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Aktionäre gucken trotz Solar-Booms in die Röhre Warum Solar-Aktien einbrechen, obwohl die Branche boomen sollte

Warum Solar-Aktien einbrechen, obwohl die Branche boomen sollte

Es ist schon verwunderlich, dass die Aktien der weltweit größten Hersteller von Solarmodulen einbrechen, obwohl die Nachfrage steigt und die Solar-Branche angesichts des Umstiegs auf erneuerbare Energien boomen sollte. Woran liegt das?

Auch hierzulande gehören Erneuerbare Energien zu den wichtigsten Stromquellen. Deutschland setzt dabei vor allem auf Wind- und Sonnenenergie. Unsere Energieversorgung soll am besten eher heute als morgen klimaneutral werden. Andere Länder gehen einen ähnlichen Weg, wenn auch etwas durchdachter als in Deutschland. Die Solarparks nehmen zu und man sieht immer häufiger Solarpanels auf den Dächern.

In vielerlei Hinsicht läuft die Solarenergiebranche also so gut wie nie zuvor, da der Wettlauf um die Verlangsamung der globalen Erwärmung die Nachfrage nach Solarmodulen auf ein Rekordhoch treibt. Versuchen Sie einmal, das den Anlegern der weltweit größten Solaranlagenhersteller zu erklären. Diese gucken trotz des Booms in die Röhre, denn der Sturzflug der Solar-Aktien setzt sich trotz der steigenden Nachfrage nach Solarmodulen fort.

Aktien der Solar-Branche brechen ein

Wie Bloomberg berichtet, sind die Aktien eingebrochen, da die sinkenden Preise die Gewinnspannen drücken und der Ausbau der Fabriken die Angst vor Überkapazitäten schürt, während sich die Anleger auf neue Sektoren wie die künstliche Intelligenz konzentrieren. Die kombinierte Marktkapitalisierung der vier größten Hersteller von Solarmodulen, die alle in China ansässig sind, ist seit August um mehr als 40 % gesunken.

Aktien von Solar-Herstellern in China brechen ein
Chinas größten Solar-Hersteller verlieren 40% an Marktkapitalisierung

„Es handelt sich um eine Branche, in der es fantastisch laufen sollte, aber stattdessen hat eine wachsende Zahl von Unternehmen zunehmend zu kämpfen“, sagte Cosimo Ries, Analyst bei der Beratungsfirma Trivium China.

Der Einbruch folgt auf einen atemberaubenden Anstieg, der dazu führte, dass sich der Aktienkurs des weltweit größten Solaranlagenherstellers Longi Green Energy Technology von Anfang 2020 bis Ende 2021 mehr als verfünffacht hat.

Trotz hoher Nachfrage fallen Aktien

Die Nachfrage nach Solarmodulen ist aufgrund der Klimaziele der Regierungen und der Sorge um die Energiesicherheit sprunghaft angestiegen, während Verbesserungen in der Lieferkette die Installationen beschleunigt haben. Die Welt ist auf dem besten Weg, bis 2030 eine Gesamtkapazität von 5.300 Gigawatt zu erreichen – das entspricht in etwa der Menge an Solarenergie, die in Szenarien benötigt wird, in denen die globalen Netto-Null-Ziele erreicht werden, so BloombergNEF letzten Monat.

Aber das hat nicht ausgereicht, um den Schwung der Solarunternehmen aufrechtzuerhalten. Der Kurs von Longi Green ist seit Ende Juli 2022 um 54 % eingebrochen und fiel am Mittwoch in Shanghai sogar um weitere 2 %. Trina Solar hat im gleichen Zeitraum 49 % verloren, während JA Solar Technology und Jinko Solar mindestens 22 % niedriger notieren.

Überkapazitäten als Problem

In der zweiten Hälfte des letzten Jahres begann sich die Lage zu wenden. Neue Fabriken wurden in Betrieb genommen, um einen Engpass bei der Produktion von Polysilizium, dem wichtigsten Material für die Herstellung von Solarmodulen, zu beseitigen, was zu einem Preisverfall in der gesamten Lieferkette führte. Die Citigroup stufte Longi kürzlich auf „Verkaufen“ herab, weil sie befürchtet, dass die Gewinnspannen des Unternehmens sinken könnten, da das Angebot schneller wächst als die Nachfrage.

Solarmodule: Überkapazität löst Preisverfall aus - Nachfrage und Angebot
Preisverfall von Solarsilizium

Laut Dennis Ip, einem Analysten von Daiwa Capital Markets, wirken sich auch die Fondsströme negativ auf die Aktien der Solarbranche aus, da die Anleger ihr Geld aus dem Bereich der sauberen Energie in Bereiche wie künstliche Intelligenz umschichten.

