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Wirtschaftsleistung pro Kopf Warum das deutsche BIP in fünf Jahren tatsächlich geschrumpft ist

Die tatsächliche Wirtschaftsleistung, das BIP pro Kopf, ist in den letzten fünf Jahren geschrumpft, in den USA aber deutlich gestiegen.

Die deutsche Wirtschaft (Bruttoinlandsprodukt oder BIP, die Summe aller Waren und Dienstleistungen) ist in den letzten fünf Jahren deutlich gewachsen, wenn man nominelle Zahl betrachtet. Tatsächlich aber ist die Wirtschaftsleistung seitdem geschrumpft, wenn man sich die mal ganz nüchtern die Realität anschaut.

BIP nominell um 17,8 % gewachsen

Eine Volkswirtschaft kann (wie Deutschland) relativ einfach wachsen. Steigt die Bevölkerungszahl schnell an durch den Zuzug vieler Flüchtlinge, dann steigt das Volumen der Wirtschaft. All die Millionen Menschen müssen essen, trinken, kaufen Konsumgüter, nehmen Dienstleistungen in Anspruch usw. Auch kann durch die spürbar höhere Anzahl der Arbeitnehmer mehr BIP-Volumen erzeugt werden, ohne dass die Produktivität wächst – das Problem wird verdeckt, weil das Bruttovolumen so schön ansteigt. Dadurch wächst das Wirtschaftsaufkommen, das ist Fakt. Und so ist das nominelle BIP (der Blick auf die nüchterne Zahl) auch um 17,8 % gewachsen in den letzten fünf Jahren. Dies lag auch zu großen Teilen an der Inflation, also den stark gestiegen Preisen für Waren und Dienstleistungen. Rechnet man diesen Faktor heraus, wuchs das deutsche BIP in den letzten fünf Jahren real (inflationsbereinigt) nur noch um 1,1 %.

Reales BIP pro Kopf in fünf Jahren um 0,8 % geschrumpft

Wie das Flossbach von Storch Research Institute heute veröffentlicht hat, wuchs das reale BIP pro Kopf (auf den einzelnen Bürger herunter gerechnet) gar nicht, sondern es schrumpfte in den letzten fünf Jahren insgesamt um 0,8 %. Die Produktivität sank also, pro Arbeitnehmer wurde weniger erwirtschaftet. Die folgende Grafik zeigt es klar: Die Zahl der Beschäftigten ist in den letzten Jahren im Zug des Zuzugs aus dem Ausland spürbar gestiegen.

Die Beschäftigung in Deutschland ist deutlich gewachsen

Die folgende Grafik zeigt: Das BIP pro Kopf (schwarze Linie) ist in Deutschland aber gesunken. Jeder einzelne Bürger in Deutschland hat in den letzten fünf Jahren also im Schnitt 0,8 % weniger erwirtschaftet.

Vergleich von nominalen und tatsächlichem BIP in Deutschland

Die Experten von Flossbach von Storch schreiben dazu, Zitat: „Das unterliegende Produktivitätsproblem, ein Rückgang des BIP pro Beschäftigten, wurden jedoch für das reale BIP bisher durch eine Zunahme der Gesamtbevölkerung und der Beschäftigten überdeckt. Die Zahlen der Einwohner und Beschäftigten haben in Deutschland seit 2018 um circa zwei bzw. drei Prozent zugenommen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg sogar um sechs Prozent. Wäre die Gesamtbevölkerung so produktiv wie vor fünf Jahren, so hätte das reale BIP ebenfalls um mindestens zwei Prozent steigen sollen und das BIP pro Kopf wäre zumindest konstant geblieben.“

Vergleich zu den USA

Alle, die sich in der „Weisheit“ sonnen, dass Deutschland ja so modern, so fortschrittlich, so produktiv ist, sollten auf folgende Grafik schauen: Sie zeigt den Vergleich zu den USA. Seit 2018 sank das deutsche reale BIP pro Kopf wie gesagt um 0,8 %, während es in den USA um 7,5 % gewachsen ist. Im Gegensatz zu Deutschland konnten die USA also ihren Lebensstandard in den letzten fünf Jahren ausbauen.

Deutsches BIP pro Kopf im Vergleich zu den USA

Nachdem Deutschland von der Nachkriegszeit bis zur Jahrtausendwende durch einen stetigen Aufwärtstrend zu den USA aufschließen konnte, sehe man laut Flossbach von Storch Research Institute seit gut 20 Jahren einen kontinuierlichen Rückgang. Ein solches Phänomen trat davor nicht auf. Es sei offenbar zu einer Trendumkehr gekommen. Ein Grund: Der demographische Wandel habe in Deutschland bereits 2005 eingesetzt, während er die USA erst 2015 erreichte und sich dort zusätzlich auf einem niedrigeren Niveau vollzieht.

Vorschläge für eine höhere Produktivität

Was schlagen die Flossbach-Experten vor, um die Produktivität und damit das BIP pro Kopf in Deutschland zu steigern? Denn schließlich kann nur mehr Wohlstand verteilt werden, wenn er vorher erwirtschaftet wurde. In Kurzform: Flossbach wünscht sich mehr Investition in Jugendbildung und Berufsausbildung, und mehr Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und wirtschaftliche Angebotsbedingungen müssten verbessert werden – hier lauten die Stichpunkte Unternehmensgründungen, Innovationen, digitale Infrastruktur, Bürokratieabbau. Laut den Ökonomen täte Deutschland gut daran, sowohl mehr und als auch effizienter zu arbeiten. Steuern und Sozialabgaben müssten gesenkt werden. Dies mache das Land für qualifizierte Zuwanderer attraktiver, setzt Anreize für eine Ausweitung der Arbeitszeiten in Deutschland und senke die Lohnnebenkosten. Gleichzeitig sollten die Anreize zur Einwanderung in das Sozialsystem verringert werden.

