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Was machen Trader und Investoren derzeit? Fragen an einen Broker

Ein Insider-Blick auf das Verhalten von Tradern und Investoren..

Wer wissen will, was an den Märkten passiert, der sollte nicht nur die Kursentwicklungen im Blick behalten, sondern auch „in die Praxis“ gehen.
Was machen Trader und Investoren derzeit – welche Trends sind bei Investoren und Spekulanten ganz konkret greifbar? Wir fragen daher nach bei einem Broker – in diesem Fall bei DEGIRO, einem Universalbroker:

FMW: Sie sind ein Universalbroker, bieten also, anders als andere Plattformen, die sich ausschließlich auf den CFD-Handel fokussieren, etwa auch den Aktienhandel an (long und short). Nun sind beim CFD-Handel durch die neuen ESMA-Vorschriften für alle jene, die nicht als Profi-Händler eingestuft worden sind, die Hebel reduziert worden. Wie macht sich das bei Ihren Kunden bemerkbar? Gibt es so etwas wie eine „Flucht aus CFDs“ in andere Anlagevehikel?

Manuel Suckart, DEGIRO: Auch bei DEGIRO gab es bzgl. der neuen ESMA-Vorschriften einige Änderungen. Seit kurzem dürfen CFDs in Verbindung mit anderen Wertpapieren nicht mehr im gleichen Kundenkonto gehandelt werden. Zudem wurde der maximale Hebel bei Aktien-CFDs auf maximal 5:1 angepasst.
Das Transaktionsvolumen blieb in diesem Jahr bei Hebelzertifikaten bislang konstant, obwohl in den Sommermonaten das Volumen bei Anlegern traditionell geringer ist. Auffälliger ist aber der Anstieg von gehandelten Futures, die wenig Margin erfordern. Diese konnten von den Einschränkungen im CFD-Handel bislang profitieren. Allen voran der Mini-DAX (FDXM) erfreut sich bei unseren aktiven Anlegern immer größerer Beliebheit. Im August gab es dabei einen sprunghaften Anstieg des gehandelten Volumens. Der FDXM ist ein sehr liquides Produkt und wird an der Eurex mittlerweile mit hohen Volumen gehandelt.

FMW: Normalerweise gibt es bei Investoren und Spekulanten etwas, was man in der Fachsprache als „home bias“ bezeichnen könnte: man handelt das, was man besonders gut zu kennen glaubt, als etwa den Dax oder deutsche Aktien im Falle deutscher Kunden. Ist das bei Ihren Kunden auch der Fall?

Manuel Suckart, DEGIRO: Der Home bias Effekt ist bei DEGIRO-Kunden nicht so stark ausgeprägt, wie man es eigentlich von Privatanlegern erwarten sollte. Durch unsere konkurrenzfähigen Gebühren wird der Zugang zu den US Märkten und auch asiatischen Märkten sehr stark erleichtert. Allerdings ist festzustellen, dass in vielen Kundenportfolios ausschließlich die altbekannten großen Techwerte im Nasdaq und China zu finden sind. Hier trifft im Endeffekt wieder Ihre These zu, da diese Unternehmen im Alltag oder in den Medien sehr prominent vertreten sind.

FMW: Derzeit ist viel die Rede von der Krise der Schwellenländer.
Gibt es bei Ihren Kunden auch eine „Flucht“ aus Aktienindizes oder Währungen der Emerging Markets – und wenn ja, in welche Märkte fließt derzeit das Geld Ihrer Kunden?

Manuel Suckart, DEGIRO:
Es ist festzustellen, dass unsere Privatkunden in den letzten Wochen noch stärker in USD notierte Produkte investieren. Der US-Markt gilt anscheinend momentan als sicherer Hafen, was sich an den stagnierenden Renditen der US-Staatsanleihen ablesen lässt. Marktteilnehmer erwarten sich mittelfristig auf Grund der erwarteten Zinssteigerungen der FED steigende Renditen bei US-Staatsanleihen. Für Privatanleger bleibt es weiterhin spannend, ob sich die Türkeikrise durch einen Knock-On Effekt auf andere Emerging Markets ausweiten wird und sich dabei die Kapitalflucht in den USD noch verstärken wird.

(Hinweis der Reaktion: Die Fragen wurden von der FMW-Redaktion und Manuel Suckart von DEGIRO gemeinsam entwickelt)


Manuel Suckart, DEGIRO



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1 Kommentar

  1. Danke für die wertvollen Einblicke! Sehr aufschlussreiches Interview.

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