Händler setzen verstärkt auf weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB), nachdem die unerwartet hohe Inflation in Großbritannien die Argumente für eine weitere Straffung untermauert hat. Die Geldmärkte preisen laut Bloomberg bis Oktober einen Leitzins (Einlagenzins derzeit 3,50 %) von 4 % ein, wobei eine Anhebung um einen Viertelpunkt bei der Sitzung im nächsten Monat als so gut wie sicher gilt, wie an die Sitzungstermine gekoppelte Swaps zeigen. Zuletzt wurde ein solches Niveau im März eingepreist.
Heute veröffentlichte Daten zeigen, dass die Inflation in Großbritannien den vierten Monat in Folge höher war als erwartet. Dies erhöht den Druck auf die Bank of England, die Zinsen aggressiver anzuheben, und hält die Anleger in Sorge über das anhaltende Wachstum der Verbraucherpreise weltweit.
EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte betont, dass sich die Währungshüter bei der EZB keine Sorglosigkeit in Bezug auf die Inflation leisten können und sich keine Gedanken über eine zu starke Anhebung der Zinsen machen sollten. Die Gesamtinflation im Euroraum kühlt sich zwar ab, liegt aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der Notenbank von 2%. Die Notenbanker haben ihre Entschlossenheit bekundet, sie wieder unter Kontrolle zu bringen.
Goldman Sachs, UniCredit und BNP Paribas gehören zu den Banken, die nach der jüngsten Anhebung um einen Viertelpunkt auf 3,5 % ihre Prognosen für den Endzins auf 4 % geändert haben.
FMW: Wir hatten es gestern besprochen: Erst hatte die EZB die hohe Inflation überhaupt nicht wahrhaben wollen. Und nun übertreibt sie es wohl mit ihren Zinserhöhungen massiv, um sich nicht ein zweites Mal zu blamieren. Da Zinserhöhungen vielleicht erst mit zwölf Monaten Verzögerung wirken, könnte dadurch die Rezession in den nächsten Quartalen weiter verstärkt werden. Die Aussage von Isabel Schnabel, man solle sich keine Gedanken über eine „zu starke Anhebung der Zinsen“ machen, könnte im Nachhinein fatale Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben.
FMW/Bloomberg
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