Gas

Aussagen aus Russland Warum Gaspreise in Europa wieder sinken könnten

Laut der Aussage eines russischen Experten könnten die europäischen Gaspreis demnächst wieder fallen. Hier ein Blick auf die Gesamtlage.

Gas-Flamme auf einem Herd

Nimmt die Ostseegasleitung Nord Stream 1 nach der Jahreswartung die Gaslieferungen wieder auf, könnten die Gaspreise an europäischen Handelsplätzen merklich zurückgehen. Davon zeigte sich Iwan Timonin vom russischen Energieberatungsunternehmen Vygon Consulting überzeugt. „Die Wiederaufnahme der Lieferungen über Nord Stream 1 kann in naher Zukunft zu einem deutlichen Preisrückgang auf dem europäischen Gasmarkt führen“, zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti den Energieexperten heute. Ebenso kann sich laut Timonin die Inbetriebnahme neuer LNG-Anlagen, wie zum Beispiel Tangguh LNG in Indonesien und Coral South FLNG in Mosambik, auf den Rückgang der Gaspreise auswirken. Sollte sich die Inbetriebnahme jedoch verzögern, werde das zu einem neuen Wachstumstreiber der Gaspreise in Europa werden.

Gründe für den Anstieg der Gaspreise

Seit dem 13. Juni legten die Gaspreise ein kräftiges Wachstum hin. Als die wichtigsten Faktoren für den stetigen Preisanstieg auf dem europäischen Markt seit Mitte Juni nannte der Vygon-Analyst den Unfall im LNG-Werk Freeport in den USA, die deutliche Reduzierung der Lieferungen über Nord Stream 1 infolge der verzögerten Rückgabe einer Gaspipeline-Turbine aus der Reparatur in Kanada, und schließlich das komplette Einstellen der Lieferungen wegen der alljährlichen Wartungsarbeiten im Juli – weswegen die Gasspeicher in Deutschland ab letzter Woche keine kräftigen Anstiege mehr verzeichneten. Zuletzt war die Lage bei den Speichern stabil bzw minimal ansteigend.

In Deutschland überschlagen sich seither die Berichte zu Notstand und Vorsorge für den Winter. In einem Schreiben informierte Gazprom Export die Gasimporteure Uniper und RWE über gelieferte Fehlmengen, berichteten Medien. Als Grund dafür führte die Exporttochter des russischen Gaskonzerns Gazprom „Force Majeure“, sprich Höhere Gewalt, ins Feld. Kremlsprecher Dmitri Peswkow beteuert zugleich immer wieder, dass die Reduzierung der Gaslieferungen in eine Reihe europäischer Länder auf Probleme mit Siemens-Turbinen zurückzuführen sei, die zum Gastransport über Nord Stream 1 im Einsatz sind. Die russische Seite hege darin keine Absicht. Dies seien Folgen der antirussischen Sanktionen. Russland habe Gaslieferungen nie benutzt, um irgendjemanden zu bestrafen, sondern Gas ausschließlich im eigenen Interesse verkauft.

Anzeichen für sinkende Gaspreise

Am 15. Juli fielen die Gaspreisnotierungen bei den TTF Gas Futures von 180 Euro auf rund 160 Euro und liegen aktuell bei diesem Wert. Das könne auf kurzfristige Abweichungen am Markt zurückzuführen sein, heißt es bei Ria Nowosti. Es sei auch möglich, dass die Preissenkung durch Berichte über die Rückgabe von Turbinen für Nord Stream 1 aus Kanada nach Russland beeinflusst wurde. Theoretisch könnte dies zu einer Steigerung des Transports auf ein Volumen von fast 170 Millionen Kubikmetern pro Tag (62 Milliarden Kubikmeter im Jahr) führen. Aber es bleibe unklar, ob Gazprom die Lieferungen nach der Rückgabe der Turbine erhöhen wird.

Siemens-Turbine ab August betriebsbereit

Die russische Wirtschaftszeitung Kommersant berichtete über die Rückführung der Turbine per Flugzeug von Kanada nach Deutschland. Demnach sei sie am 17. Juli bei Siemens Energy eingetroffen und soll per Fähre und auf dem Landweg über Helsinki nach Russland zur Verdichterstation Portowaya im Leningrader Gebiet, etwa 20 km von der Grenze zu Finnland entfernt, transportiert werden. Da das fünfte Paket der EU-Sanktionen kein Verbot der Lieferung von Gasturbinen an die Russische Föderation enthält, sollte es hier keine Schwierigkeiten geben. Es könne jedoch während des Zollverfahrens zu Verzögerungen kommen.

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Zum 24. Juli soll laut Kommersant die Turbine in Russland eintreffen und die Inbetriebnahme weitere drei bis vier Tage dauern. Folglich und unter Berücksichtigung der Installationszeit sollte sie Anfang August betriebsbereit sein, um Gas über Nord Stream 1 zu pumpen. Auch wenn die Wartungsarbeiten an der Gasleitung am 21. Juli zu Ende gehen, bleibt bis zur Inbetriebnahme der besagten Turbine weiter Spielraum für Spekulationen und einen Anstieg der Gaspreise. Vielleicht sorgen im Gegenzug Einsparungen im Gasverbrauch und neue Lieferanten für Entlastung.



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