Aktien

Die großen Player haben verloren! Geld und ihren Glauben an Draghi..

Von Markus Fugmann

Gestern haben eine Menge Leute eine Menge Geld verloren. Und es waren die „Dickfische“ der Branche, die großen Player am Markt, die massive Verluste erlitten haben. Pensionskassen, staatliche Pensionsfonds, große Banken wie Goldman Sachs, Vermögensverwalter, und besonders Hedgefonds (die überwiegend extrem short waren im Euro). Gestern war der Tag des größten Schmerzes vor allem für institutionelle Anleger.

Klar: die Aktienmärkte haben stark verloren, insbesondere der Dax, der den größten Tagesverlust seit dem Black Monday am 24.August einstecken mußte. Aber wichtiger für die Finanzmärkte, schon wegen dem bewegten Volumen, ist das, was am Devisenmarkt und am Anleihemarkt passiert ist. Und hier sind die großen Player am Start, die, die Märkte bewegen und die Richtung vorgeben. Auch klar ist: gestern haben auch die Privatanleger überwiegend „auf die Mütze bekommen“, aber für das, was nun in Zukunft passieren wird, sind die Institutionellen entscheidend. Und die müssen jetzt erst einmal die Wunden lecken!

So hat der Euro gestern einen regelrechten Aufwärts-Crash erlebt, der Dollar kollabierte – und damit implodierte eine zentrale Wette der großen Player am Markt. Der gestrige Anstieg war der größte Tagesgewinn des Euro seit 2009, als die Fed ihr QE1 startete und so den Dollar zum Abschuß frei gegeben hatte. Dass der Euro steigen wird, weil die EZB und vor allem Mario Draghi nicht liefert, hat kaum jemand antizipiert, weil es eben nicht der Erfahrung der Vergangenheit entsprach, als Draghi stets übererfüllt hatte. Insofern war das gestern eine Art „Schwarzer Schwan“, ein völlig unerwartetes Ereignis.

Das zeigt sich auch am gigantisch großen (Staats-)Anleihemarkt, an dem eurpäische Staatsanleihen ein regelrechtes „Blutbad“ erlebten. Auch hier gilt: ist das Boot zu voll, weil alle mit ihren Wetten im gleichen Boot sitzen, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem es kentert.

Diesen Schiffbruch der Märkte hat gestern Goldman Sachs paradigmatisch nach der PK von Draghi auf den Punkt gebracht – und gesteht damit eine herbe Fehleinschätzung ein. Hier das Statement von Goldman nach der Draghi-Enttäuschung:

„We badly misread this meeting.

Given the mixed messages from the ECB over QE, starting with the Bund sell-off in May, we had thought there were bigger stakes at play than the usual considerations around growth and inflation. Indeed, we expected President Draghi to deliver a forceful message, in part to fix some of the damage wrought over the summer. But today badly wrong-footed us and, in our view, further damaged the credibility of ECB QE.

(..) The bigger disappointment came in the press conference, when a smaller-than-expected extension of QE, upward revisions to growth, and a stand-offish message on further deposit cuts took EUR/$ near 1.09.

Our impression from the press conference was that this message was deliberate, so that the Governing Council seems far less willing to ease aggressively than we had expected. At current levels, meaning around 1.09, EUR/$ prices only the 10 bps deposit cut, given that a good part of the decline from 1.13 prior to the Oct. 22 meeting was driven by the hawkish FOMC (Oct. 28) and strong payrolls (Nov. 6). That might be a reason to remain optimistic about further declines in EUR/$, especially with Fed lift-off around the corner. But the stakes for EUR/$ and the ECB are higher.“

Die zentrale Botschaft Goldmans: die EZB hat an Glaubwürdigkeit verloren, Subtext: Draghi hat an Glaubwürdigkeit verloren. Damit ist die zentrale Wunder-Figur, die die Märkte maßgeblich geprägt hat, entzaubert. Aus Super-Mario ist ein geschwächter Draghi geworden, der nicht imstande war, sich innerhalb der EZB (gegen Deutschland) durchzusetzen. Dass Draghi diesen Machtkampf überraschenderweise verloren hat, kostete die Big Player jede Menge Geld. Und so schnell wird sich das nicht mehr reparieren lassen. Draghis „whatever it takes“ zur Rettung des Euro 2012, sein „whatever it takes“ zur Ankurbelung der Inflation vor wenigen Wochen wird nie mehr das sein, was es einmal war: eine Glaubensgewißheit der Märkte. Gestern war also gewissermaßen ein Tag der Aufklärung, des Glaubensverlustes. Und der Verlust von Glaubensgewißheiten ist immer ein schmerzhafter Prozeß, dessen Verarbeitung noch lange anhalten wird!



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7 Kommentare

  1. Haha, das selbe Lied wie bei Kleinanleger. Umso mehr man verloren hat umso lauter tönt man ins Horn und ist zutiefst beleidigt. „Siehe Goldman Sachs“.

    Ich hab voll auf Short gesetzt und hab dafür das Geld von denen eingesammelt. Es war mir alles zu optimistisch. Das kann nie gut gehen dachte ich mir noch. Die Lemminge hat man ja regelrecht beobachten können im Euwax.

    Die Armen Teufel. Da haben gestern echt viele Leute, viel Geld verloren!

    1. Falls dein langfristig erfolgloses Ego es zugelassen hat, dann hast Du wenigstens deine Positionen auf BE abgesichert oder schon verkauft. Ansonsten kann es nächste Woche sein, das die Institutionellen bei Dir das Geld einsammeln, siehe Rebreak heute in den US-Futures.
      Die Big Boys behalten nicht gerne ihre Positionen über das Wochenende wenn es nicht mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zum großen Fressen kommt…

  2. Keine Panik: Das Geld ist nicht weg,……… und ein Dankeschön an Hr. Fugmann
    für seine tägliche Updates.

    LG

    1. Ich schließe mich dem Dank an. Herr Fugmann Sie leisten super Arbeit. Kein Tag ohne FMW.
      Grüße Scheer

  3. Vor ein paar Tagen kommentierte auf dieser Seite mal jemand, Herr Fugmann möge doch mit seinen Statements nicht soviel Wasser in den Wein geben. Es liefe doch gerade alles so schön nach oben.

    Herr Fugmann meinte daraufhin, er fürchte dass wir schon zu viel des guten Weines gehabt hätten und es zu einem Kater kommen könne.

    Wie Recht er doch mal wieder hatte.
    Als einer der ersten hat er auch die China-Probleme bereits im Frühsommer immer wieder und verstärkt angesprochen

  4. Soll das ein Witz sein? Mit Aussicht auf ein Goldenes Kreuz waren alle long. Da haben gerade die grossen Spieler mal abkassiert. Die realen Verluste sind bei geringer Liquiditaet und wenigen schlechten Spielern begrenzt.

  5. Draghi macht keine Entscheidungen gegen Goldman Sachs, Draghi ist Goldman Sachs. Diese Bank ist darauf spezialisiert eigene Mitarbeiter in einflusreiche Positionen zu bringen. Der Euro ist zwar gestiegen, es wird aber nur ein kurzfristiger Spaß werden. Es könnte auch sein, das die Fed tatsächlig den Zins anheben will, den Dollar aber nicht zu stark werden lassen kann. Erst nach der nächsten Sitzung der FED wissen wir, was los ist. In Wahljahren sind keine Zisanhebungen zu erwarten.
    Da ich Euros Cash habe, Euros verdiene und eine längere Reise plane bin ich natürlich dankbar für jede Stärkung des € gegenüber dem US-$, an den die meisten Währungen immer noch gebunden sind.

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