FMW-Redaktion
Die folgenden Zahlen zeigen sehr gut, warum ein zukünftiger freier Handelszugang zu Großbritannien vor allem für Deutschland so immens wichtig ist. Ja, natürlich ist klar, dass wir Exportweltmeister sind. Aber mit Großbritannien haben wir den mit Abstsand größten Außenhandelsüberschuss. Laut Statistischem Bundesamt hat Deutschland in 2016 für 86,1 Milliarden Euro nach UK exportiert, und von dort nur im Wert von 35,6 Milliarden Euro importiert. Ein gigantischer Überschuss von 50,5 Milliarden Euro, so hoch wie mit keinem anderen Land! Erst danach folgt der deutsche Überschuss im Handel mit den USA im Volumen von 49 Milliarden Euro.
Dabei bedenke man, dass UK nur gut 1/5 der Einwohnerzahl der USA hat – dennoch hat man mit Deutschland ein größeres Handelsdefizit als die USA – das ist schon beachtlich. Frankreich hat gegenüber Deutschland ein Defizit von 35,7 Milliarden Euro. Das immer noch so große Defizit der Briten gegenüber Deutschland ist umso erstaunlicher, als dass die deutschen Waren für Briten im 2. Halbjahr 2016 durch das drastisch abgewertete Pfund (drastisch verteuerter Euro) spürbar teurer geworden sind. Und dann immer noch so ein Defizit auf britischer Seite – das zeigt eine strukturelle Schwäche in der Industrie, auch wenn die insgesamt gerade leicht profitiert durch das schwache Pfund. Das Statistische Bundesamt merkt aktuell explizit an Zitat:
Besonders die Automobilindustrie könnte vom Brexit betroffen sein, denn das mit Abstand wichtigste deutsche Exportgut in das Vereinigte Königreich waren im Jahr 2016 Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile mit 27,2 Milliarden Euro. Damit war das Vereinigte Königreich exportseitig zweitwichtigster Handelspartner für die deutsche Automobilindustrie nach den Vereinigten Staaten mit Exporten in Höhe von 29,5 Milliarden Euro.
Nach Frankreich ist UK für Deutschland der zweitwichtigste Absatzmarkt in der EU. Von deutschen Exporten in EU-Länder im Wert von 707 Milliarden Euro gingen letztes Jahr 14,3% nach Frankreich. Dann folgt UK mit einem Anteil von 12,2%. Andersrum ist UK nur der acht größte Importeur für Deutschland. Nur 6,5% der Importe aus der EU kamen aus UK. Was folgt daraus? Britische Importzölle für deutsche Exporteure wären verdammt geschäftsschädigend. Aber im Gesamtbild gesehen zwischen dem großen EU-Block und dem deutlichen kleineren Großbritannien hätte natürlich die Insel deutlich mehr zu verlieren bei gegenseitigen Zöllen nach dem Brexit.
Die folgende Grafik zeigt die enormen Unterschiede beim Außenhandel einzelner EU-Staaten. Deutschland produziert einen gigantischen Überschuss von 257 Milliarden Euro. Die relativ kleinen Niederlande sind mit 59 Milliarden Euro verdammt gut dabei. Das eigentlich kaputte, aber im Norden industriell doch sehr gut aufgestellte Italien ist mit +51 Milliarden Euro dabei, Irland mit +47. Frankreichs strukturelle Schwäche in der Industrie sieht man gut bei -65 Milliarden Euro im Außenhandel. Die grundlegende brutale Schwäche der Briten ist mit -204 Milliarden Euro erst recht nicht zu übersehen.
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