Aussicht

Für Deutschland ist laut Flossbach klar geworden: Entweder schafft die Politik mit einer Agenda 2030 den Aufbruch zu Produktivitätssteigerungen, oder der Trend zu Wohlstandseinbußen werde sich fortsetzen. Letzteres bedeute mangelhafte öffentliche Infrastruktur, schlechtere medizinische Versorgung und gesellschaftliche Verteilungskämpfe. Kurzum ein Land mit wenig Entwicklungsmöglichkeiten für die nachfolgenden Generationen.



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7 Kommentare

  1. Jetzt merkt man es endlich, der einzige wichtige Punkt ist das BIP PRO KOPF inflationsbereinigt. Ich habe mich darum schon oft geärgert wenn man die Schrumpfung Chinas negativ darstellte.Die masslose Zuwanderung wird genau das Gegenteil bewirken dessen was man dem „ dummen Volk“ immer weismacht.

  2. Werden eigentlich neue Zeltstädte auch ins BIP eingerechnet? An der Westküste gibt es ja so viele schöne davon. Und im Landesinneren kommen nun auch neue dazu.

  3. Statistik- Künstler

    @ BIP, da das BIP dieser Leute negativ ist, wird es in der Statistik als SONDERBIP aufgeführt.

  4. Eine sehr wichtige Analyse. Hätte eigentlich von den Wirtschaftsweissinnen kommen müssen. Womit bis auf weiteres allerdings nicht zu rechnen ist. Unklar im Beitrag bleiben leider die Begründungen für die Produktivitätsschwäche. Irgendeine „Demografi“ ist es sicher nicht. Das wird die eigentliche Diskussion werden müssen.

  5. VORLEISTUNGSVERBRAUCH WIRD ABGEZOGEN.
    Wir haben ein Problem der Darstellung.
    Es ist nicht so, daß sich DIE DA EINIG SIND, IN DER BERECHNUNG DES VORLEISTUNGSVERBRAUCH.
    Angenommen ein Land hat in sich die Grundstoffe vollkommen zur Verfügung?
    Weizen, eine Vorleistung.oder ein BIP. Oder Export?
    Mehl eine Vorleistung.oder ein BIP. Oder Export?
    Brot ein BIP. Oder Export?
    Sind die Berrechnungen bei den Vorleistungsverbrauch bei den Ländern alle gleich?

    Das ist Theory. Noch ein Bier NORM? Habt ihr auch Dunkles?

  6. Finanz - Ingenieur

    @ Kläusi, das ist genau der Punkt, man hat bei der Interneteuphorie schon von Produktivitätsgewinn geschwärmt, das gleiche passiert jetzt mit KI. Das Gegenteil ist der Fall, die steigende Bürokratie frisst alles auf. Wenn auf 10 Handwerker 5 gutbezahlten Beamte ihm das Leben schwer machen ist das katastrophal.Dazu kommt dass ein grosser Teil der Bevölkerung beschäftigt ist mit Kryptoscheingewinnen
    Aktien und Finanzmanipulationen. Die Finanzindustrie als Sekundärindustrie ist heute viel grösser als die echte Industrie.In Amerika ist die wichtige Agrarindustrie nur ein kleiner Teil des Gesamt BIP.
    Daniel Stelter hats gesagt, das Jahrzehnt der anfassbaren Dinge wird kommen.Alles was man braucht zum Leben, Handwerk, Ernährung und Wohnen muss wertvoller werden.Inder Finanzindustrie wird praktisch nichts produziert. Kryptohandel, Börsen und Devisenhandel ist viel zu gross, dies sind ALLES NULLSUMMENSPIELE. Da gibt es noch andere Faktoren, Z.B. Wenn eine Stadt tausende von Polizisten braucht um nur eine minimale Sicherheit für den produktiven Bürger vor den unproduktiven Querschlägern zu schützen, und eines ist sicher, es wird noch schlimmer werden bevor es knallt und besser wird.
    P.S. Viele Ingenieure arbeiten in der Finanzindustrie und entwickeln Finanzprodukte statt Maschinen ! Merken sie etwas ?

    1. Young Global Leader

      Was die Produktivität gibt, das nimmt die Regulierung wieder weg. Ich frage mich allerdings, ob dieses feinkalibrierte Spiel nicht verstanden werden kann als ein Zwitter aus Stimulus und Protektionismus und ich weiß noch nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll.

      „Kryptohandel, Börsen und Devisenhandel ist viel zu gross, dies sind ALLES NULLSUMMENSPIELE.“

      Ja, aber das ist nur die Innenansicht der Teilnehmer an diesen Spielen. Im günstigen Fall wird Kapital umverteilt weg von Unternehmen und Staaten, die schlecht wirtschaften, hin zu solchen, die Gewinne ausweisen. Die Marktteilnehmer, die richtig erraten, welche Unternehmen in Zukunft Gewinne machen und wo andere Marktteilnehmer ihr Geld hinwerfen, die verdienen am besten. Klar, es gibt Hypes und Blasen, aber das ist nicht dasselbe wie Dekadenz.

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