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Wirtschaftsprognosen: Der IWF aktualisiert seine Glaskugel

Die IWF-Zentrale in Washington DC

In der Juli-Prognose hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2021 aktualisiert. Mit zum Teil großen Anhebungen, die sich aus den nach oben revidierten Wirtschaftsdaten aus vieler Herren Länder ergeben. Dabei könnte man bei der größten Volkswirtschaft der Welt gleich einmal kräftig daneben liegen, wie es die erste Schätzung für das US-Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal zeigt.

Die neuen Prognosen des IWF

Insgesamt soll die Weltwirtschaft laut IWF 2021 um sechs Prozent wachsen, im Jahr darauf noch einmal um 4,9 Prozent. Hier die neuesten Veränderungen beim Bruttoinlandsprodukt ausgewählter Staaten, in Klammern der Einbruch im Vorjahr:

Indien: plus 9,5 Prozent (-7,3 Prozent)
China: plus 8,1 Prozent (+2,3 Prozent)
Großbritannien: plus 7,0 Prozent (-9,8 Prozent)
USA: plus 7,0 Prozent (-3,5 Prozent)
Kanada: plus 6,3 Prozent (-5,3 Prozent)
Spanien: plus 6,2 Prozent (-10,8 Prozent)
Frankreich: plus 5,8 Prozent (-8,0 Prozent)
Italien: plus 4,9 Prozent (-8,9 Prozent)
Russland: plus 4,4 Prozent (- 3,0 Prozent)
Deutschland: plus 3,6 Prozent ( minus 4,8 Prozent)
Japan: plus 2,8 Prozent ( – 4,7 Prozent)

Auffällig ist, welche gigantische Wachstumsrate man den USA und China für dieses Jahr zuschreibt und wie sich Deutschland fast am Ende der Tabelle wiederfindet. Natürlich auch dem Basiseffekt geschuldet, desto stärker der Einbruch im Vorjahr, umso beeindruckender die Zahlen der Erholung.

Die erste Bekanntgabe des US-BIP für das 2.Quartal 2021

Am gestrigen Donnerstag wurde sie bekannt gegeben, die erste Schätzung für das Wachstum der US Wirtschaft im zweiten Quartal. Es wurden 6,5 Prozent auf Jahressicht, erwartet hatte man 8,5 Prozent, manche Erwartung ging sogar noch höher, angesichts der gewaltigen Gewinnsteigerung bei den Unternehmen in der aktuellen Berichtssaison. Aber die Aktienkurse spiegeln nicht unbedingt die Wirtschaft wider, deutlich erkennbar im Vorjahr, als viele Dienstleistungsunternehmen in extreme Existenznot gerieten, ohne Auswirkung auf Indizes, weil man eben nicht börsennotiert war. Im ersten Quartal lag das Wachstum bei 6,4 Prozent, wie will man da in den restlichen Quartalen auf die vom IWF prognostizierte Wachstumszahl kommen? Wo man doch allgemein annimmt, dass Q2 Peak Growth gebracht hat? Aus der Übersicht von Advisor Perspectives: Amplituden in beide Richtungen, wie noch nie seit 1945.

Grafik zeigt Wirtschaftsleistung

Bei den Revisionen der Gewinnprognosen des IWF zum April des Jahres hat man die Schätzungen für Großbritannien um 1,7 Prozent, Kanada um 1,3 Prozent, Italien und die USA um 0,6 Prozent besser bewertet, China um 0,3 Prozent, Japan um 0,5 Prozent und Indien um 3,0 Prozent abgestuft. Ein Grund dafür die Entwicklung von Corona und die Veränderung bei den Inflationsraten, deshalb musste der Internationale Währungsfonds besonders bei den Entwicklungsländern in Fernost nachregulieren, was sich aber auch für die westlichen Industrieländer weiter bemerkbar machen könnte – Stichwort Störung der Lieferketten.

Fazit

Warum gibt es immer so viele Prognosen, von denen im Vorfeld schon bekannt ist, dass sie in Bälde revidiert werden müssen? Weil sie nachgefragt werden, Menschen brauchen einen Anker, für diverse Entscheidungen. Aber Wirtschaft ist zumindest 50 Prozent Psychologie, wusste schon Ludwig Erhard, mit extremen Launen der Verbraucher, im Positiven Reflexivität genannt, wo sich die wirtschaftlich Handelnden unglaublich rasch auf neue Bedingungen einstellen. Das letzte Jahr war eine Periode, wo Prognosen anfänglich nicht einmal eine Halbwertszeit von einem Monat hatten. Die Stimmung der Konsumenten spielt eine große Rolle, deshalb achtet man in den USA von Seiten der Federal Reserve besonders auf das Verbrauchervertrauen. Als Taktgeber des Konsums mit seiner extremen Bedeutung für das Bruttoinlandsprodukt.

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Deshalb auch die großen Rettungspakete des Vorjahrs, aber mit Helikoptergeld ist es vorbei und die Konsumenten müssen ihr Einkommen wieder allein erwirtschaften. Damit sind wir schon bei einigen Unwägbarkeiten für das zweite Halbjahr in den USA, wo die Impfquote bei gut 50 Prozent der Bevölkerung schon fast zum Erliegen kommt. Wie geht es weiter mit Delta, was kommt nach dem Sugar Rush bei der Konjunktur, mit Wachstumsraten wie in einem Entwicklungsland, weit über Trendwachstum? Wie wird die Inflation das Konsumverhalten beeinflussen, kommt es zum Angstsparen? Auf einen Sugar Rush folgt oft ein Zuckerschock mit gegenteiligen Auswirkungen – es kommt die Zeit der Revisionen, das wahrscheinlich einzig sichere an der Prognose.



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