Heute Vormittag hatte ich das Szenario beschrieben. Für heute lagen die Erwartungen bei 6,8 Prozent Inflation in den USA für den Monat November, ein weiterer Anstieg. Sollte sie so hoch oder noch höher steigen, könne der Goldpreis abrutschen – denn dadurch wäre der Druck auf die Federal Reserve noch größer die Zinsen früher und kräftiger anzuheben – was wiederum den Zinsmarkt attraktiver macht gegenüber dem zinslosen Gold. Und genau bei den erwarteten 6,8 Prozent wurde die US-Inflation auch gemeldet.
Aber warum steigt der Goldpreis seit 14:30 Uhr denn an von 1.774 Dollar auf 1.784 Dollar, und warum steigen Dax und Dow um 40 und 60 Punkte an? Die 6,8 Prozent bedeutet, dass die Erwartung des Marktes exakt getroffen wurde. Dann kann man als Marktteilnehmer auch sagen, dass dieses Ereignis bereits genau so eingepreist war. Und man kann sagen „Gott sei Dank, die Inflation hätte auch höher ausfallen können als erwartet“ (so wie in den Vormonaten). Und da quasi Schlimmeres ausgeblieben ist, dürfte der Druck auf die Fed auch erstmal nicht noch stärker ausfallen, die Zügel der Geldpolitik noch schneller zu anzuziehen.
Deswegen sehen wir aktuell bei den Renditen für US-Staatsanleihen (Zehnjährige von 1,50 Prozent auf 1,47 Prozent) und beim US-Dollar einen kleinen Rückgang, und bei den Aktienmärkten ein kleines Plus – denn weniger stark steigende Zinsen sind auch gut für die Aktienmärkte als Anlagealternative zu Zinsanlagen. Gleichzeitig kann das zinslose Gold ein klein wenig nach oben profitieren, weil wie gesagt „Schlimmeres“ in Sachen Inflation und Druck auf die Fed ausgeblieben ist. Man muss es aber nochmal erwähnen: „Schlimmeres als erwartet“ ist ausgeblieben. Denn es ist ein Anstieg von 6,2 Prozent im Oktober auf jetzt 6,8 Prozent. Die Inflation in den USA steigt also weiter an, und die Fed wird ihre Geldpolitik straffen – nur bleibt fürs Erste der Druck zu einer „noch stärkeren“ Straffung aus.
Auch Holger Zschaepitz sieht es aktuell so. Die Inflationszahl war „besser als befürchtet“.
CRAZY! Bonds rally w/US 10y yields drop to 1.48% as #inflation at 6.8% MATCHES forecasts. Market has become accustomed to upside surprises, so figure was better than feared. BUT w/inflation at highest in 39yrs, it’s highest in entire lifetimes of most Americans. Median age ~38yrs pic.twitter.com/YBzAjJswI6
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) December 10, 2021
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Wenn die Inflationserwartung bei 100% liegt, aber dann nur 99% erreicht werden, ist man glücklich, daß es nicht 100% waren🥴.
So wie man 1923 glücklich war, wenn man statt der erwarteten zwei, nur eine Schubkarre voller Geld
zum Einkaufen brauchte😞.