Anderer zu gelten. Als Widerspruchsgeist, Knurrhahn, ewiger Krittler und Miesmacher ohne eigene Meinung. Lassen Sie sich nicht abschrecken von meinem am eigenen Leib erfahrenen Beispiel eines wochenlang recherchierten Artikels, der durch schiere ökonomisch-juristische Drohgebärden eines milliardenschweren und uralten Influenzers zensiert werden musste.

    Je mehr Wahrheit und Fakten Sie eruieren, verifizieren, validieren und veröffentlichen, desto mehr Widerstand in der wahren Welt werden Sie erfahren. Desto mehr an eigener Erfahrung, an Realität und an Fakten haben Sie mit Anderen zu teilen.
    Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Individualität, Wahrheit und Grundrechte sollten weiterhin weit diesseits der Grenze zu abgehobenen, überteuerten Anwälten und extrem konstruierten Streitwerten stattfinden. Bitte vergeuden Sie nicht Ihr Potenzial für die Immer-gegen-Alles-Bewegung, die ist immer für Sie, solange es genug GEZ, FFP und FFF gibt.

  5. Das kann man auch anders sehen.Wenn ein Gesellschaft wachsen muss um die Altersrenten der Vorgänger zu bezahlen ist das ein SCHNEEBALLSYSTEM.Noch schlimmer wenn man es mit Einwanderung von sogenannten Fachkräften macht und später sieht,dass diese Leute die Systeme mehr belasten als nützen.Völlig logisch,dass die jetzige Generation mit dem Umlageverfahren die Vorgänger unterstützt ,die Kriegsjahre erlebten und teils gar nicht vorsorgen konnten.Jeder heute Geborene hat Möglichkeiten während ca.45 Jahren für sich selber vorzusorgen und nicht neben der Ausbeutung der Natur auch noch die Altersrente den Nachkommen anzulasten.Zudem würde eine immer wachsende SCHNEEBALLSYSTEM -Gesellschaft wie jedes andere Schneballsystem eines Tages kollabieren.Darum sehe ich die Einkind- Gesellschaft eher als Vorteil.Ich sehe die grösseren Risiken bei unseren Buchwert- Vorsorgesystemen,wo die Altersvorsorge teils aus Luftnummeraktien basieren und aus Firmen, die im Gegensatz zu früher teils keine 30Jahre überleben.(Aussage von AmazonBoss)
    Einkind-Familien sind doch eher schon begütert und sind nicht von der Unterstützung durch den Nachwuchs angewiesen. Als verwöhntes Einzelkind würde ich oft gehänselt, meine ANTWORT , ICH BIN ALLEINERBE.

  6. Pingback: das-bewegt-die-welt.de

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