Allgemein

Grünes Mandat der Notenbank? Vor EZB-Sitzung: Streit über interne Meinungsfreiheit

Unruhe in der EZB

Just als die Ratsmitglieder der EZB sich zu ihrer geldpolitischen Sitzung versammelten, kochte am gestrigen Mittwoch ein interner Konflikt hoch, der schon seit Wochen die Gemüter im EZB-Hochhaus am Frankfurter Osthafen erhitzt. Darüber berichtet Bloomberg.

EZB: Streit um Meinungsfreiheit und grüne Agenda

Es geht um Direktoriumsmitglied Frank Elderson, der in einer internen Sitzung vom “Umprogrammieren” von EZB-Mitarbeitern beim Klimathema gesprochen hatte und damit die Personalvertretung der Bank “schockiert” hatte. Bereits vor einigen Wochen hatten interne Umfragen große Unzufriedenheit in der Belegschaft gezeigt – 53% der Mitarbeiter waren unzufrieden mit dem Führungsstil von Christine Lagarde.

Im Intranet erschienen am Mittwoch zwei Mitteilungen der EZB-Führung an die Belegschaft zu dem Thema. Elderson selbst räumte eine falsche Wortwahl ein. Laut dem Brief der Personalvertretung hatte er die rhetorische Frage gestellt, warum die EZB Leute einstelle, “die wir umprogrammieren müssen, weil sie von den besten Universitäten kommen, aber immer noch nicht wissen, wie man das Wort ‘Klima’ buchstabiert.”

Elderson schrieb dazu an die Mitarbeiter:

“In einer kürzlich abgehaltenen internen Sitzung sagte ich, dass wir uns bei der Erfüllung unseres Mandats auf Fakten und Wissenschaft stützen müssen. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass sich unser Wissen und unsere Fähigkeiten im Gleichschritt mit dem wissenschaftlichen Fortschritt entwickeln, einschließlich der Erkenntnisse der Klimawissenschaft, die für unsere Mandate in den Bereichen Preisstabilität, Finanzstabilität und Bankenaufsicht von großer Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang habe ich das Wort ‘umprogrammieren’ verwendet, wo ich das Wort ‘schulen’ meinte — und hätte verwenden sollen. Ich bin und war immer ein überzeugter Verfechter der Gedankenvielfalt und aller sonstigen Formen der Vielfalt.”

Lagarde versucht zu schlichten

Parallel dazu teilte Myriam Moufakkir, Chief Services Officer der EZB und damit zuständig für den operativen Geschäftsbetrieb und die Personalplanung, im Intranet mit, dass Präsidentin Christine Lagarde sie beauftragt habe, sich an die Beleschaft zu wenden.

“Wir nehmen die Bedenken zur Kenntnis, die Mitarbeiter in Bezug auf die Äußerung von Frank Elderson geäußert haben”, erklärte sie. “Diversität und Inklusion sind in der Betriebskultur der EZB fest verankert und werden vom Direktorium positiv bewertet und aktiv gefördert.”

Ein EZB-Sprecher wollte sich zu den Aussagen von Elderson und Moufakkir nicht äußern.

Die Reaktion des Direkoriums ist wohl der erste Versuch, die Gemüter in der Sache zu beruhigen, die bereits zweimal zu kritischen Fragen an Lagarde im Europäischen Parlament geführt hat.

Ob und wie sich die EZB im Kampf gegen den Klimawandel engagieren sollte, ist seit Jahren umstritten und hat das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern der Zentralbank und ihrer Führung bereits belastet.

Die Beziehungen zu den Mitarbeitern waren bereits davor auf einem Tiefpunkt. Lagarde selbst und das Direktorium reagierten Anfang des Jahres eher gereizt auf eine Umfrage der EZB-Gewerkschaft Ipso, in der die Arbeit der Präsidentin mehrheitlich nur “schlecht” bis “sehr schlecht” abschnitt.

Die Befragung wurde als “fehlerhaft” abgetan und Lagarde sagte, sie vertraue nur den eigenen Erhebungen, die bessere Beurteilungen zeigten.

FMW/Bloomberg

Lesen Sie auch



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. die projektionen der ezb waren ja schon immer mit äusserst hoher akkuranz gesegnet. insb. die aktuellen aussichten zu den energie- und transportkosten mit deren inflationspotential werden die überprüfung der realität noch erleben müssen.

    den liquid-ecstasy gepimpten junkie-märkten scheint das aber mal für eine zumindest kleine party zu reichen.

    abgerechnet wird aber wie immer erst zum schluß. und geopolitisch wird ja derzeit so ziemlich alles aus den mainstream-medien gefiltert was z.b. aus nahost kommend irritieren könnte. speziell alles was evtl. aus dem iran an kommunikation kommt wird z.b. offensichtlich vorsorglich komplett gecancelt.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage