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Vorbote für Entwicklung auch bei uns? Chaos in Indien nach Verbot von großen Scheinen!

"Mit Geld kann man zwar kein Glück kaufen, aber es gibt dir die Möglichkeit, deine eigene Form des Unglücks auszuwählen!"

FMW-Redaktion

Als wir neulich bei der Sparkasse eine Bar-Einzahlung tätigten, kamen wir mit der Mitarbeiterin ins Gespräch über die Einstellung der EZB neue 500 Euro-Scheine zu drucken. Die Begründung, dass diese Scheine häufig gefälscht würden, ließ auch die Sparkassen-Mitarbeiterin laut auflachen – faktisch, das ist uns allen klar, werden die 50 Euro-Scheine viel häufiger gefälscht, faktisch geht es darum, das Lagern großer Geldsummen zu unterbinden, um die Flucht aus dem Negativzins zu erschweren. Denn das Verbot der 500er-Scheine sorgt für eine rapides Ansteigen der sogenannten „Tresorkosten“, also der Kosten für ein Unternehmen, Bargeld zu lagern: es müssen nun viel mehr Scheine gelagert werden, das braucht mehr Platz etc. etc. Stellt sich nur die Frage, ob die EZB wirklich bei den 500er-Scheinen halt machen wird..

All das sind aber Luxusprobleme, wenn man den Blick nach Indien richtet. Dort hatte die Modi-Regierung letzte Woche faktisch über Nacht die 500 und 1000er Rupienscheine für ungültig erklärt – stattdessen will sie nun neue 500er und 2000er-Scheine drucken. Der Grund für das Verbot: die massive Schattenwirtschaft in Indien: Ärzte, Immobilienunternehmen, Händler – sie alle nehmen Schwarzgeld an und horten es in Indien. Der Erlaß der Regierung Modi macht dieses Geld praktisch zunichte, weil die Besitzer nun erklären müssen, woher ihr Vorrat stammt. All das war gut gemeint von der wirtschaftsliberalen Modi-Regierung, die schon so manch alten Zopf in Indien abgeschnitten hat, um das Land endlich in die Moderne zu führen. Faktisch aber sorgt die Maßnahme für ein heilloses Chaos!

narendra_d_modi
Narendra Modi
Foto: Narendra Modi
Flickr: Narendra Modi

Der Grund: die Geldautomaten sind leer. Da die 500er und 1000er Scheine 86% des gesamten Bargeld-Umlaufs darstellen, kommt die Regierung nicht hinterher, die Geldautomaten mit den neuen Scheinen zu füttern – es bilden sich kilometerlange Schlangen vor Bankautomaten:

Oder die Automaten sind komplett leer:

Die Schattenwirtschaft in Indien wird auf mindestens 20% des BIP geschätzt. Ähnliche Verbote haben in Indien Tradition: so im Jahr 1946 und 1978. Im Alltag aber trifft die Maßnahme der Modi-Regierung vor allem die „kleinen Leute“, also meist selbständige Verkäufer: sie haben Verdienstausfällte, weil sie kein Cash haben und daher stunden- oder tagelang an Bankautomaten anstehen müssen – elektronische Zahlungssysteme stehen den meisten Indern nicht zur Verfügung (weniger als 10% der Inder haben jemals bargeldlos bezahlt). Über die Hälfte der Inder haben nicht einmal ein Bankkonto – daher spielt das Bargeld eine so zentrale Rolle.

Und so bestätigt sich eine Weisheit von Groucho Marx: „Mit Geld kann man zwar kein Glück kaufen, aber es gibt dir die Möglichkeit, deine eigene Form des Unglücks auszuwählen!“

Heute Nacht hat die indissche Zentralbank, so hört man, zugunsten der Rupie durch Dollar-Verkäufe interveniert. Und böse Zungen fragen: mit 500er und 1000er-Scheinen?



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