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Fast nur Geldanlagen in Öko-Fonds in Europa

Fast nur in Europa wird in Öko-Fonds investiert, das zeigen aktuelle Statistiken. Sind wir so schlau, oder sind eher die Amerikaner schlau?

Eine Windturbine in Australien
Eine Windturbine in Australien. Photographer: Carla Gottgens/Bloomberg

Sind die Zahlen so eindeutig, weil die Europäer so schlau und zukunftsorientiert sind? Oder ist es eher genau anders rum? Es zeigt sich, dass der Markt für umweltbezogene Investmentfonds in den USA und in China im Vergleich zu Europa sehr klein ist. Ende Juni waren rund 32 Milliarden Dollar in Öko-Fonds (oder auch Klimafonds) in den USA investiert, verglichen mit 447 Milliarden Dollar in Europa und 44 Milliarden Dollar in China, wie laut Bloomberg aus den von Morningstar zusammengestellten Daten hervorgeht. „Das globale Bild zeigt, dass die USA deutlich hinter ihren größten, konkurrierenden Märkten zurückbleiben“, sagte Hortense Bioy, Morningstars Global Director of Sustainability Research.

Asien und USA investieren fast nichts in Öko-Fonds

Auf die USA entfallen derzeit nur 6 % der Anlagen in Öko-Fonds – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Größe der Kapitalmärkte des Landes. Ein wichtiger Grund für die schwache Performance ist, dass das meiste Geld in Unternehmen aus dem Solar- und Windsektor geflossen ist, einem Teil des US-Aktienmarktes, der in den letzten zwei Jahren durch steigende Zinssätze in Mitleidenschaft gezogen wurde, so Bioy.

Regulierung pusht Anlagen in Öko-Fonds in Europa

Im Gegensatz dazu hätten europäische Fonds in rasantem Tempo Investoren angezogen, insbesondere solche, die sich auf Unternehmen konzentrieren, die die Klimakrise in ihren Geschäftsstrategien berücksichtigen und somit besser auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft vorbereitet sind. Gleichzeitig habe die Regulierung eine herausragende Rolle bei der Verbreitung von aktiv und passiv verwalteten Klimaübergangsfonds in Europa gespielt, nachdem 2021 die Pariser und klimaorientierten Benchmarks eingeführt wurden, so Bioy. Die Benchmarks sind so konzipiert, dass sie die Abschwächung des Klimarisikos berücksichtigen und Investitionsoptionen bieten, indem sie ein jährliches Dekarbonisierungsziel von mindestens 7 % festlegen, was dem Dekarbonisierungspfad des 1,5 Grad-Szenarios des Intergovernmental Panel of Climate Change entspricht.

Anreize in China

Was China betrifft, so hat die Verpflichtung des Landes, den Höchststand der Kohlendioxidemissionen bis 2030 zu erreichen und bis 2060 kohlenstoffneutral zu sein, das Interesse an der Anlageklasse verstärkt. In Anbetracht dieser übergreifenden Ziele sind auf Provinz- und Kommunalebene zahlreiche steuerliche Anreize entstanden, darunter finanzielle Belohnungen für Unternehmen, die jährliche Ziele zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen erreichen, sowie Subventionen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die zu einer besseren Energieeffizienz beitragen, so die Morningstar-Forscher. Chinesische Unternehmen profitieren auch von der Dominanz des Landes in der Lieferkette von Infrastruktur und Materialien für erneuerbare Energien, darunter Photovoltaikmodule, Windturbinen und Batterien für Elektrofahrzeuge.

USA mit Nachholbedarf

„Unterm Strich haben die USA einen großen Nachholbedarf, wenn es darum geht, Anlegern Lösungen für das Management klimabezogener Risiken und Chancen in Anlageportfolios anzubieten“, so Morningstar. Der Anbieter zählt mehr als 1.200 Fonds mit einem klimabezogenen Mandat, im Jahr 2018 waren es weniger als 200. Rund 870 der Angebote befinden sich in Europa, 223 in China und 117 in den USA. Die Fonds sind in fünf Kategorien unterteilt: Klima-Übergangsfonds (die in Europa besonders beliebt sind), kohlenstoffarme Fonds, grüne Anleihen, Klimalösungen und Fonds für saubere Energie oder saubere Technologien.

Investieren in die selben Unternehmen

Ein Blick unter die Haube zeigt, dass Klima-Übergangsfonds – unabhängig davon, ob sie von Europa oder den USA aus verwaltet werden – an vielen der gleichen Unternehmen beteiligt sind, darunter Alphabet Inc., Schneider Electric SE, Microsoft Corp., ASML Holding NV und Roche Holding AG. Es handelt sich dabei um Unternehmen, die die Auswirkungen der globalen Erwärmung bei der Ausarbeitung ihrer Geschäftsstrategien berücksichtigen. Klimaübergangsfonds sind der am schnellsten wachsende Teil des Marktes. Erst letzte Woche hat BlackRock Inc., der weltweit größte Vermögensverwalter, angekündigt, den Climate Transition-Oriented Private Debt Fund auflegen zu wollen.

In den 18 Monaten, die im Juni endeten, flossen in den USA rund 5,8 Milliarden Dollar in Klimaschutzfonds, wobei fast drei Viertel dieser Mittel in zwei börsengehandelte Fonds flossen: Xtrackers MSCI USA Climate Action Equity (Ticker USCA) und iShares Climate Conscious & Transition MSCI USA (USCL), so Morningstar. Diese Zuflüsse trugen dazu bei, die Abflüsse aus Saubere Energie- und Technologiefonds auszugleichen, einschließlich des ishares Global Clean Energy ETF (ICLN), der Nettoabflüsse in Höhe von mehr als 500 Millionen US-Dollar hinnehmen musste. Die in den USA ansässigen Anleger haben die sich langsam vollziehende Energiewende sicherlich noch nicht so schnell erkannt wie ihre europäischen Kollegen, aber sie scheinen jetzt endlich aufzuwachen.

Kommentar

FMW: Oder investiert man doch lieber weiterhin vermehrt in fossile Energien? Schließlich war die Performance in fossile Geldanlagen zuletzt glänzend, und die in Öko-Geldanlagen desaströs (hier ein Vergleich). Auch die Tatsache, dass Exxon heute für 60 Milliarden Dollar ein Fracking-Unternehmen gekauft hat, zeigt, dass man beispielsweise in den USA weiterhin massiv auf fossile Investments schaut.

FMW/Bloomberg



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