Die Hersteller bauen ihre Kapazitäten für die Produktion von Solaranlagen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. Nach Angaben von BloombergNEF gibt es derzeit genug Fabriken, um 657 Gigawatt Solarmodule pro Jahr zu produzieren, weitere 336 Gigawatt sind angekündigt oder im Bau. Für dieses Jahr wird ein Anstieg der Gesamtinstallationen auf 344 Gigawatt erwartet.

Der Solarmodul-Hersteller Longi warnte kürzlich vor Überkapazitäten und erklärte, dass mehr als die Hälfte der chinesischen Solarhersteller in den nächsten zwei bis drei Jahren aus dem Markt gedrängt werden könnten, wenn die derzeitige aggressive Ausweitung der Produktionskapazitäten anhält.

„Es gibt keine Möglichkeit, dass die Branche mit dieser Art von Kapazitätserweiterung Schritt halten kann“, so Ries von Trivium. „Irgendein Ereignis, das wir vielleicht nicht vorhersehen können, könnte die ganze Sache kippen und eine neue Konsolidierungswelle auslösen.

Überkapazität von Solarmodulen - Aktien fallen trotz großer Nachfrage
Überkapazität von Solarmodulen

Solarhersteller in den USA profitieren

Nicht alle Solarhersteller sind am Boden zerstört. Es gibt auch Ausnahmen wie zum Beispiel die Aktien von First Solar mit Sitz in den USA, das weit weniger produziert als seine chinesischen Konkurrenten, aber vom Inflationsbekämpfungsgesetz der Regierung Biden profitiert. Die Aktien von First Solar haben sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.

Aber die Branche hat schon früher Höhen und Tiefen erlebt. Laut BNEF waren Suntech Power Holdings und Yingli Green Energy Holding in den Jahren 2010 bzw. 2012 die weltweit größten Hersteller von Solarmodulen. Suntech meldete später Konkurs an, während Yingli eine gerichtliche Umstrukturierung durchführen musste.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. 5,3 Terrawatt nicht schlecht.
    Wenn 5,3 Terrawatt heisst Leistungsabgabe in der Stunde mal 24 mal 365 Tage hätte Mann 46.428 Terrawattstunden.
    Wenn das die Daten wären für 24 Stunden am Tag Optimaler Sonneneinstrahlung auf der ganzen Welt an einen Tag. Prima.
    Bitte bei Datenweitergabe um Irrungen Vorzubeugen uns genaue Daten zu übermitteln.
    EIN paar Zahlen und Namen ist nicht gedient. Meine Irrung BITTE Korrigieren.
    Bei NETTO NULL gibt es auch immer wieder Erklärungsbedarf.
    Emmissionsvermeidung, Aus der Athmosphäre Co 2 Entzug, Co2 Senken.

    Weltjahresverbrauch 25.000 Terrawattstunden. mein gott ungefähr……

    1. Aha, und dann sollen sie in Wüstengebieten ausgestellt werden?
      Auch mit Kohlekraftwerken, wenn es zu warm wird?
      Nicht gerade eine Verkaufsförderung

      Hitze lässt Solarmodule versagen – Großbritannien reaktiviert Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung

      https://blackout-news.de/aktuelles/hitze-laesst-solarmodule-versagen-grossbritannien-reaktiviert-kohlekraftwerke-zur-stromerzeugung/

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. @Helmut
    Warum wohl Helmut, wird in Wüstengebieten mit viel Sonne wenig bis gar kein Solar gemacht ? Der Minderungseffekt ist seit langem bekannt. Ägypten könnte ohne Rücksicht auf die Kosten ihre Wüste zupflastern – zum Wohle der Aktien. Ebenso Australien den ganzen outback. Photovoltaik ist eben auch nicht das Gelbe vom Ei. Die müssten doch alle schon seit Jahren ihre Wüsten voll gestellt haben. Nein statt dessen bauen sie Kernkraftwerke wie die Saudis. Nein, das sind keine grünen Freunde.

  3. 5300 Gigawatt (Millarden Watt) als weltweit benötigte Strommenge anzugeben ist tatsächlich ein schlechter Witz.
    Der weltweite Primärenergiebedarf lag schon 2014 laut Wikipedia bei ca. 160 Petawatt (Billarden Watt) .
    Um die Klimaziele zu erreichen müssen wir sämtliche Energiebereiche Dekarbonisieren.
    Sie liegen hier um ungefähr den Faktor 30.000 falsch.
    Die Weltbevölkerung wächst. Unser Energiebedarf leider auch.
    Der aktuelle anteil Erneuerbarer Energie in Deutschland am Gesamtenergiebedarf unseres Landes liegt aktuell bei ca. 18%.
    Da ist wohl noch Luft nach oben.
    Wenn dieser Artikel serios gemeint ist sollten Sie ihn korrigieren.

  4. Ich meine natürlich 5.300 GWh und 160 PWh.
    Bitte um Verzeihung.

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