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Warum Lael Brainard nächste Fed-Chefin werden könnte

Wer ist Lael Brainard - wird sie neue Fed-Chefin?

Lael Brainard mit Jerome Powell und Randy Quarles

Innerhalb der nächsten Tage will sich US-Präsident Biden entscheiden, wer ab Februar 2022 die US-Notenbank Fed führen wird: der Amtsinhaber Jerome Powell oder doch Lael Brainard.

Lael Brainard – was ihre Biografie von Fed-Chef Powell unterscheidet

Wer aber ist eigentlich Lael Brainard? Die Tochter eines amerikanischen Diplomaten wurden in Hamburg geboren und wuchs in Westdeutschland und Polen auf (wo ihr Vater als wohl erster US-Diplomat enge Kontakte zur Oppositionsgruppe Solidarność pflegte). Sie selbst hat es später so formuliert: „Ich bin hauptsächlich hinter und entlang des Eisernen Vorhangs aufgewachsen.“

All das ist sicherlich ungewöhnlich für eine Notenbankerin. Später ging sie in die USA und machte ihren Doktor in Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University. Nach dem Studium begann sie ihre berufliche Karriere bei der Beratungsgesellschaft McKinsey & Company, wo sie sich unter anderem mit Kleinstunternehmen in Westafrika beschäftigte.

Lael Brainard hat also durch ihre Biografie, anders als Amtsinhaber Jerome Powell, eine grundsätzlich internationale Perspektive auf die Dinge. 1997 wurde sie dann Wirtschafts-Beraterin der Clinton-Administration, Der nächste Karreire-Sprung folgte dann unter US-Präsident Obama: sie wurde Unterstaatssekretärin des US-Finanzministeriums für internationale Angelegenheiten. Nach ihrem Abgang 2013 wurde sie dann 2014 in die Fed berufen, mit zahlreichen Aufgabenbereichen:

  • Administrative Governor, Chair of the Committee on Financial Stability
  • Committee on Federal Reserve Bank Affairs
  • Committee on Consumer and Community Affairs
  • Committee on Payments, Clearing and Settlements
  • Subcommittee on Smaller Regional and Community Banking Organizations.

 

Lael Brainard ist derzeit das einzige Mitglied der US-Demokraten innerhalb der Fed – Amtsinhaber Powell aber ist Republikaner. Während Lael Brainard eine lange Geschichte mit den Clintons und mit Obama hat, ist Jerome Powell noch von Donald Trump zum Fed-Chef ernannt worden (wenngleich Powell unter Trump nicht gerade ein einfaches Leben hatte). Als US-Demokratin und Frau ist aus Sicht vieler US-Demokraten Brainard eine interessante Wahl als Fed-Chefin: sie verkörpert geradezu idealtypisch die eher internationale Agenda der Biden-Regierung, ganz im Gegensatz zum „Trump-Kandidat“ Powell.

Aber es geht um noch viel mehr: denn Biden ist unter Druck durch die beiden Flügel der US-Demokraten: den linken Demokraten (Progressives) und den rechten Demokraten (Moderates).

Warum Lael Brainard für Biden ein Befreiungsschlag sein könnte

Bekanntlich sind die Zustimmungswerte für US-Präsident Biden derzeit überschaubar. Immerhin ist das Infrastruktur-Programm nun beschlossen worden, dennoch bleibt der Druck auf den US-Präsidenten hoch: es droht eine krachende Niederlage bei den US-Zwischenwahlen im nächsten Jahr.

Zwar läuft die US-Wirtschaft gut, aber die Inflation ist hoch und frißt so an der Kaufkraft der Amerikaner. Selbige sind, wenn es ans eigene Portemonnaie geht, eher weniger entspannt: Es muß also etwas getan werden gegen die Inflation – der aktuelle Fed-Chef Powell aber begnügt sich bislang damit, Wunschvorstellungen zu verkünden: die Teuerung werde 2022 schon wieder zurück gehen. Aber das ist einfach nur der Hoffnungs-Modus. Nach wie vor pumpt die Fed Liquidität in die Märkte, wenn auch absehbar immer weniger in den nächsten Monaten (Tapering).

Unter Powell, soviel ist klar, wird sich nicht viel ändern. Und hier eröffnet sich für Biden mit Brainard eine interessante Option: er könnte in Sachen Inflation Trump und Powell den Schwarzen Peter zuschieben, mit dem Tenor: viel zu wenig Aktionen gegen die massive Teuerung, daher muß ein game changer her. Und solche game changer werden glaubhafter mit neuem Personal, ergo mit Lael Brainard. Powell hat monatelang die Inflation „herunter geredet“ – aber die Teuerung ging dennoch immer weiter. Diese Fehlprognose und die als Skandal empfundenen Trading-Aktivitäten einiger Fed-Mitglieder haben dem Ruf von Jerome Powell schwer geschadet.

Lael Brainard und die linken US-Demokraten

Lael Brainard dagegen ist unbelastet von solchen Vorwürfen. Sie ist eine Anhängerin stärkerer Regulierung des Finanzsektors – und das ist ein großes Plus vor allem aus Sicht linker US-Demokraten. Die von Trump und Powell vorangetriebene Deregulierungen durch Aufweichungen des Dodd–Frank Acts hat sie stets entschieden abgelehnt und dafür viel Zustimmung des linken Flügels der Demokraten gewonnen, mit dem sie stets im Austausch war, auch wenn sie selbst eher liberale als linke Positionen vertritt.

Vertreter dieser „Progressives“ haben es so formuliert: “She was not our friend under Obama, but she’s our friend now”. Und: „She is mainly defending Obama-era regulatory policies that were too weak to begin with“.

Nun kommt der politische Aspekt ins Spiel: Biden muß sowohl die „Progressives“ als auch die „Moderates“ ruhig stellen. Eine Ernennung von Lael Brainard als Fed-Chefin wäre für die linken Demokraten vor allem in Sachen Regulierung des Finanzsektors ein Volltreffer. Mit ihr könnte Biden also den linken Flügel befriedigen – was ihm dann wiederum Spielraum geben würde, auch den rechten „Moderates“ das eine oder andere Zugeständnis zu machen.

Wie wird Biden sich entscheiden? Wie werden es abwarten müssen. Für die Wall Street ist Powell der Wunschkandidat – man weiß, was man von ihm bekommt. Aus politischer Sicht aber würde für Biden die Nominierung von Lael Brainard sehr viel Sinn machen. Für die demokatische Wählerbasis ist das nämlich eine Entscheidung zwischen Politik und Interessen der Finanzindustrie. Da aber Biden um sein politisches Überleben vor den US-Zwischenwahlen kämpft, ist es alles andere als unwahrscheinlich, dass er die politische Karte zieht und Lael Brainard zur nächsten Fed-Chefin ernennen wird!



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5 Kommentare

  1. Aber was kann die Lael Brainard gegen die Inflation tun? Die kann doch bei der Verschuldung der US Amerikaner auch nicht die Zinsen erhöhen. Ob durch ein schnelleres Tapering die Inflation runter geht, ist auch fraglich.

    1. sie könnte Signale geben: etwa Tapering schneller durchziehen etc.

  2. Jetzt muss sie es erst mal werden und dann schauen, wie die Aktienmärkte reagieren. Ob das ein Game Genger wird?

    1. ich behaupte nicht, dass das ein game changer wäre, eher ein game gender :)

  3. Ich lese über Lael Brainard eigentlich immer, dass sie noch dovisher sei als Jerome Powell.

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