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Warum der Abzug von Shell aus Russland keine Kleinigkeit ist

Das US-Finanzministerium verhängte am 23. Februar Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG und den Vorstandschef Matthias Warnig. Dazu veröffentlichte das Ministerium eine Generallizenz, die vorschreibt, dass alle Geschäftstätigkeiten mit der Nord Stream 2 AG bis zum 2. März 2022 einzustellen seien. Infolge der US-Sanktionen seien alle Mitarbeiter, die bei Nord Stream 2 in Zug arbeiten, also mehr als 140 Personen, entlassen worden, sagte der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelen im Schweizer Fernsehen und der Radiogesellschaft RTS. Die Nord Stream 2 AG könnte laut Berichten noch in dieser Woche in der Schweiz einen Insolvenzantrag stellen. Und jetzt zieht sich auch noch der Öl-Multi Shell aus Russland zurück. Diese Nachricht ist viel wichtiger, als man zunächst denken würde!

Know How-Träger Shell will aus Nord Stream 2 und Russland raus

Der holländische Mitfinanzier Shell von der Gaspipeline Nord Stream 2 teilte am 28. Februar mit, aus sämtlichen gemeinsamen Unternehmensaktivitäten mit Gazprom inklusive der Pipeline aussteigen zu wollen. „Wir sind schockiert über den Verlust von Menschenleben in der Ukraine, den wir bedauern, der auf einen sinnlosen Akt militärischer Aggression zurückzuführen ist, der die europäische Sicherheit bedroht“, sagte Ben van Beurden, Chief Executive Officer von Shell. Auf der Ausstiegsliste steht auch das LNG-Werk Sakhalin 2 an der russischen Ostgrenze auf der Pazifikinsel Sakhalin, an dem Shell zu 27,5 Prozent der Anteile hält, während Gazprom mit 50 Prozent beteiligt ist. Mitsui hat 12,5 % inne, und der Rest entfällt auf Mitsubishi. „Unsere Entscheidung zum Ausstieg treffen wir aus Überzeugung“, unterstrich van Beurden. Für Russland war Shell in der Vergangenheit ein wichtiger Partner, der wichtiges technisches Know How ins Land gebracht hat. Gerade bei der Produktion von russischem Flüssigerdgas LNG war Shell für Russland Wegbereiter. Auch im Nordwesten war der Bau einer LNG-Station nahe der russischen Anlandestelle für Nord Stream 2 im Gespräch.

2009 ging die erste Produktionslinie des LNG-Werkes von Sakhalin an der Pazifikküste in Betrieb. Zusammen mit der zweiten Produktionslinie können jährlich rund 9,6 Millionen Tonnen LNG produziert werden. Ein weiterer Ausbau steht seit langem auf der Agenda, weil auch Russland und somit Gazprom auf dem LNG-Markt mitmischen möchten. Dementsprechend war der Bau einer LNG-Einrichtung nahe der russischen Anlandestelle für Nord Stream 2 im Gespräch. Mit den Sanktionen und Shells Ausstieg aus dem russischen Markt, dürften diese Pläne erledigt sein oder zumindest in sehr weite Ferne rücken. Auch an Erschließungsarbeiten auf der Halbinsel Gydan in Nordsibirien war Shell zusammen mit Gazprom Neft beteiligt.

Tauziehen um Stiftungsgelder

In Schwerin steht Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wegen des jahrelangen Engagements für das russische Gasleitungsprojekt Nord Stream 2 unter Dauerbeschuss. Auf Twitter erklärt sie ihre Lage und forderte jetzt, dass Präsident Wladimir Putin den Krieg stoppt. Zur Stiftung Klima- und Umweltschutz Mecklenburg Vorpommern schrieb die SPD-Poltikerin: „Ich habe den Vorstand der Stiftung gebeten, die Arbeit der Stiftung ruhen zu lassen und im Rahmen der engen rechtlichen Möglichkeiten eine Auflösung der Stiftung auf den Weg zu bringen“, schrieb die SPD-Politikerin in einem anderen Tweet. Es solle zudem geprüft werden, „ob es rechtlich möglich ist, die von Nord Stream zur Verfügung gestellten Stiftungsgelder für humanitäre Zwecke einzusetzen“. Gegen die Auflösung der besagten Stiftung Klima- und Umweltschutz Mecklenburg-Vorpommern wehrt sich indes der Vorstandsvorsitzende Erwin Sellering. So soll jegliche Zusammenarbeit und Geschäftstätigkeit mit Nord Stream 2 beendet werden. Doch die Forderung, „die Stiftung insgesamt aufzulösen und auch die engagierte Arbeit der allein für Klimaschutz zuständigen Geschäftsstelle – die keinerlei Bezug zu Nord Stream 2 hatte und hat – einzustellen und das von Nord Stream 2 stammende Stiftungsvermögen einem anderen Zweck zuzuführen“, sei „rechtlich ausgeschlossen.“

Wie Medien berichten, erklärte ein Unternehmenssprecher, dass wegen der Situation bei der Nord Stream 2 AG die Aktivitäten für die Tochtergesellschaft Gas for Europe in Schwerin gestoppt worden seien.


Foto: © Nord Stream 2 / Axel Schmidt



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